Häuser und Mauern, welche die Menschen überdauern,Bäume und Hecken, die sich über viele Menschalter strecken,Dunkel und Sternenheer, in unendlich geduldiger Wiederkehr,Kamen mir auf den Hügelwegen in der Sommernacht entgegen.Nach der Farbe von meinen Haaren, bin ich noch der wie vor Jahren,Nach meiner Sprache Klang und an meinem GangKennen mich die Gelände und im Hohlweg die Felsenwände.Viele Wünsche sind vergangen, die wie Sterne unerreichbar hangen,Und einmal steht das Herz am Wege still,Weil es endlich nichts mehr wünschen will.
Fern, irgendwo im Himmelblau, Ein sonderzartes Land. Die Heiden weiß, Besprossen lilaklare Primelblüten. Blüten groß, offen erschlossen, Augen, weite Augen, die an Tränen saugen, Sanfte Augen, die ein Paradies behüten. Mit weißen Fingern Ein stilles Kind Spielt mit den Primeln, Lacht mit dem Wind. Zaudernd auf schleichenden Zehen, Über die Blüten, Weiße Rudel Von weißen Rehen. Alles so licht und so eigen. Einsam entblättert das Schweigen.
Wir standen heute still am Zaun von einem fremden Garten,Sah´n hin und sah´n das Wintergras am Teich auf Sonne warten.Im Wasser lag verjährtes Laub gleichwie auf Glas,Am Ufer saß ein Büschel Veilchen jung erblüht im gelben Gras,Und frisches Lilienkraut wuchs grün bei Tuffsteinblöcken,Am Himmel oben gingen Wolken jugendlich in weißen Röcken.Wie wenig Welt tut schon den Augen gut!Nur ein paar Atemzüge lang hat´s Herz dort ausgeruht,Nur ein paar Augenblicke tat es säumen ...Wir sind doch alle in den weiten LebensräumenZaungäste nur bei Wünschen und bei Träumen.
Grau verwirrt der leere Wald.Mit tausend blauglühenden Ätheraugen,Hoch durch schwarzen Fichtenbehang,Irren Heere blauer gigantischer Blüten.Von fremden Dolden,Niemand hat je sie belauscht,Blüht jeder Morgen im GraseEisiger Samen.Graue Frauen,Die lautlos im Reigen kamen,Sind lautlos gegangen.Der Bleichen JuwelenStrahlende FädenIrisgrün, irisgolden,Hangen an allen Zweigen.In nackten Kronen singenWachszarte Ströme der Sonne.Um bloße Säulen,Auf weißen Schwingen kreistEinäugig ein Aar,Das Schweigen.
Jetzt ist es Herbst,Die Welt ward weit,Die Berge öffnen ihre ArmeUnd reichen dir Unendlichkeit.Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,Die Bäume sehen in den Staub,Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.Jetzt ist es Herbst,das Herz ward weit.Das Herz, das viel gewandert ist,Das sich vergnügt mit Lust und List,Das Herz muß gleich den Bäumen lauschenUnd Blicke mit dem Staube tauschen.Es hat geküßt, ahnt seine Frist,Das Laub fällt hin, das Herz vergißt.
O Regen sag´ du kommst so hoch daher,Ist droben auch der Tag spurlos und leer?Du fällst zum Fluß und schwimmst zum Meer,Glaubst, du enteilst dem Leid und suchst Genuß?O wüßten alle nur, was doch ein jeder wissen muß:Die Tage lassen keine Spur, so wenig wieDer Regen auf dem Fluß, —Die Liebe nur…
Die Sonne war wieder einmal am Ziel.Wie ein Apfel, der golden ins Dunkel fiel,So löste sie sich aus den Wolken losUnd sank den Hügeln in den Schoß.Die Lerchen schliefen schon im Feld.Wir gingen einsam durch die WeltMit Lippen und mit Wangen rot;Die kannten weder Schlaf noch Tod.Ein Vogel jählings schrie im Schlaf,Sein Ruf uns beide schreckhaft traf,Wie ein Gedank´, der aufgewacht,Einer, der Angst hat vor der Nacht.Die Fledermaus, die kreuzte vorbei,Und immer einsamer gingen wir zwei.Der Wald und Acker schrumpften ein,Und alles ward im Dunkel klein.Wir fühlten plötzlich wunderbar,Daß jeder Halm entschlummert war,Und dachten beide darüber nach:Warum bleibt stets die Sehnsucht wach?
Sommermonde machen Stroh aus Erde,Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde,Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden,Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen.Blumen nahen sich mit großen Köpfen und scharlachen,Blau und grün und gelb ist das Gartenbeet, hell zum Greifen,Als ob grell mit Pfauenschweifen ein Komet vorüberweht.Und mein Blut, das atemlos bei den sieben Farbenstreifen stille steht,Fragt sich: wenn die Blum´, Baum und Felder sich verschieben,Ob zwei Menschen, wenn die Welt vergeht,Zweie, die sich lieben, nicht von allen Wundern übrig blieben.
Die blühenden blauen Konraden,Sie fielen mit den Ähren;Das Korn liegt still in SchwadenIm Sonnenschein, im schweren.Kaum ein paar kurze WochenSind die Felder glühend zu sehen;Gleich muß die Sense dann pochen,Und Stoppeln bleiben kalt stehen.Wenn Augenblicke erwarmen,Fühlst ihren Atem kaum wehen,Da entsinken sie schon unsern Armen –Die Luft ist voll Kommen und Gehen.
Ein Herz, das in Liebezu deinem Herzen hältEin Stückchen sinkender MondSchaut über den Ackerrand,Als vergräbt den MondEine unsichtbare Hand.Weit ins LandHängt Stern bei Stern in der Luft,Und sie alle sinken baldWie der Mond in die Ackergruft.Wo am Tage die Wege,Berge und Brücken winken,Hocken Laternen im Dunkel,Die wie kleine Spiegel blinken.Sie alle verlöschenUnd brennen nur ihre Zeit,Dunkelheit aber steht hinter den DingenUnd läßt nichts erkennen,Als ein dunkles Kommen,Vorüberrennen und Dingebenennen.Und kein TagUnd kein Licht kann frommen;Nie wird die DunkelheitDer Welt ganz fortgenommen.Nur ein Herz,Das in Liebe zu deinem Herzen hält,Nimmt von dirDie Dunkelheit der ganzen Welt.