Nun ist es Herbst, die Blätter fallen, Den Wald durchbraust des Scheidens Weh; Den Lenz und seine Nachtigallen Versäumt ich auf der wüsten See. Der Himmel schien so mild, so helle, Verloren ging sein warmes Licht; Es blühte nicht die Meereswelle, Die rohen Winde sangen nicht. Und mir verging die Jugend traurig, Des Frühlings Wonne blieb versäumt; Der Herbst durchweht mich trennungschaurig, Mein Herz dem Tod entgegenträumt.
Trübe Wolken, Herbstestluft,Einsam wandl´ ich meine Straßen,Welkes Laub, kein Vogel ruft –Ach, wie stille! wie verlassen!Todeskühl der Winter naht;Wo sind, Wälder, eure Wonnen?Fluren, eurer voller SaatGoldne Wellen sind verronnen!Es ist worden kühl und spät,Nebel auf der Wiese weidet,Durch die öden Haine wehtHeimweh, – alles flieht und scheidet.Herz, vernimmst du diesen KlangVon den felsentstürzten Bächen ?Zeit gewesen wär´ es lang,Daß wir ernsthaft uns besprächen!Herz, du hast dir selber oftWeh getan und hast es andern,Weil du hast geliebt, gehofft;Nun ist´s aus, wir müssen wandern!Auf die Reise will ich festEin dich schließen und verwahren,Draussen mag ein linder WestOder Sturm vorüberfahren;Daß wir unserem letzten GangSchweigsam wandeln und alleine,Daß auf unserm GrabeshangNiemand als der Regen weine!
Das Haar schneeweiß,Die Wangen so hohl,Bald, bald Lebwohl;Und noch die Stirne so heiß?Dein Schifflein stoßtSchon ins Meer, zum LandStreckst du die HandNoch, überhangend, zum Trost;Zum Trost und Genuß,Um Hab und Halt,Und bist schon so alt:O, daß man sterben muß!Zieh ein die Hand!Den Blick hinausIns Meer! nach Haus!Denk an den ewigen Strand!Nicht scheide so schwer;Wenn du rückverlangstUnd überhangst,So sinkst du hinab ins Meer.
Wie sehr ich dein, soll ich dir sagen?Ich weiss es nicht und will nicht fragen;Mein Herz behalte seine Kunde,Wie tief es dein im Grunde.O still! ich möchte sonst erschrecken,Könnt ich die Stelle nicht entdecken,Die unzerstört für Gott verbliebeBeim Tode deiner Liebe.
Ich sah den Lenz einmal,Erwacht im schönsten Tal;Ich sah der Liebe LichtIm schönsten Angesicht.Und wandl´ ich nun alleinIm Frühling durch den Hain,Erscheint aus jedem StrauchIhr Angesicht mir auch.
Die Menschheit ist dahinter kommen,Trotz aller Gaukelei der Frommen,Daß mit dem Leben vor dem GrabeMan endlich Ernst zu machen habe. Zerbrochen ist des Wahnes Kette,Die Erde sei nur Übungsstätte,Nur Voltigierbock sei das Leben,Aufs Roß werd uns der Himmel heben. Auf freiem grünem ErdengrundeWird jeder bald schon hier, zur Stunde,Bevor das Grab ihn deckt mit Schollen,Sein Rößlein weiden, tummeln wollen.
Rings ein Verstummen, ein Entfärben:Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;Ich liebe dieses milde Sterben.Von hinnen geht die stille Reise,Die Zeit der Liebe ist verklungen,Die Vögel haben ausgesungen,Und dürre Blätter sinken leise.Die Vögel zogen nach dem Süden,Aus dem Verfall des Laubes tauchenDie Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,Die Blätter fallen stets, die müden.In dieses Waldes leisem RauschenIst mir als hör´ ich Kunde wehen,dass alles Sterben und VergehenNur heimlich still vergnügtes Tauschen.
Ich wandre fort ins ferne Land;Noch einmal blickt´ ich um, bewegt,Und sah, wie sie den Mund geregt,Und wie gewinket mit der Hand.Wohl rief sie noch ein freundlich WortMir nach auf meinen trüben Gang,Doch hört´ ich nicht den liebsten Klang,Weil ihn der Wind getragen fort.Daß ich mein Glück verlassen muß,Du rauher, kalter Windeshauch,Ist´s nicht genug, daß du mir auchEntreißest ihren letzten Gruß?
Die dunklen Wolken hingenHerab so bang und schwer,Wir beide traurig gingenIm Garten hin und her. So heiß und stumm, so trübeUnd sternlos war die Nacht,So ganz, wie unsre Liebe,Zu Tränen nur gemacht. Und als ich mußte scheidenUnd gute Nacht dir bot,Wünscht´ ich bekümmert beidenIm Herzen uns den Tod.