Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Winden;Wenn, jung getrennt, sich wiedersehn die Alten,Sie meinen doch, in ihren ernsten FaltenDen Strahl der süßen Jugend noch zu finden.Des Dauerns Wahn, wer läßt ihn gerne schwinden?Mag auch ein Herz, das uns geliebt, erkalten,Wir suchen immer noch den Traum zu halten,Nur stiller sei geworden sein Empfinden.Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Lüften;Noch leichter als die Jugend flieht die Liebe,Die nur des Blattes wonnereiches Düften.Und dennoch an den herben Tod des Schönen,Im treuen Wahn, als ob es ihm noch bliebe,Kann sich das Herz auch sterbend nicht gewöhnen.
Diese Rose pflück ich hier,In der fremden Ferne;Liebes Mädchen, dir, ach dirBrächt ich sie so gerne!Doch bis ich zu dir mag ziehnViele weite Meilen,Ist die Rose längst dahin,Denn die Rosen eilen.Nie soll weiter sich ins LandLieb von Liebe wagen,Als sich blühend in der HandLäßt die Rose tragen;Oder als die NachtigallHalme bringt zum Neste,Oder als ihr süßer SchallWandert mit dem Weste.
Friedlicher Abend senkt sich aufs Gefilde;Sanft entschlummert Natur, um ihre ZügeSchwebt der Dämmerung zarte Verhüllung, und sieLächelt die Holde;Lächelt, ein schlummernd Kind in Vaters Armen,Der voll Liebe zu ihr sich neigt, sein göttlichAuge weilt auf ihr, und es weht sein Odem Über ihr Antlitz.
Ich sah den Lenz einmal,Erwacht im schönsten Tal;Ich sah der Liebe LichtIm schönsten Angesicht.Und wandl´ ich nun alleinIm Frühling durch den Hain,Erscheint aus jedem StrauchIhr Angesicht mir auch.
Durch den Wald, den dunklen, gehtHolde Frühlingsmorgenstunde,Durch den Wald vom Himmel wehtEine leise Liebeskunde.Selig lauscht der grüne Baum,Und er taucht mit allen ZweigenIn den schönen Frühlingstraum,In den vollen Lebensreigen. Blüht ein Blümlein irgendwo,Wird´s vom hellen Tau getränket,Das einsame zittert froh,Daß der Himmel sein gedenket.In geheimer LaubesnachtWird des Vogels Herz getroffenVon der großen Liebesmacht,Und er singt ein süßes Hoffen. All das frohe LenzgeschickNicht ein Wort des Himmels kündet;Nur sein stummer, warmer BlickHat die Seligkeit entzündet.Also in den Winterharm,Der die Seele hielt bezwungen,Ist ein Blick mir, still und warm,Frühlingsmächtig eingedrungen.
Seht meine lieben Bäume an,Wie sie so herrlich stehn,Auf allen Zweigen angetanMit Reifen wunderschön!Von unten an bis oben ´nausAuf allen ZweigeleinHängt´s weiß und zierlich, zart und kraus,Und kann nicht schöner sein;Und alle Bäume rund umher,All alle weit und breit,Stehn da, geschmückt mit gleicher Ehr,In gleicher Herrlichkeit.
Vom Berge schaut hinaus ins tiefe SchweigenDer mondbeseelten schönen SommernachtDie Burgruine; und in TannenzweigenHinseufzt ein Lüftchen, das allein bewachtDie trümmervolle Einsamkeit,Den bangen Laut: ›Vergänglichkeit!‹›Vergänglichkeit!› mahnt mich im stillen TaleDie ernste Schar bekreuzter Hügel dort,Wo dauernder der Schmerz in TotenmaleAls in verlassne Herzen sich gebohrt;Bei Sterbetages WiederkehrBefeuchtet sich kein Auge mehr.Der wechselnden Gefühle TraumgestaltenDurchrauschen äffend unser Herz; es suchtVergebens seinen Himmel festzuhalten,Und fortgerissen in die rasche FluchtWird auch der Jammer; und der HauchDer sanften Wehmut schwindet auch.Horch ich hinab in meines Busens Tiefen,›Vergänglichkeit!‹ klagts hier auch meinem Ohr,Wo längst der Kindheit Freudenkläng entschliefen,Der Liebe Zauberlied sich still verlor;Wo bald in jenen Seufzer bangHinstirbt der letzte frohe Klang.
Vor Kälte ist die Luft erstarrt,es kracht der Schnee von meinen Tritten,es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart;nur fort, nur immer fort geschritten!Wie feierlich die Gegend schweigt!Der Mond bescheint die alten Fichten,die sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,den Zweig zurück zur Erde richten.Frost! Friere mir ins Herz hinein!Tief in das heißbewegte, wilde!Daß einmal Ruhe mag da drinnen sein,wie hier im nächtlichen Gefilde!
Wie sehr ich dein, soll ich dir sagen?Ich weiss es nicht und will nicht fragen;Mein Herz behalte seine Kunde,Wie tief es dein im Grunde.O still! ich möchte sonst erschrecken,Könnt ich die Stelle nicht entdecken,Die unzerstört für Gott verbliebeBeim Tode deiner Liebe.
Du trüber Nebel hüllst mirDas Tal mit seinem Fluß,Den Berg mit seinem Waldrevier,Mit jedem Sonnengruß.Nimm fort in deine graue NachtDie Erde weit und breit,Nimm fort was mich so traurig macht,Auch die Vergangenheit.