Rings ein Verstummen, ein Entfärben:Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;Ich liebe dieses milde Sterben.Von hinnen geht die stille Reise,Die Zeit der Liebe ist verklungen,Die Vögel haben ausgesungen,Und dürre Blätter sinken leise.Die Vögel zogen nach dem Süden,Aus dem Verfall des Laubes tauchenDie Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,Die Blätter fallen stets, die müden.In dieses Waldes leisem RauschenIst mir als hör´ ich Kunde wehen,dass alles Sterben und VergehenNur heimlich still vergnügtes Tauschen.
O Liebe, kehre meinem Herzen,das so verwaist zu brechen droht!Kehr ihm mit allen deinen Schmerzen,all deiner Qual, all deiner Not! Nach deinen heißen Tränengüssensehnt mein zu trocknes Auge sich.Denn besser ist´s, die Ruhe missen,als Ruhe fühlen ohne dich.
Noch immer, Frühling, bist du nichtGekommen in mein Tal,Wo ich dein liebes AngesichtBegrüß das letzte Mal.Frühblumen wähnten dich schon hier,Frost bringt sie um ihr Glück,Sie sehnten sich hinaus nach dir,Und können nicht zurück.Noch stehn die Bäume dürr und barUm deinen Weg herumUnd strecken, eine Bettlerschar,Nach dir die Arme stumm.Die Schwalbe fliegt bestürzt umherUnd ruft nach dir voll Gram,Bereut schon, daß sie über´s MeerZu früh herüber kam.
Ich wandre fort ins ferne Land;Noch einmal blickt´ ich um, bewegt,Und sah, wie sie den Mund geregt,Und wie gewinket mit der Hand.Wohl rief sie noch ein freundlich WortMir nach auf meinen trüben Gang,Doch hört´ ich nicht den liebsten Klang,Weil ihn der Wind getragen fort.Daß ich mein Glück verlassen muß,Du rauher, kalter Windeshauch,Ist´s nicht genug, daß du mir auchEntreißest ihren letzten Gruß?
In einem Buche blätternd, fandich eine Rose welk, zerdrückt,und weiß auch nicht mehr, wessen Handsie einst für mich gepflückt.Ach, mehr und mehr im Abendhauchverweht Erinn´rung; bald zerstiebtmein Erdenlos, dann weiß ich auchnicht mehr, wer mich geliebt.
Bin einsam, schwach und alt,Mich hüllen Lumpen ein,Wie bläst der Wind so kalt,Geht mir durch Mark und Bein.Ich bettle vor der Tür,Und hab ich lang gefleht,So tönt es oft herfür:»In Gottes Namen geht!«Da fährt durchs hohe TorEin Herr, – der Rosse HufVerstampfet seinem OhrDes Bettelmannes Ruf.Die Dame wendt den BlickVoll Ekel von mir; ach,Mein schreckliches GeschickFühl ich dann siebenfach!
Die Menschheit ist dahinter kommen,Trotz aller Gaukelei der Frommen,Daß mit dem Leben vor dem GrabeMan endlich Ernst zu machen habe. Zerbrochen ist des Wahnes Kette,Die Erde sei nur Übungsstätte,Nur Voltigierbock sei das Leben,Aufs Roß werd uns der Himmel heben. Auf freiem grünem ErdengrundeWird jeder bald schon hier, zur Stunde,Bevor das Grab ihn deckt mit Schollen,Sein Rößlein weiden, tummeln wollen.
Daß alles Schöne muß vergehen,Und auch das Herrlichste verwehen,Die Klage stets auf Erden klingt;Doch Totes noch lebendig wähnen,Verwirrt das Weltgeschick und bringtDas tiefste Leid, die herbsten Thränen.
Die dunklen Wolken hingenHerab so bang und schwer,Wir beide traurig gingenIm Garten hin und her. So heiß und stumm, so trübeUnd sternlos war die Nacht,So ganz, wie unsre Liebe,Zu Tränen nur gemacht. Und als ich mußte scheidenUnd gute Nacht dir bot,Wünscht´ ich bekümmert beidenIm Herzen uns den Tod.
In Schlummer ist der dunkle Wald gesunken,Zu träge ist die Luft, ein Blatt zu neigen,Den Blütenduft zu tragen, und es schweigenIm Laub die Vögel und im Teich die Unken. Leuchtkäfer nur, wie stille TraumesfunkenDen Schlaf durchgaukelnd, schimmern in den Zweigen,Und süßer Träume ungestörtem ReigenErgibt sich meine Seele, schweigenstrunken. Horch! überraschend saust es in den BäumenUnd ruft mich ab von meinen lieben Träumen,Ich höre plötzlich ernste Stimme sprechen; Die aufgeschreckte Seele lauscht dem WindeWie Worten ihres Vaters, der dem KindeZuruft, vom Spiele heimwärts aufzubrechen. 2 Stimme des RegensDie Lüfte rasten auf der weiten Heide,Die Disteln sind so regungslos zu schauen,So starr, als wären sie aus Stein gehauen,Bis sie der Wandrer streift mit seinem Kleide. Und Erd und Himmel haben keine Scheide,In eins gefallen sind die nebelgrauen,Zwei Freunden gleich, die sich ihr Leid vertrauenUnd Mein und Dein vergessen traurig beide. Nun plötzlich wankt die Distel hin und wider,Und heftig rauschend bricht der Regen nieder,Wie laute Antwort auf ein stummes Fragen. Der Wandrer hört den Regen niederbrausen,Er hört die windgepeitschte Distel sausen,Und ein Wehmut fühlt er, nicht zu sagen. 3 Stimme der GlockenDen glatten See kein Windeshauch verknittert,Das Hochgebirg, die Tannen, Klippen, Buchten,Die Gletscher, die von Wolken nur besuchten,Sie spiegeln sich im Wasser unzersplittert. Das dürre Blatt vom Baume hörbar zittert,Und hörbar rieselt nieder in die SchluchtenDas kleinste Steinchen, das auf ihren FluchtenDie Gemse schnellt, wenn sie den Jäger wittert. Horch! Glocken in der weiten Ferne tönend,Den Gram mir weckend und zugleich versöhnend,Dort auf der Wiese weiden Alpenkühe. Das Läuten mahnt mich leise an den Frieden,Der von der Erd auf immer ist geschiedenSchon in der ersten Paradiesesfrühe. 4 Stimme des KindesEin schlafend Kind! o still! in diesen ZügenKönnt ihr das Paradies zurückbeschwören;Es lächelt süß, als lauscht es Engelchören,Den Mund umsäuselt himmlisches Vergnügen. O schweige, Welt, mit deinen lauten Lügen,Die Wahrheit dieses Traumes nicht zu stören!Laß mich das Kind im Traume sprechen hörenUnd mich, vergessend, in die Unschuld fügen! Das Kind, nicht ahnend mein bewegtes Lauschen,Mit dunklen Lauten hat mein Herz gesegnet,Mehr als im stillen Wald des Baumes Rauschen; Ein tiefres Heimweh hat mich überfallen,Als wenn es auf die stille Heide regnet,Wenn im Gebirg die fernen Glocken hallen.