O, geht hinaus auf allen WegenUnd holt die Irrenden herein,Streckt jedem eure Hand entgegenUnd ladet froh sie zu uns ein.Der Himmel ist bei uns auf Erden,Im Glauben schauen wir ihn an;Die eines Glaubens mit uns werden,Auch denen ist er aufgethan!
Gib treulich mir die Hände,sei Bruder mir und wendeden Blick vor deinem Endenicht wieder weg von mir.Ein Tempel, wo wir knien,ein Ort, wohin wir ziehn,ein Glück, für das wir glühn,ein Himmel mir und dir!
Wenn in langen trüben StundenUnser Herz beinah verzagt,Wenn, von Krankheit überwunden,Angst in unserm Innern nagt;Wir der Treugeliebten denken,Wie sie Gram und Kummer drückt,Wolken unsern Blick beschränken,Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt,O dann neigt sich Gott herüber,Seine Liebe kommt uns nah,Sehnen wir uns dann hinüber,Steht ein Engel vor uns da,Bringt den Kelch des frischen Lebens,Lispelt Mut und Trost uns zu,Und wir beten nicht vergebensAuch für die Geliebten Ruh.
Auf Freunde herunter das heiße Gewand Und tauchet in kühlende FlutDie Glieder, die matt von der Sonne gebrannt,Und holet von neuem euch Mut.Die Hitze erschlaffet, macht träge uns nur, Nicht munter und tätig und frisch, Doch Leben gibt uns und der ganzen Natur Die Quelle im kühlen Gebüsch.Vielleicht daß sich hier auch ein Mädchen gekühlt Mit rosichten Wangen und Mund, Am niedlichen Leibe dies Wellchen gespielt, Am Busen so weiß und so rund.Und welches Entzücken! dies Wellchen bespültAuch meine entkleidete Brust. O! wahrlich, wer diesen Gedanken nur fühlt, Hat süße entzückende Lust.
Wenn alle untreu werden,So bleib´ ich dir doch treu;Daß Dankbarkeit auf ErdenNicht ausgestorben sey.Für mich umfing dich Leiden,Vergingst für mich in Schmerz;Drum geb´ ich dir mit FreudenAuf ewig dieses Herz.
O Tierchen, das mit MunterkeitVor meines Mädchens Fenster springetUnd dem sie selbst voll SorgsamkeitIm weißen Händchen Futter bringet. Das Sprünge macht wie Pantalon,Durch seine Späße sie vergnügetUnd seiner Drolligkeit zum LohnVon ihr geliebt im Schoße lieget. Das an ihr hängt, dem Busen nah,Und ihre Rosenwangen lecketUnd das oft viele Reize sah,Die meinem Späherblick verstecket. Sonst bin ich wohl vom Neide frei,Doch hier da muß ich dich beneiden,Sie koset dich und liebt dich treu,Bei mir verhöhnt sie meine Leiden. O lächelte doch mir das Glück,Ließ einen Tag mich in dich fahren,Denn mich beglückte nicht sein Blick –Sie würde Ledas Los erfahren.
Hinüber wall ich, Und jede Pein Wird einst ein Stachel Der Wollust seyn. Noch wenig Zeiten, So bin ich los, Und liege trunken Der Lieb´ im Schooß. Unendliches Leben Wogt mächtig in mir Ich schaue von oben Herunter nach dir. An jenem Hügel Verlischt dein Glanz – Ein Schatten bringet Den kühlenden Kranz. O! sauge, Geliebter, Gewaltig mich an, Daß ich entschlummern Und lieben kann. Ich fühle des Todes Verjüngende Flut, Zu Balsam und Aether Verwandelt mein Blut – Ich lebe bey Tage Voll Glauben und Muth Und sterbe die Nächte In heiliger Glut.
Welcher Lebendige,Sinnbegabte,Liebt nicht vor allenWundererscheinungenDes verbreiteten Raums um ihnDas allerfreuliche Licht –Mit seinen Strahlen und WogenSeinen Farben,Seiner milden AllgegenwartIm Tage.Wie des LebensInnerste SeeleAtmet es die RiesenweltDer rastlosen GestirneDie in seinem blauen Meere schwimmen,Atmet es der funkelnde Stein,Die ruhige PflanzeUnd der TiereVielgestaltete,Immerbewegte Kraft –
Vergiß mein nicht, wenn lockre kühle ErdeDies Herz einst deckt, das zärtlich für dich schlug.Denk, daß es dort vollkommner lieben werde,Als da voll Schwachheit ich´s vielleicht voll Fehler trug.Dann soll mein freier Geist oft segnend dich umschwebenUnd deinem Geiste Trost und süße Ahndung geben.Denk, daß ich´s sey, wenns sanft in deiner Seele spricht:Vergiß mein nicht! Vergiß mein nicht!