Zwischen Tulpenflammen und NarzissenSpringen unter schweren FliederbüschenKleine Mädchen losen Haars im Garten.Lerne, Herz! Die kleinen Mädchen wissenMehr vom Glück, als du; mit ihrem SpringenLoben sie den heiligen Geist der PfingstenZwischen Tulpenflammen und Narzissen.Denn der heilige Geist ist ausgegossenIn den glutenbunten Tulpenflammen,Und er heißt: Seid fröhlich, Menschenkinder!Jede Blume, glorienumflossen,Ist, dem Haupt Mariens gleich, ein AbbildMilder, tiefer, süßer Gottesliebe ...Denn der heilige Geist ist ausgegossen.
Es ist ein bißchen Sonnenschein,Auf meinen Weg gefallen,Da hört ich gleich des Glücks SchalmeinAus allen Himmeln hallenUnd glaubte gleich,Das Himmelreich,Das Himmelreich sei mein.Der Sonnenschein ist weggeglänzt,Er galt nicht meinem Wege,Ich habe mich zu früh bekränzt,Nun kreischt des Grames Säge: Der Winter naht,Der Potentat,Es hat sich ausgelenzt.
Die Träumer und Propheten,Die raten und die redenViel von der Ewigkeit.Wohlan, wers kann, der fliege!Wir steigen auf der StiegeBescheiden, stufenweise; so dienen wir der Zeit.Wir bleiben auf der Erden,Hier gilt es reif zu werdenIn Kraft und Fröhlichkeit.Das ist des Lebens Segen:Im Lichte sich zu regen;Wir messen unsre Kräfte am Kraftmaß unsrer Zeit.Sie gibt uns viel, wir gebenIhr unser ganzes LebenIn Kindesdankbarkeit;Das Erbe gilts zu mehren,Daß wir mit ihr in EhrenVor uns bestehen können, froh einer reichen Zeit.Schön soll sie sein, und StärkeDas Merkmal ihrer Werke;Der Kraft sei sie geweiht,Die Seele, Geist und TriebeUmfaßt mit gleicher Liebe,Daß wir mit Stolz bekennen: wir dienen dieser Zeit.
Mit dankbarem GemüteHier nehm ich deine Güte,Herbsttag, du milder Gast,Der du mich reich beschenktest,Den Sinn in Klare lenktestUnd mich zum Abend fröhlich ausgerüstet hast.Nun ist in mir kein DrängenUnd bin doch nicht im Engen,Bin ruhevoll bewegt.Was gilt es, mehr zu wollen,Als so im FriedevollenTeilhaftig sein des Ganzen, das mütterlich uns hegt.
Alles das ist nur ein Träumen,Und ich sollte nie erwachen:Das wär schön.Denn der Tag hat kalte Farben,Und die Wahrheit geht in Wolle,Rauh und grau.Wirklichkeit, die alte Vettel,Zückt schon ihre KlapperschereUnd sie grinst:Weg die bunten Seidenbänder,Weg die langen Ringellocken,Weg den Tand!Und ein kurzer Krampf im HerzenUnd das alte böse Lachen:Siehst du wohl?
Ich schließ die Thüre hinter mir,Will ohne Gäste sein;Ich hab mich selbst verlassen,Drum bin ich so allein.Ich mache alle Läden zu,Was soll mir Tag und Licht.Das Feuer ist verglommen,Die Sonne brauch ich nicht.Ich fühle gar kein Leben mehr;Die Liebe ist vorbei.Ich kann nicht einmal weinen,Aus mir ringt sich kein Schrei.Ich habe keinen Gott und FreundUnd bin so sinnenleer,Daß, wenn das Glück jetzt käme,Ich fühlte es nicht mehr.Ich schließ die Thüre hinter mir,Bin nur für den zu Haus,Von dem es heißt, er fächeltDas letzte Flämmchen aus.
Wenn wir alt sein werden,wenn der Ruhe Dämmerungleis in immergleichem Atemzuge uns im Herzen haucht,wenn das Auge matt und milde blickt,kältre Farben sieht und flockigen Umriß,wenn der Hände Drücke,altersfaltenweich,immer abschiednehmender, zag sich fühlen,wenn das Hirn,von Erkenntnis starr, immer kälter wird,und der Hoffnung warmer Taubenflügelschlagnicht mehr linde Glücksgedankenwellen schlägt,wenn an Rosen-StattHerbstzeitlose blaßt ...Sonne, Sonne!Du auch wirst mir dann verbleichen,die ich kindlich und anbetend liebe.Eine Wärme nur,eine Liebe nur,nur einen Glauben dann werd ich mir wahren:dichdu traumvergangeneHeilige.
Laß es gehen Herz, laß dich treiben,Alles hat hier seine Bahn,Wenig gilt hier: Mitgetan,Alles gilt: im Strome bleiben.Ist es dir bestimmt zu wohnen,Wo die Schönheit Ruhe gibt,Wirst du, wie du bist, geliebt, –Liebe schenkt sich, ist kein Lohnen.Laß es gehen, Herz, laß dich treiben,Spare dir des Zweifels Qual,Und findest doch einmalEinen Herd, beglückt zu bleiben.
Morgenjunge Herrlichkeit,Hell die Welt und frisch der Wind,Wartend klopft mein Herz geschwind –:Eine Minute schon über die Zeit!Ach, wie oft schon sagt ich´s, Kind:Pünktlichkeit!Und ich spähe augenweit,Und ich schaue fast mich blind,Ist das Mädel nicht gescheit?Zehn Minuten schon über die Zeit!Soll ich ein EwigkeitWarten und sehnen!? – Langsam rinntDer Minuten Folge, breitWie ein Teerstrom. – Zeit, o Zeit!Deine Minuten wie Stunden sind! ...Sieh, da flattert ihr blaues Kleid,Flattert im Wind!Alles Warten ist verschwunden,Hat sich Mund auf Mund gefunden,Blick in Blick sich eingesenkt.Dehnten jetzt sich die SekundenAus zu langen Dämmerstunden,Wärs kein Umstand, der uns kränkt,Da der Wind mit leisem NeigenEin Panier aus FrühlingszweigenÜber unsern Küssen schwenkt
Manchen Wein hab ich getrunken, Manchem schönen Kinde binIch verliebt ans Herz gesunken:Jetzt geht alles nüchtern hin,Abgezirkelt, abgemessen,Und das ist des Liedes Sinn:Ach, vergossen, ach, vergessen!Dunkelroter Wein im BecherUnd ein weißer Busen bloß,Ein Verliebter und ein Zecher,War ich selig, war ich groß,Ritt auf Rausches roten RossenMitten in der Götter Schoß,Ach, vergessen, ach, vergossen!Einsam geh ich nachts nach Hause,Und mein Keller steht mir leer,Das verworrene Gebrause,Ach, mein Herz kennt es nicht mehr;hat sich eingesessen,Exemplarisch, würdig schwer,Ach, vergossen, ach, vergessen!Soll mich gar nichts mehr entzücken?Soll ich ewig nüchtern sein?Wehe, Tugend deinen Tücken,Denn sie machen mir nur Pein;Sauertöpfisch und verdrossenTrag ich meinen Heiligenschein, –Ach, vergessen, ach, vergossen!