Wir kommen – niemand weiß, woher?
Sind Tropfen nur im Lebensmeer
Aus unerschöpftem Grunde.
Wir gehen – niemand weiß, wohin?
Bemüht um kargen Lohngewinn
In brüderlichem Bunde.
Aber quäle
Dich, o Seele,
Nicht im Trüben
Nie versiegen
Licht und Wärme, wenn wir lieben.

Du ew´ge Macht, die unbekannt
Die weite Welt so stark umspannt,
Daß keiner dir entrinne,
Du hältst auch uns im festen Ring;
Wer ist so arm, so gar gering,
Der nicht sein Teil gewinne?
Aus der Ferne
Ew´ger Sterne
Strömt von drüben
Uns hernieder
Kraft zu leiden und zu lieben.

Wir schaun ins All der Wunderwelt,
Darein ein Traum wir sind gestellt,
Und wissen´s nicht zu deuten,
Vom Morgen- bis zum Abendrot,
Und balde kommt der Glöckner Tod,
Die Nachtruh´ einzuläuten.
Weh und Wonnen
Rasch zerronnen,
Nichts geblieben,
Als der Trost nur,
Daß wir lebten, um zu lieben.

Paul Heyse

DENKSCHATZ_MORE_FROM

deutscher Schriftsteller
* 15.3. 1830 - Berlin , Deutschland
2.4. 1914 - München, Bayern , Deutschland
Please login to view comments and to post