Es war in alten Zei­ten
ein schwä­bi­scher Fie­del­mann,
der kräf­tig strich die Sai­ten
und lus­tige Mären spann.

Mit Frie­de­rich dem Andern
ins Welsch­land zog er ein,
und kos­tete im Wan­dern
von einem jeden Wein.

Und als auf sei­nem Zuge
er nach Nea­pel kam,
quoll ihm aus ird­nem Kruge
ein Trop­fen wun­der­sam.

Er trank mit durst´­gem Munde
und rief den Wirt her­bei:
"Viel­lie­ber, gebt mir Kunde,
was für ein Wein das sei.

Er rinnt mir alten Kna­ben
wie Feuer durchs Gebein;
von allen Got­tes­ga­ben
muß das die beste sein."

Der dicke Kel­ler­meis­ter
gab ihm die Ant­wort gern:
"Lacri­mae Christi heißt er,
denn Trä­nen sind des Herrn".

Da über­kam ein Trau­ern
den frem­den Fie­del­mann;
er dachte an den Sau­ern,
der in der Hei­mat rann.

Und betend sank er nie­der,
den Blick empor gewandt.
"Herr, weinst du ein­mal wie­der,
so wein im Schwabenland!"

Rudolf Baumbach
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