Durch das Dunkel meiner NächteLockt ein leiser Geigenton –Jubel zittert drin, als brächteEr den frohen Frühling schon.Wie von blühenden SyringenWeht´s von neu begrüntem Hag,Und ein selig süßes Singen Kündet einen neuen Tag.Aus dem Meer in heil´ger FrüheHebt die Sonne ihr Gesicht,Daß sie weckend übersprüheRings die Welt mit goldnem Licht.Alle Schleier sind genommenVon den Höhen fern und nah –Und nun weiß ich´s Du wirst kommen,Wie ich dich im Traume sah.Licht, im flatternden Gewande,Mit dem Schwebeschritt der Feen,Wirst du durch der jungen LandeBlau erblühte Veilchen gehn.Was an trägen Träumen hausteIn der Brust mir, machst du frei.Daß dein Auge mir die blausteBlume meines Frühlings sei.Schmerzlos schließt sich alte Wunde,Und zum Lächeln wird der Harm.Ach, und eine sel´ge StundeHalt´ ich, Liebste, dich im Arm.Hinter fest verschlossnen TürenLieg´ ich stumm und liebesmatt,Und an heiß gehauchten SchwürenTrinkt sich meine Seele satt…Lautlos und auf zagen Zehen,Wie ein schüchtern Mädchen schier,Wie du kamst, so wirst du gehenSo aus Traum und Leben mir,Und des Sommerüberflusses Wohltat wird mir nie gedeihn –Ein Erinnern deines KussesSchläft auf meinen Lippen ein.Nur in meiner Sehnsucht SängenZwing´ und faß´ und fühl ich dich - Und des Abschieds Tränen hängenSchwer an meine Lieder sich.Wink der dunklen SchicksalsmächteStieß ein junges Glück vom Thron – Durch das Dunkel meiner NächteKlagt ein leiser Geigenton…
Ich hab´ die Sonne des Tages gesehn,Nun ist es Zeit zum Schlafengehn.Nun ist es Zeit, nach Sorgen und WachenDie Augen in Frieden zuzumachen.Und wem mein Schatten im Herzen lag,Der soll mich vergessen am dritten Tag.Doch wem ich ein wenig Licht gegeben,Der laß´ im Herzen mich weiterleben.
Wie sich dies Lied ans Herz mir schmiegt,Bis leis die Tränen rinnen;Die ganze Frühlingssehnsucht liegtVerführerisch darinnen.Mir ist´s, als hätt´ auch ich gefühltDes Liedes Glut und Minne,Als hätt´ sein Ton mir aufgewühltDie junge Kraft der Sinne.Mir ist´s, als hätt´ mein Lenz gewagt,Dem Lied sich zu vergleichen…Wenn ihr mich einst zu Grabe tragt,Spielt´s hinter meiner Leichen.Wenn sich bei seinen Tönen regtKein Lächeln, keine Gebärde,Ist´s Zeit, daß ihr zur Ruh´ mich legtUnd Erde werft zur Erde.Der Wind, der über Veilchen strichVom blauen, italischen Meer,Bringt keine Lenzluft dann für michUnd keine Lockung mehr.
Wie einer sich kleidet,Das entscheidetAuf ersten Blick.Das Röckchen, die Pose,Der Knick in der Hose.Das macht sein Glück.Ein wenig GrützeUnter der MützeZum LebenslaufIst auch ersprießlich;Doch fällt es schließlichNur wenigen auf.
Ich sucht´ ein heilsam KräutchenMir jüngst für Herzensweh.Da sah ich zwei LiebesleutchenIn einer Pappelallee.Sie schritten so weltvergeßlich,Treu Hand von Hand geführt,Und waren beide so häßlichUnd beide so gerührt.Sie waren von ihrem LoseBeglückt und voll Vertraun –Er trug ´ne karrierte Hose,Just wie ein Zirkusclown.Ihr Blick war voller Süße,Der Abend war hell und schwül.Sie hatte platte FüßeUnd einen Ridikül.Das war ein Gliedergezappel,Die Herzen zwickte der Mai –Sie hielten mich für ´ne PappelUnd gingen selig vorbei.Ich stand am StraßengrabenUnd schaute, wie das ging;Sich gar so lieb zu habenIst doch ein schönes Ding!Und was die Dichter schwappelnVon Hollerbusch und so,Es wird auch unter PappelnNoch mancher herzensfroh.Und wer nicht grad´ nach großenUnd seltnen Freuden strebt,Hat in karrierten HosenBescheidnes Glück erlebt.
Und folgst du neuer Lust und Pflicht,Des Sommers schweren Kranz im Haar,Dein edles Herz begeifre nicht,Was deiner Jugend heilig war!Und wenn die Lockung dich umgirrt,Zu schmäh´n, was einst dir köstlich galt,Gesteh´ mit Mut: ich hab´ geirrt;Doch lästre nicht, was leis verhallt.Gedenk´ der Schlösser, die du einstIm Schmuck der Waffen stolz verließt;Sie bergen viel, was du beweinst,Und was du nimmer wieder siehst.Wenn du des Lebens Feinde schlugst,Verhöhn´ sie nicht, sei mitleidsvoll;Und selbst der Ketten, die du trugst,Gedenke ohne Haß und Groll.Wenn du aus Banden dich befreist,Die deiner Jugend Fleisch gepreßt,In diesen Fesseln lebt ein Geist,Der sich nicht lachend spotten läßt.Und wenn die Hand im sonn´gen TalSich neuen Lenzes Blüten rafft,Mahnt dich ein altes WundenmalAn jener Kerker dunkle Haft.Und stehst du trotzig und befreit,In deinen Ruhm, in deine SchmachTönt dir aus ferner LeidenszeitDas Klirren alter Ketten nach.
Das ist eine traurige ChoseWozu ist einer Prophet?Nun sehn Sie bloß, wies MoseNach tausend Jahren geht!Der Glaube ist geschwunden,Daß ihn in Schilf und MoosAm heiligen Nil gefundenDie Tochter des Pharaos.In neuer Forschung ScheineDer Zweifel war entfacht:Ob er die heiligen SteineVom Sinai gebracht.Und kritische Virtuosen,Die haben bald negiert:Daß aus dem Lande GosenDie Juden habe er geführt.Und jetzt ist gar zu lesen:Daß hier ein Trug gewebt,Und nie ein Mann gewesen,Der seine Tat gelebt…Wenn also, sollt ich meinen,Die Größe schrumpft zusamm,Wie gehts dann erst den Kleinen,Die nicht aus Levis Stamm?Die keines Himmels GnadeIm Feuerbusch gespürt,Die keine BundesladeIns Jordantal geführt?Die Wunder nie zur LehreDes Pharao getan,Die nie im Roten MeereDen Feind versinken sahn…?Mein Gott, wer wird in Not sein,Weil ihn die Welt vergißt.Wir werden eben tot sein,So tot wie Moses ist.Und keiner wird mehr fragen,Wenn ihm das Bett bestellt,Ob seinen Namen tragenEin Hauch wird durch die Welt.
Ich möcht´ nicht sterben als Journalist[Und blühten mir Bolzens unsterbliche Ehren!]Und bis ans Ende den TagesmistIn dampfende Häuflein zusammenkehren.Ich möcht´ nicht sterben als Kapitalist,Die letzte Nacht in der Sorge Krallen:Ob Eisen und Kohle noch sicher ist,Und ob in London die Minen gefallen.Ich möcht´ nicht sterben, vom Beifall umtobtUnreifer Gesellen, die mich gelesen,Und heiß von Müller und Schultze gelobt,Weil ich »talentvoll«, wie sie, gewesen.Ich möcht´ nicht sterben im Überfluß,Nicht als Gehetzter kommen zur Strecke.Ich möchte sterben an einem Kuß,Geraubt hinter blühender Weißdornhecke.An einem Kuß, von Lippen getauscht,Die schauernd im ersten Maiwind erschlossen,Auf die, die alle meine Träume berauscht,Der Lenz seine seligsten Freuden gegossen.Ich möchte sterben, wie einer schied,Den hatten die seligen Götter gerne:Die Hand am Humpen, im Herzen ein LiedUnd im brechenden Blick die ewigen Sterne.
Wer nur um UnerläßlichesSich müht in Tagesfron,Dem fehlt ein UnvergeßlichesAls höchster Lebenslohn.Wie zahlreich auch die Jährchen sind,Gehäuft zu Leid und Lust,Was Blüten, Träume, Märchen sind,Das hat er nie gewußt!