Säng´ ich von Frauen was ich meine,
Wie würd´ mein Lied noch neu und reich?
Vergriffen sind die Edelsteine
Samt allen Blumen zum Vergleich.
Kein heller Stern mehr will mir taugen
Am Frühlingshimmel, silberklar,
Der nicht mit eines Mädchens Augen
Schon tausendmal verglichen war.

Auf Blume, Stern und Stein und Perle
Leist´ ich mit heil´gem Schwur Verzicht.
Verliebte sind halt gute Kerle,
Originell – das sind sie nicht.
Doch tröstet eins: Wenn sich im Schwören
Ihr Hirn um neue Wendung plagt,
Die eine wird stets gerne hören,
Was andern tausendmal gesagt.

So will ich nach der einen spähen,
Die nichts bis heut von mir gewußt,
Und meine schönsten Lieder säen
Ins junge Erdreich ihrer Brust.
Und blüht es heiß auf ihren Wangen,
Wie roter Blumen Widerschein:
Dann ist die Liebe aufgegangen –
Und ich, ich will ihr Schnitter sein!

Und was das frohe Herz getragen,
Wenn es der Lenz mit Blüten neckt,
Will ich der Einz´gen flüstern sagen,
Weil mich die Menge leicht erschreckt:
"Ich liebe dich und will dir treu sein,
Solang´ die Rose blüht am Strauch…"
Und dieses Letzte wird ihr neu sein,
Und, wenn ich ehrlich bin – mir auch.

Rudolf Presber

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deutscher Journalist und Dichter, Dramatiker, Romancier, Erzähler
* 4.7. 1868 - Frankfurt/Main
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