O wärst du gekommen, da sie dich rief!Du hättest die Rose gefunden – sie schliefUnd träumte und träumte die ganze Nacht –O wärst du gekommen – sie wäre erwacht!Wie wär´ ihr so süß, so süß geschehn,Und mußte im eigenen Duft vergehn,Und war doch so jung und heiß und rot –O wärst du gekommen! … Nun ist sie tot …
Noch einmal reckt die Schuld ihr drohend HauptUnd greift nach mir mit gierigen Rächerhänden,Genug! du hast den Frieden mir geraubt,Doch meinen Sieg sollst du mir nicht entwenden.Ich hab gekostet vom Erkenntnisbaum,Ich habe nackt vor meinem Gott gestanden;Es sank die Lüge wie ein schwerer Traum,Die Seele riß sich los aus ihren Banden.Genug! mich treffen deine Blicke nicht,Geheilt, vernarbt sind alle alten WundenIch stehe in der Wahrheit reinem Licht,Ich habe mich und meinen Grund gefunden.
Du liebst nicht, du willst nur bethören,Du willst mich schwach und bebend sehn –Dann wirst du mir den Rücken kehrenUnd wie ein Sieger von mir gehn.Doch nimmer wird es dir gelingen –Denn lockst die Sinne du alleinUnd kannst die Seele nicht bezwingen,So werde ich der Sieger sein.
Im Park, wo die Reichen spazieren,Auf einer Bank,Saß eine arme FrauMüde und krank.Es gingen und kamenGeputzte Herren und Damen,Lachten und plauschten,Und die seidenen Röcke rauschten.Die Alte saß, gekrümmt den Rücken,Und sah ihnen zu mit stummem Nicken –Ich schritt vorüber, sorglos, fein,Und meine Schleppe hinterdreinFegte über raschelndes LaubUnd wühlte im Staub.Und die Alte, eifrig und ohne Neid,Sprach: ""O, das schöne, das reiche Kleid!"Da stieg in die Wangen mir jähe Glut,Und plötzlich war mir so eigen zumut,Und war mir mein reiches Leben leid,Und war mir, als müßt ich zerreißen mein Kleid,Als müßt ich auf immer dem Glanz entsagenUnd Elend und Not mit der Alten tragen.
Hab so wund gelaufen meine FüßeAuf dem weiten Wege nach dem Glück –Lachend lief ich aus, um es zu suchen,Schlich nach Haus mit thränenschwerem Blick.Sah wohl wunderseltsam lichte Blumen,Sah sie wohl an meinem Wege stehn,Habe sie mit raschem Fuß zertreten,Mußte eilen, mußte weitergehn.Weitergehn, die eine nur zu finden,Die in trügerischer Ferne winktUnd mit ihren buhlerischen DüftenUnser Herz zur Schuld und Sünde zwingt.Hab so wund gelaufen meine FüßeAuf dem weiten Wege nach dem Glück –Lachend lief ich aus, um es zu suchen,Kam so müde, kam so still zurück…
Ich lächle ihm zu, als wollt´ ich sagen,Daß seine Liebe mir gefällt;Das giebt ihm Mut, den Schritt zu wagen,Den keiner Sitte Macht mehr hält.Er nimmt mir meine beiden HändeUnd hält sie fest mit langem Kuß,Bis ich mich bebend von ihm wendeUnd sage, daß er gehen muß.Da leuchtet tief in seinen BlickenDer heiße Glanz, der mich erschreckt –Es wagt sein Auge auszudrücken,Was ich erschauernd längst entdeckt.Es zwingt mich dieses stumme Flehen,Ich geb´ mich hin dem starken BlickUnd fühl´ mich langsam untergehenIn wunderseligem Liebesglück.
Wehende WindeGehn über mich hin,Wandernde TräumeKreuzen den Sinn.Ziehende SehnsuchtHemmt den Schritt,Locket und winket:Willst du nicht mit?Wallen und wandern,Weißt du wie einst?Bist du so müde,Liegst du und weinst?Sonne stieg siegendAus Nebel und Nacht,Fruchtende ErdeIst froh erwacht.Leuchtende SegelSchmücken das Meer,Schäumende WellenWogen daher,Raunen und rauschenEwigen Sang –Bist du so müde,Schläfst du so lang?Lauschige LaubenIm DämmerlichtWarten und schweigen –Siehst du sie nicht?Glühende RosenBlühen zum Kranz,Jubelnde Geigen,Klingen zum Tanz,Lachende LiederSchlummern im Wein –Kannst du nicht singen,Bist du allein?Alles muß kommen,Alles muß gehn –Kannst du´s nicht zwingen,Muß es geschehn!Siegendes LebenGeht seinen Lauf,Einsame ThräneHält es nicht auf!Heb die verweintenAugen zum Licht –Lebe dein Leben,Fürchte es nicht!
Ich will nicht eure HoseUnd will nicht euren Hut,Ich trage meine Schleppe,Sie kleidet mich auch gut.Ich will nicht eure ÄmterUnd will nicht eure Kraft,Nicht eure Titel und WürdenNoch eure Kriegerschaft.Ich geb´ euch meinen Herd nicht,Ich wirke und schaffe gern,Und geb´ euch meinen Gott nicht,Erhabene Schöpfungsherrn.Auch geb´ ich nicht mein Kindlein,Das ich in Schmerz gebar,Nicht all´ die bangen Sorgen,Bis groß und stark es war.Doch gebt mir frei das LebenUnd laßt mich´s nahe sehn,Zwingt mich nicht, scheu und schämigAn ihm vorbeizugehn.Und gebt mir frei zu wissen,So viel ich will und kann,Des Lernens Glück zu kostenSo gut gleich wie ein Mann.Laßt mich nicht Mensch erst werdenDurch euren Ehering – In seiner goldenen FesselSich manch ein Leben fing…