Es saßen einstens beieinand zwei Knaben, Fritz und Ferdinand. Da sprach der Fritz:"Nun gib mal acht, was ich geträumt vergangne Nacht.- "Ich stieg in einen schönen Wagen, der war mit Gold beschlagen. Zwei Englein spannten sich davor, die zogen mich zum Himmelstor. Gleich kamst du auch und wolltest mit und sprängest auf den Kutschentritt, jedoch ein Teufel schwarz und groß, der nahm dich hinten bei der Hos´ und hat dich in die Höll´ getragen. Es war sehr lustig, muß ich sagen." - So hübsch nun dieses Traumgesicht, dem Ferdinand gefiel es nicht. Schlapp! schlug er Fritzen an das Ohr, daß er die Zippelmütz´ verlor. Der Fritz, der dies verdrießlich fand, haut wiederum den Ferdinand; und jetzt entsteht ein Handgemenge, sehr schmerzlich und von großer Länge. - So geht durch wesenlose Träume gar oft die Freundschaft aus dem Leime.
Er ist ein Dichter, also eitel.Und, bitte, nehmt es ihm nicht krumm,Zieht er aus seinem LügenbeutelSo allerlei Brimborium.Juwelen, Gold und stolze Namen,Ein hohes Schloß im MondenscheinUnd schöne, höchstverliebte Damen,Dies alles nennt der Dichter sein.Indessen ist ein enges StübchenSein ungeheizter Aufenthalt.Er hat kein Geld, er hat kein Liebchen,Und seine Füße werden kalt.
Da kommt mir eben so ein Freundmit einem großen Zwicker.ei, ruft er, Freundchen, wie mir scheint,sie werden immer dicker.Ja, ja, man weiß oft selbst nicht wie,so kommt man in die Jahre;Pardon, mein Schatz, hier haben Sieschon eins, zwei graue Haare! –Hinaus, verdammter Kritikus,sonst schmeiß ich dich in Scherben.Du Schlingel willst mir den Genußder Gegenwart verderben!
Mein Sohn, hast du allhier auf Erden Dir vorgenommen, was zu werden, Sei nicht zu keck; Und denkst du, sei ein stiller Denker. Nicht leicht befördert wird der Stänker. Mit Demut salbe deinen Rücken, Voll Ehrfurcht hast du dich zu bücken, Mußt heucheln, schmeicheln, mußt dich fügen; Denn selbstverständlich nur durch Lügen Kommst du vom Fleck. Oh, tu´s mit Eifer, tu´s geduldig, Bedenk, was du dir selber schuldig. Das Gönnerherz wird sich erweichen, Und wohl verdient wirst du erreichen Den guten Zweck.
Ein Fuchs von flüchtiger MoralUnd unbedenklich, wenn er stahl,Schlich sich bei Nacht zum HühnerstalleVon einem namens Jochen Dralle,Der, weil die Mühe ihn verdroß,Die Tür mal wieder nicht verschloß.Er hat sich, wie er immer pflegt,So wie er war zu Bett gelegt.Er schlief und schnarchte auch bereits.Frau Dralle, welche ihrerseitsNoch wachte, denn sie hatt´ die Grippe,Stieß Jochen an die kurze Rippe.Du, rief sie flüsternd, hör doch bloß,Im Hühnerstall da ist was los;Das ist der Fuchs, der alte Racker.Und schon ergriff sie kühn und wacker,Obgleich sie nur im Nachtgewand,Den Besen, der am Ofen stand;Indes der Jochen leise fluchtUnd erst mal Licht zu machen sucht.Sie ging voran, er hinterdrein.Es pfeift der Wind, die Hühner schrein.Nur zu, mahnt Jochen, sei nur dreistUnd sag Bescheid, wenn er dich beißt.Umsonst sucht sich der Dieb zu drückenVor Madam Dralles Geierblicken.Sie schlägt ihm unaussprechlich schnelleZwei-dreimal an derselben StelleMit ihres Besens hartem StielAufs Nasenbein. Das wär zuviel. –Ein jeder kriegt, ein jeder nimmtIn dieser Welt, was ihm bestimmt.Der Fuchs, nachdem der Balg herab,Bekommt ein Armesündergrab.Frau Dralle, weil sie leichtgesinntSich ausgesetzt dem WinterwindZum Trotz der Selbsterhaltungspflicht,Kriegt´ zu der Grippe noch die Gicht.Doch Jochen kriegte hocherfreutInfolge der GelegenheitVon Pelzwerk eine warme KappeMit Vorder- und mit Hinterklappe.Stets hieß es dann, wenn er sie trug:Der ist es, der den Fuchs erschlug.
Gestern war in meiner MützeMir mal wieder was nicht recht;Die Natur schien mir nichts nützeUnd der Mensch erbärmlich schlecht.Meine Ehgemahlin hab´ ichGanz gehörig angeblärrt,Drauf aus purem Zorn begab ichMich ins Symphoniekonzert.Doch auch dies war nicht so labend,Wie ich eigentlich gedacht,Weil man da den ganzen AbendWieder mal Musik gemacht.
Er stellt sich vor sein SpiegelglasUnd arrangiert noch dies und das.Er dreht hinaus des Bartes Spitzen,Sieht zu, wie seine Ringe blitzen,Probiert auch mal, wie sich das macht,Wenn er so herzgewinnend lacht,Übt seines Auges Zauberkraft,Legt die Krawatte musterhaft,Wirft einen süßen ScheideblickAuf sein geliebtes Bild zurück,Geht dann hinaus zur Promenade,Umschwebt vom Dufte der Pomade,Und ärgert sich als wie ein Stint,Daß andre Leute eitel sind.
Papa, nicht wahr,Im nächsten Jahr,Wenn ich erst großUnd lesen kann und schreiben kann,Dann krieg ich einen hübschen MannMit einer TicktackuhrAn einer goldnen Schnur.Der nimmt mich auf den SchoßUnd sagt zu mir: Mein Engel,Und gibt mir ZuckerkrengelUnd Kuchen und Pasteten.Nicht wahr, Papa?Der Vater brummt: Na, na,Was ist das für Gefabel.Die Vögel, die dann flöten,Die haben noch keinen Schnabel.
Es saß der fromme Meister Mit Weib und Kind bei Tisch. Ach, seine Lebensgeister Sind nicht wie sonst so frisch. Er sitzt mit krummem Nacken Vor seinem Leibgericht, Er hält sich beide Backen, Worin es heftig sticht. Das brennt wie heiße Kohlen. Au, schreit er, au, verdammt! Der Teufel soll sie holen, Die Zähne allesamt! Doch gleich, wie es in Nöten Wohl öfter schon geschah, Begann er laut zu beten: Hilf, Apollonia! Kaum, daß aus voller Seele Er diesen Spruch getan, Fällt aus des Mundes Höhle Ihm plötzlich jeder Zahn.Und schmerzlos, Dank dem Himmel, Schmaust er, wie ´s sonst der Brauch, Nur war es mehr Gemümmel, Und lispeln tät er auch. Pohsit! Wie klingt so niedlich Des Meisters Säuselton. Er trank, entschlummert friedlich, Und horch, da schnarcht er schon.
In einem Häuschen, sozusagen –(Den ersten Stock bewohnt der Magen) –In einem Häuschen war´s nicht richtig.Darinnen spukt und tobte tüchtigEin Kobold, wie ein wildes Bübchen,Vom Keller bis zum Oberstübchen.Fürwahr, es war ein bös Getös.Der Hausherr wird zuletzt nervös,Und als ein desperater MannSteckt er kurzweg sein Häuschen anUnd baut ein Haus sich anderswoUnd meint, da ging es ihm nicht so.Allein, da sieht er sich betrogen.Der Kobold ist mit umgezogenUnd macht Spektakel und RumorViel ärger noch als wie zuvor.Ha, rief der Mann, wer bist du, sprich.Der Kobold lacht: Ich bin dein Ich.