Man sagt, ein Schnäpschen, insofernEs kräftig ist, hat jeder gern.Ganz anders denkt das Volk der Bienen.Der Süffel ist verhaßt bei ihnen,Sein Wohlgeruch tut ihnen weh.Sie trinken nichts wie Blütentee,Und wenn wer kommt, der Schnäpse trank,Gleich ziehen sie den Stachel blank.Letzthin hat einem BienenstöckelDer brave alte Schneider Böckel,Der nicht mehr nüchtern in der Tat,Aus Neubegierde sich genaht.Sofort von einem regen LebenSieht Meister Böckel sich umgeben.Es dringen giftgetränkte PfeileIn seine nackten Körperteile,Ja, manche selbst durch die nur loseUnd leichtgewirkte Sommerhose,Besonders, weil sie stramm gespannt.Zum Glück ist Böckel kriegsgewandt.Er zieht sich kämpfend wie ein HeldZurück ins hohe Erbsenfeld.Hier hat er Zeit, an vielen StellenDes Leibes merklich anzuschwellen,Und als er wiederum erscheint,Erkennt ihn kaum sein bester Freund.Natürlich, denn bei solchem StreitVerliert man seine Ähnlichkeit.
Ganz unverhofft, an einem Hügel,Sind sich begegnet Fuchs und Igel.Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht!Kennst du des Königs Order nicht?Ist nicht der Friede längst verkündigt,und weißt du nicht, daß jeder sündigt,Der immer noch gerüstet geht?Im Namen seiner MajestätGeh her und übergib dein Fell.Der Igel sprach: Nur nicht so schnell.Laß dir erst deine Zähne brechen,Dann wollen wir uns weiter sprechen!Und allsogleich macht er sich rund,Schließt seinen dichten Stachelbundund trotzt getrost der ganzen Welt,Bewaffnet, doch als Friedensheld.
Ein Mensch, der etwas auf sich hält,Bewegt sich gern in feiner Welt;Denn erst in weltgewandten KreisenLernt man die rechten Redeweisen,Verbindlich, aber zugespitztUnd treffend, wo die Schwäre sitzt.Es ist so wie mit Rektor Knaut,Der immer lächelt, wenn er haut.Auch ist bei Knaben weit berüchtigtDas Instrument, womit er züchtigt.Zu diesem Zweck bedient er nämlich,Als für den Sünder gut bekömmlich,Sich einer schlanken Haselgerte,Zwar biegsam, doch nicht ohne Härte,Die sich, von rascher Hand bewegt,Geschmeidig um die Hüften legt.Nur wer es fühlte, der begreift es:Vorn schlägt er zu und hinten kneift es.
Ein Künstler auf dem hohen Seil,der alt geworden mittlerweil,stieg eines Tages vom Gerüstund sprach: Nun will ich unten bleibenund nur noch Hausgymnastik treiben,was zur Verdauung nötig ist.Da riefen alle: Oh, wie schad!Der Meister scheint doch allnachgradzu schwach und steif zum Seilbesteigen!Ha! denkt er, dies wird sich zeigen!Und richtig, eh der Markt geschlossen,treibt er aufs neu die alten Possen,hoch in der Luft, und zwar mit Glück,bis auf ein kleines Mißgeschick.Er fiel herab in großer Eileund knickte sich die Wirbelsäule.Der alte Narr! Jetzt bleibt er krumm!So äußert sich das Publikum.
Papa, nicht wahr,Im nächsten Jahr,Wenn ich erst großUnd lesen kann und schreiben kann,Dann krieg ich einen hübschen MannMit einer TicktackuhrAn einer goldnen Schnur.Der nimmt mich auf den SchoßUnd sagt zu mir: Mein Engel,Und gibt mir ZuckerkrengelUnd Kuchen und Pasteten.Nicht wahr, Papa?Der Vater brummt: Na, na,Was ist das für Gefabel.Die Vögel, die dann flöten,Die haben noch keinen Schnabel.
Das Zahnweh, subjektiv genommen,ist ohne Zweifel unwillkommen;doch hat´s die gute Eigenschaft,daß sich dabei die Lebenskraft,die man nach außen oft verschwendet,auf einen Punkt nach innen wendetund hier energisch konzentriert.Kaum wird der erste Stich verspürt,kaum fühlt man das bekannte Bohren,das Zucken, Rucken und Rumoren,und aus ist´s mit der Weltgeschichte,vergessen sind die Kursberichte,die Steuern und das Einmaleins,kurz, jede Form gewohnten Seins,die sonst real erscheint und wichtig,wird plötzlich wesenlos und nichtig.Ja, selbst die alte Liebe rostet,man weiß nicht, was die Butter kostet,denn einzig in der engen Höhledes Backenzahnes weilt die Seele,und unter Toben und Gesausreift der Entschluß: Er muß heraus!
Du hast das schöne Paradies verlassen,Tratst ein in dieses Labyrinthes Gassen,Verlockt von lieblich winkenden Gestalten,Die Schale dir und Kranz entgegenhalten;Und unaufhaltsam zieht´s dich weit und weiter.Wohl ist ein leises Ahnen dein Begleiter,Ein heimlich Graun, daß diese süßen FreudenDich Schritt um Schritt von deiner Heimat scheiden,Daß Irren Sünde, Heimweh dein Gewissen;Doch ach umsonst! Der Faden ist zerrissen.Hohläugig faßt der Schmerz dich an und warnt,Du willst zurück, die Seele ist umgarnt.Vergebens steht ob deinem Haupt der Stern.Einsam, gefangen, von der Heimat fern,Ein Sklave, starrst du in des Stromes LaufUnd hängst an Weiden deine Harfe auf.Nun fährst du wohl empor, wenn so zuzeitenIm stillen Mondeslichte durch die SaitenEin leises wehmutsvolles Klagen gehtVon einem Hauch, der aus der Heimat weht.
Wer eine Erbschaft übernommen,Hat für die Schulden aufzukommen,Denn nicht umsonst ist der Genuß.Kein Leugnen gilt, kein Widerstreben,Wir müssen sterben, weil wir leben.So lautet der Gerichtsbeschluß.
Vater werden ist nicht schwer,Vater sein dagegen sehr.Ersteres wird gern geübt,Weil es allgemein beliebt.Selbst der Lasterhafte zeigt,Dass er gar nicht abgeneigt;Nur will er mit seinen SündenKeinen guten Zweck verbinden,Sondern, wenn die Kosten kommen,Fühlet er sich angstbeklommen.Dieserhalb besonders scheutEr die fromme Geistlichkeit,Denn ihm sagt ein stilles Grauen:Das sind Leute, welche trauen. -So ein böser Mensch verbleibtLieber gänzlich unbeweibt. -Ohne einen hochgeschätztenTugendsamen VorgesetztenIrrt er in der Welt umher,Hat kein reines Hemde mehr,Wird am Ende krumm und faltig,Grimmig, greulich, ungestaltig,Bis ihn dann bei Nacht und TagGar kein Mädchen leiden mag.Onkel heißt er günst´gen Falles,Aber dieses ist auch alles. -Oh, wie anders ist der Gute!Er erlegt mit frischem MuteDie gesetzlichen Gebühren,Läßt sich redlich kopulieren,Tut im stillen hocherfreutDas, was seine Schuldigkeit,Steht dann eines Morgens daAls ein Vater und PapaUnd ist froh aus Herzensgrund,Daß er dies so gut gekunnt.
Sei es freundlich, sei es böse,Meist genügend klar und scharfKlingt des Mundes WortgetöseFür den täglichen Bedarf.Doch die Höchstgefühle heischenIhren ganz besondern Klang;Dann sagt grunzen oder kreischenMehr als Rede und Gesang.