Als Kind von angenehmen ZügenWar Röschen ein gar lustig Ding.Gern zupfte sie das Bein der Fliegen,Die sie geschickt mit Spucke fing.Sie wuchs, und größere ObjekteLockt sie von nun an in ihr Garn,Nicht nur die jungen, nein, sie neckteUnd rupft auch manchen alten Narrn.Inzwischen tat in stillem WaltenDie Zeit getreulich ihre Pflicht.Durch wundersame BügelfaltenVerziert sie Röschens Angesicht.Und locker wurden Röschens Zähne.Kein Freier stellte sich mehr ein.Und schließlich kriegt sie gar Migräne,Und die pflegt dauerhaft zu sein.Dies führte sie zum Aberglauben,Obwohl sie sonst nicht gläubig schien.Sie meinte fest, daß TurteltaubenDen Schmerz der Menschen an sich ziehn.Zwei Stück davon hat sie im Bauer,Ein Pärchen, welches zärtlich girrt;Jetzt liegt sie täglich auf der Lauer,Ob ihnen noch nicht übel wird.
Man ist ja von Natur kein Engel,vielmehr ein Welt- und Menschenkind,und ringsumher ist ein Gedrängelvon solchen, die dasselbe sind.In diesem Reich geborner Flegel,Wer könnte sich des Lebens freun,Würd´ es versäumt, schon früh die RegelDer Rücksicht kräftig einzubläun.Es saust der Stock, es schwirrt die Rute.Du darfst nicht zeigen, was du bist.Wie schad, o Mensch, daß dir das GuteIm Grunde so zuwider ist!
Er ist verliebt, laß ihn gewähren,Bekümmre dich um dein Pläsier,Und kommst du gar, ihn zu bekehren,Wirft er dich sicher vor die Tür.Mit Gründen ist da nichts zu machen.Was einer mag, ist seine Sach,Denn kurz gesagt: In HerzenssachenGeht jeder seiner Nase nach.
Aus der Mühle schaut der Müller,Der so gerne mahlen will.Stiller wird der Wind und stiller,Und die Mühle stehet still.So geht´s immer, wie ich finde,Rief der Müller voller Zorn.Hat man Korn, so fehlt´s am Winde,Hat man Wind, so fehlt das Korn.
Er war ein grundgescheiter Mann,Sehr weise und hocherfahren;Er trug ein graumeliertes Haar,Dieweil er schon ziemlich bei Jahren.Er war ein abgesagter FeindDes Lachens und des ScherzensUnd war doch der größte Narr am HofDer Königin seines Herzens.
Zwiefach sind die Phantasien, Sind ein Zauberschwesternpaar, Sie erscheinen, singen, fliehen Wesenlos und wunderbar. Eine ist die himmelblaue, Die uns froh entgegenlacht; Doch die andre ist die graue, Welche angst und bange macht. Jene singt von lauter Rosen, Singt von Liebe und Genuß; Diese stürzt den Hoffnungslosen Von der Brücke in den Fluß.
Wer eine Erbschaft übernommen,Hat für die Schulden aufzukommen,Denn nicht umsonst ist der Genuß.Kein Leugnen gilt, kein Widerstreben,Wir müssen sterben, weil wir leben.So lautet der Gerichtsbeschluß.
Wenn die Tante AdelheideAls Logierbesuch erschien,Fühlte Fritzchen große Freude,Denn dann gab es was für ihn.Immer hat die liebe GuteTief im Reisekorb verstecktEine angenehme Tüte,Deren Inhalt köstlich schmeckt.Täglich wird dem braven KnabenDraus ein hübsches Stück beschert,Bis wir schließlich nichts mehr habenUnd die Tante weiterfährt.Mit der Post fuhr sie von hinnen.Fritzchens Trauer ist nur schwach.Einer Tüte, wo nichts drinnen,Weint man keine Träne nach.
Sei ein braver Biedermann,Fange tüchtig an zu loben!Und du wirst von uns sodannGerne mit emporgehoben.Wie, du ziehst ein schiefes Maul?Willst nicht das dich andre adeln?Na, dann sei mir ja nicht faulUnd verlege dich aufs Tadeln.Gelt, das ist ein Hochgenuß,schwebst du so mit Wohlgefallenals ein selger KritikusHoch erhaben über allen.