Sie hat nichts und du desgleichen,dennoch wollt ihr, wie ich sehe,zu dem Bund der heil’gen Eheeuch bereits die Hände reichen.Kinder, seid ihr denn bei Sinnen?Überlegt euch das Kapitel!Ohne die dazu gehör’gen Mittel,soll man keinen Krieg beginnen.
Er stellt sich vor sein SpiegelglasUnd arrangiert noch dies und das.Er dreht hinaus des Bartes Spitzen,Sieht zu, wie seine Ringe blitzen,Probiert auch mal, wie sich das macht,Wenn er so herzgewinnend lacht,Übt seines Auges Zauberkraft,Legt die Krawatte musterhaft,Wirft einen süßen ScheideblickAuf sein geliebtes Bild zurück,Geht dann hinaus zur Promenade,Umschwebt vom Dufte der Pomade,Und ärgert sich als wie ein Stint,Daß andre Leute eitel sind.
Mich wurmt es, wenn ich nur dran denke. –Es saß zu München in der SchenkeEin Protz mit dunkelroter NaseBeim elften oder zwölften Glase.Da schlich sich kümmerlich heranEin armer, alter Bettelmann,Zog vor dem Protzen seinen HutUnd fleht: Gnä Herr, ach sein S´ so gut!Der Protz jedoch, fuchsteufelswild,Statt was zu geben, flucht und schilt:Gehst raus, du alter Lump, du schlechter!Nix möcht´ er, als grad saufen möcht´ er!
Es kam ein Lump mir in die QuerUnd hielt den alten Felbel her.Obschon er noch gesund und stark,Warf ich ihm dennoch eine MarkRecht freundlich in den Hut hinein.Der Kerl schien Philosoph zu sein.Er sprach mit ernstem Bocksgesicht:Mein Herr, Sie sehn, ich danke nicht.Das Danken bin ich nicht gewohnt.Ich nehme an, Sie sind gescheitUnd fühlen sich genug belohntDurch Ihre Eitelkeit.
Ganz unverhofft, an einem Hügel,Sind sich begegnet Fuchs und Igel.Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht!Kennst du des Königs Order nicht?Ist nicht der Friede längst verkündigt,und weißt du nicht, daß jeder sündigt,Der immer noch gerüstet geht?Im Namen seiner MajestätGeh her und übergib dein Fell.Der Igel sprach: Nur nicht so schnell.Laß dir erst deine Zähne brechen,Dann wollen wir uns weiter sprechen!Und allsogleich macht er sich rund,Schließt seinen dichten Stachelbundund trotzt getrost der ganzen Welt,Bewaffnet, doch als Friedensheld.
Die Lehre von der WiederkehrIst zweifelhaften Sinns.Es fragt sich sehr, ob man nachherNoch sagen kann: Ich bin´s.Allein was tut´s, wenn mit der ZeitSich ändert die Gestalt?Die Fähigkeit zu Lust und LeidVergeht wohl nicht so bald.
IO Madrid, ich muß dich hassen,Denn du hast ihn schnöd verkannt,Den Murillo seinen bestenSchüler stets mit Stolz genannt.Keiner hatte wie PedrilloDieses lange Lockenspiel,Keiner trug Hispaniens MantelMit so vielem Kunstgefühl;Keiner wiegte auf dem HauptSolchen hohen, spitzen Hut,Und das edle BleistifspitzenKonnt’ er aus dem Grunde gut.Meistens nahm er Nr. 7,Und mit kunstgeübter HandSpitzt’ er ihn an beiden Enden,Weil er dieses praktisch fand.Einstmals merkte dies Murillo,Und er sprach in erstem Ton:»Was ich eben da bemerke,Das gefällt mir nicht, mein Sohn;Denn ich glaube, daß du hierinSehr auf falschem Wege bist,Weil es erstens sehr gefährlich,Zweitens auch nicht nötig ist.«Doch Pedrillo (wie gewöhnlichDiese jungen Leute sind)Schlug Murillos weise LehreLirum larum! in den Wind.IIÜbrigens (das muß man sagen)Was die edle Kunst betraf,Überhaupt in seinem Fache,War Pedrillo wirklich brav.So z.B. die Madonna;Ja, wer hätte das gedacht?Selbst der große Don MurilloHätte Beßres nicht gemacht. Aber so was kostet Mühe,Und es kostet auch noch Geld,Denn Pedrillo hatte häufigSich dazu Modell bestellt.Sie war eine SchneiderstochterAus der Vorstadt von Madrid,Schwarze Augen, blonde FlechtenBrachte dieses Mädchen mit.Als Pedrillo nun gemaletDieses Mädchen als Porträt,War der große Don MurilloAuch nicht ungern in der Näh’.Früh vom Morgen bis zum AbendUnterweist der Meister ihn,Und Pedrillo folgte willigStets mit eifrigem Bemühn.Aber abends, wo ein jederGerne seine Ruhe hat,Führt’ Pedrillo jenes MädchenOft spazieren vor die Stadt.Einstmals merkte dies Murillo,Und er sprach mit ernstem Ton:»Was ich eben da bemerke,Das gefällt mir nicht, mein Sohn;Denn ich glaube, daß du hierinSehr auf falschem Wege bist,Weil es erstens sehr gefährlich,Zweitens auch nicht nötig ist.«Doch Pedrillo (wie gewöhnlichDiese jungen Leute sind)Schlug Murillos weise LehreLirum, larum! in den Wind.IIISchon am nächsten Donnerstage,Als ein schöner Abend war,Sah man draußen vor dem ToreDieses pflichtvergeßne Paar.Zu dem dort’gen MyrthenhaineGingen sie im Mondeslicht,Aber keiner sah sie wieder,Wenigstens lebendig nicht.Denn es sprach zu ihr Pedrillo:»Sprich, Geliebte, liebst du mich?«Und sie preßt ihn an den Busen,Sprechend: »Ja, ich liebe dich!«»Au!« schrie plötzlich da Pedrillo,Und das Mädchen schrie es auch;Tödlich fielen beide niederUnter einen Myrthenstrauch.Keiner wußte, was geschehen,Bis des Morgens in der Früh,Denn da kam ein alter KlausnerDurch den Wald und merkte sie.Und als er die beiden LeichenIn der Nähe sich besah,Fand er alles ganz natürlich,Denn, ach Gott! was fand er da?Ach, ein Bleistift Nr. 7,Den Pedrillo zugespitzt,Zugespritzt an beiden Enden,Hatte dieses Blut verspritzt.Als Murillo dies vernommen,Sprach er sanft und weinte sehr:»Ach! O Jüngling, spitze niemalsEinen harten Bleistift mehr;Führe Mädchen nie spazieren,Denn dies Beispiel zeigt es klar,Daß es erstens sehr gefährlich,Zweitens auch nicht nötig war.«
Wenn ich dereinst ganz alt und schwachUnd´s ist mal ein milder Sommertag,So hink ich wohl aus dem kleinen HausBis unter den Lindenbaum hinaus.Da setz ich mich denn im SonnenscheinEinsam und still auf die Bank von Stein,Denk an vergangene Zeiten zurückeUnd schreibe mit meiner alten KrückeUnd mit der alten zitternden HandSo vor mir in den Sand.
Wer nicht will, wird nie zunichte,kehrt beständig wieder heim.Frisch herauf zum alten Lichtedringt der neue Lebenskeim.Keiner fürchte zu versinken,der ins tiefe Dunkel fährt.Tausend Möglichkeiten winkenihm, der gerne wiederkehrt.Dennoch seh ich dich erbeben,eh du in die Urne langst.Weil dir bange vor dem Leben,hast du vor dem Tode Angst.
Du hast das schöne Paradies verlassen,Tratst ein in dieses Labyrinthes Gassen,Verlockt von lieblich winkenden Gestalten,Die Schale dir und Kranz entgegenhalten;Und unaufhaltsam zieht´s dich weit und weiter.Wohl ist ein leises Ahnen dein Begleiter,Ein heimlich Graun, daß diese süßen FreudenDich Schritt um Schritt von deiner Heimat scheiden,Daß Irren Sünde, Heimweh dein Gewissen;Doch ach umsonst! Der Faden ist zerrissen.Hohläugig faßt der Schmerz dich an und warnt,Du willst zurück, die Seele ist umgarnt.Vergebens steht ob deinem Haupt der Stern.Einsam, gefangen, von der Heimat fern,Ein Sklave, starrst du in des Stromes LaufUnd hängst an Weiden deine Harfe auf.Nun fährst du wohl empor, wenn so zuzeitenIm stillen Mondeslichte durch die SaitenEin leises wehmutsvolles Klagen gehtVon einem Hauch, der aus der Heimat weht.