Wenn rot und weiß die Mädchen blühn,Hat Sünde nie ein Zeichen;Sonst macht ein Fehltritt sie erglühn,Die Furcht wie Schnee erbleichen,Was Schuld sei oder Schrecken nur,Wer möcht es unterscheiden,Wenn ihre Wange von NaturDie Farbe trägt der beiden?
Du bist so willig, leicht drum zu gewinnen,du bist so schön, als Beute drum begehrt;und wann versagte sich mit spröden Sinnenein Weibgeborner, wenn ein Weib gewährt?Und dennoch will ich dir zur Warnung sagen:Laß deine süßen Lüste nicht zu frei,die dich in diesen tollen Taumel jagen,worin du zweifach brechen mußt die Treu -die ihre, da dein Reiz sie hat geblendet,die deine, da er sich mir abgewendet.
Es gibt so Leute, deren AngesichtSich überzieht gleich einem steh´nden Sumpf,Und die ein eigensinnig Schweigen halten,Aus Absicht sich in einen Schein zu kleidenVon Weisheit, Würdigkeit und tiefem Sinn.O mein´ Antonia, ich kenne derer,Die man deswegen bloß für Weise hält,Wei sie nichts sagen: sprächen sie, sie brächtenDie Ohren, die sie hörten, in Verdammnis,Weil sie die Brüder Narren schelten würden.
Doch Lieb, in Frauenaugen erst gelernt,Lebt nicht allein, vermauert im Gehirn,Nein, mit der Regung aller edler GeisterStrömt sie gedankenschnell durch jede KraftUnd zeugt jedweder Kraft zwiefache Kraft,Weit höher als ihr Wirken und ihr Amt.Die feinste Schärfe leiht sie dem Gesicht:Wer liebt, des Auge schaut den Adler blind!Wer liebt, des Ohr vernimmt den schwächsten Laut.
Mein Auge hat als Malerin dem SchreinDes Herzens deinem Bild den Platz gegeben,Mein Busen schließt es gleich dem Rahmen ein,Um kunstgerecht des Malers Werk zu heben.Und durch den Künstler kannst du nur die StelleErspähen, der dein Bildnis ward vertraut;Es hängt noch stets in meines Herzens Zelle,Das Fenster sich aus deinen Augen baut.Sieh wie die Augen freundlich sich vereinen;Meins malte dich, und deines ward dafürZu meines Busens Fenster, durch das scheinenDie Sonnenstrahlen lustig hin zu dir.Eins fehlt dem Auge nur, sein Wert zu schmücken:Es malt die Form, das Herz bleibt fremd den Blicken.
Wie viel verschiedne Weg´ in eine Stadt,Wie viele frische Ström´ in einen See,Wie viele Linien in den MittelpunktAn einer Sonnenuhr zusammenlaufen:So, erst im Gang, kann tausendfaches WirkenZu einem Zweck gedeihn, wohl durchgeführt.
Das Fest ist jetzt zu Ende.Unsere Spieler, wie ich euch sagte, waren GeisterUnd sind aufgelöst in Luft, in dünne Luft.Wie dieses Scheines lockrer BauSo werden die wolkenhohen Türme, die Paläste,Die hehren Tempel, selbst der große Ball.Ja, was nur Teil hat, untergehn,Und, wie dieses leere Schaugepräng erblaßt,Spurlos verschwinden.Wir sind solcher Stoff wie der zum Träumen,Unser kleines Leben umfaßt ein Schlaf,-Ich bin gereizt, HerrHabt Geduld mit mir. Mein alter Kopf ist schwindlicht.Seid wegen meiner Schwäche nicht besorgt.
Stürm, stürm, du Winterwind!Du bist nicht falsch gesinnt,Wie Menschenundank ist.Dein Zahn nagt nicht sosehr,Weil man nicht weiß, woher,Wiewohl du heftig bist.Heisa! singt heisa! den grünenden Bäumen!Die Freundschaft ist falsch, und die Liebe nur Träumen.Drum heisa, den Bäumen!Den lustigen Räumen! Frier, frier, du Himmelsgrimm!Du beißest nicht so schlimmAls Wohltat nicht erkannt;Erstarrst du gleich die Flut,Viel schärfer sticht das BlutEin Freund von uns gewandt.Heisa! singt heisa! den grünenden Bäumen!Die Freundschaft ist falsch, und die Liebe nur Träumen.Drum heisa, den Bäumen!Den lustigen Räumen!
Der gute Name ist bei Mann und Frau,Mein bester Herr,Das eigentliche Kleinod ihrer Seelen.Wer meinen Beutel stiehlt, nimmt Tand; ´s ist etwasUnd nichts; mein war es, ward das Seine nun,Und ist der Sklav´ von Tausenden gewesen,Doch wer den guten Namen mir entwendet,Der raubt mir das, was ihn nicht reicher macht,Mich aber bettelarm.
Nichts kann den Bund zwei treuer Herzen hindern,Die wahrhaft gleichgestimmt. Lieb´ ist nicht Liebe,Die Trennung oder Wechsel könnte mindern,Die nicht unwandelbar im Wandel bliebe.O nein! Sie ist ein ewig festes Ziel,Das unerschüttert bleibt in Sturm und Wogen,Ein Stern für jeder irren Barke Kiel, –Kein Höhenmaß hat seinen Werth erwogen.Lieb´ ist kein Narr der Zeit, ob RosenmundeUnd Wangen auch verblühn im Lauf der Zeit –Sie aber wechselt nicht mit Tag und Stunde,Ihr Ziel ist endlos, wie die Ewigkeit.Wenn dies bei mir als Irrthum sich ergiebt,So schrieb ich nie, hat nie ein Mann geliebt.