Ein Schatten nur,Der wandelt, ist das Leben, weiter nichts;Ein armer Komödiant, der auf der BühneSein Stündchen stelzt und große Worte macht,Worauf man weiter nichts von ihm vernimmt;Ein Märchen ist´s, erzählt von einem Schwachkopf,Voll wilden Wortschwalls, doch bedeutungsleer.
Wie viel verschiedne Weg´ in eine Stadt,Wie viele frische Ström´ in einen See,Wie viele Linien in den MittelpunktAn einer Sonnenuhr zusammenlaufen:So, erst im Gang, kann tausendfaches WirkenZu einem Zweck gedeihn, wohl durchgeführt.
Des Liebchens Augen sind nicht wie der Sonne Licht,Korallen sind viel röter als ihr Lippenpaarund weiß wie Schnee ist ihre Brust beileibe nicht,ein krauser Bund aus schwarzen Fäden ist ihr Haar.Ich sah damastne Rosen, weiße und auch rote,auf ihren Wangen hab ich solche nie gesehen;Parfüms verbreiten meistens eine bessre Noteals Düfte, die aus meines Liebchens Atem wehen.Ich höre sie sehr gerne reden, aber sie,das weiß ich, klingt nicht wie Musik der Himmelssphäre;auch eine Göttin schreiten sah ich leider nie,mein Liebchen, wenn es läuft, folgt ganz der Erdenschwere.Und dennoch, Liebe, bist du himmlisch rein und selten,dass die Vergleiche lügen und für dich nicht gelten.
my mistress eyes are nothing like the sunCoral is far more red than her lips redif snow be white why then her breasts are dunif hairs be wires black wires grow on her headI habe seen roses damask´d red and white but no such roses see i on her cheeksand in some perfumes is there more delight than in the breath that from my mistress reeksi love to hear her speak yet well i know that music hath a far more pleasing soundi grant i never saw a goddess gomy mistress when she walks treats on the groundand yet by heaven i think my love as rareas any she belied with false compare
So ist des Menschen Treiben: heute sprießenDer Hoffnung zarte Knospen, morgen blüh´n sieUnd kleiden ihn in dichten Blumenschmuck,Und übermorgen, tötlich, kommt der Frost,Und wenn er wähnt, der gute sichre Mann,Die Größe reife, – nagt ihm der die WurzelUnd fällt ihn.
Das blanke GoldMacht Weiß aus Schwarz, aus Häßlich Schön,Macht Unrecht recht, Schlecht gut, Alt jung, Feig´ tapfer;Es lockt den Priester fort von dem Altare,Reißt Halbgenes´nen weg das Schlummerkissen.Ja, dieser gelbe Sklave löst und bindetGeweihte Bande, segnet den Verfluchten,Macht selbst den Aussatz lieblich; hilft dem DiebZu Ämtern, Titeln, Ehr- und Anerkennung,Und schafft der überjähr´gen Witwe Freier.
Der gute Name ist bei Mann und Frau,Mein bester Herr,Das eigentliche Kleinod ihrer Seelen.Wer meinen Beutel stiehlt, nimmt Tand; ´s ist etwasUnd nichts; mein war es, ward das Seine nun,Und ist der Sklav´ von Tausenden gewesen,Doch wer den guten Namen mir entwendet,Der raubt mir das, was ihn nicht reicher macht,Mich aber bettelarm.
Ein Weib verschmäht oft, was sie gern erblickt:Die Neigung wird recht heiß, die anfangs kalt;Wenn sie erst zürnt, ist´s nicht, weil sie euch haßt,Sie will, daß Lieb´ euch tiefer erst erfaßt.Schickt sie euch fort, das heißt nicht, ihr sollt gehn:Die Närrchen werden wild, läßt man sie stehn.Nehmt keinen Korb an, was immer sie sage,Denn »pack dich« bedeutet sicher »wage«.Lobt, schmeichelt, preist, vergöttert ihre Mängel;Wie schwarz sie sei´n, vergleicht sie mit einem Engel.Ein Mann, der eine Zung´ hat, ist kein Mann,Wenn sie ihm nicht ein Weib gewinnen kann.
Nichts kann den Bund zwei treuer Herzen hindern,Die wahrhaft gleichgestimmt. Lieb´ ist nicht Liebe,Die Trennung oder Wechsel könnte mindern,Die nicht unwandelbar im Wandel bliebe.O nein! Sie ist ein ewig festes Ziel,Das unerschüttert bleibt in Sturm und Wogen,Ein Stern für jeder irren Barke Kiel, –Kein Höhenmaß hat seinen Werth erwogen.Lieb´ ist kein Narr der Zeit, ob RosenmundeUnd Wangen auch verblühn im Lauf der Zeit –Sie aber wechselt nicht mit Tag und Stunde,Ihr Ziel ist endlos, wie die Ewigkeit.Wenn dies bei mir als Irrthum sich ergiebt,So schrieb ich nie, hat nie ein Mann geliebt.