Deckt noch der Schlaf dein Auge zu,Mein Liebster? O, um süßer dich zu denken,Laß ich die Trunkenmacherin, die Ruh,Aus ihrem Kelch mich minder tränken.Du wachst vielleicht, durch GlockenschlagAus sanfter Ruh, aus süßem Schlaf gestöret,Ich wache, weil mein Herze Nacht und TagIn sich laut deinen Namen höret.
Das Moos, es bleibt,wenn all die Blumen schon gestorben,tief unter Schnee noch unverdorben.Wie ähnlich ist es mir!Tief lag ich unter Gram.Viel schwere Jahre lang,und als mein Winter kam,da stand ich unverwelktund fing erst an zu grünen.
An den Domherren von Rochow, als er gesagt hatte, die Liebe müsse sie gelehrt haben, so schöne Verse zu machen Kenner von dem sapphischen Gesange! Unter deinem weißen Überhange Klopft ein Herze, voller Glut in dir! Von der Liebe war es unterrichtet, Dieses Herze, aber ganz erdichtet Nennst du sie die Lehrerin von mir! Meine Jugend war gedrückt von Sorgen, Seufzend sang an manchem Sommermorgen Meine Einfalt ihr gestammelt Lied; Nicht dem Jüngling thöneten Gesänge, Nein, dem Gott, der auf der Menschen Menge, Wie auf Ameishaufen niedersieht! Ohne Regung, die ich oft beschreibe, Ohne Zärtlichkeit ward ich zum Weibe, Ward zur Mutter! Wie im wilden Krieg, Unverliebt ein Mädchen werden müßte, Die ein Krieger halb gezwungen küßte, Der die Mauer einer Stadt erstieg. Sing ich Lieder für der Liebe Kenner: Dann denk ich den zärtlichsten der Männer, Den ich immer wünschte, nie erhielt; Keine Gattin küßte je getreuer, Als ich in der Sappho sanftem Feuer Lippen küßte, die ich nie gefühlt. Was wir heftig lange wünschen müssen, Und was wir nicht zu erhalten wissen, Drückt sich tiefer unserm Herzen ein; Rebensaft verschwendet der Gesunde; Und erquickend schmeckt des Kranken Munde Auch im Traum den ungetrunknen Wein.
Ein armer Ehegatte,Der ohne seine SchuldDie Höll´ auf Erden hatte,Ward endlich der GeduldNach langen Jahren müde,Und schaffte schnell und klugSich vor dem Engel Friede,Der ihn mit Fäusten schlug.Sein Weib war bitterböse,Die Tobsucht rief aus ihr,Bey manchem Zankgetöse:Ein Leides thu ich mir!Ja ja, du Weiberhasser,Du Teufel, der du bist,Ich springe noch ins Wasser,Wo es am tiefsten ist.Sie sprachs zu tausendmalen,Und sprang ins Wasser nie.Auf neue MännerqualenDacht ihre Seele früh,Sobald der Tag erwachte.Ihr Dämon, schwarz und klein,Blies ihr im Traum bey NachteDen Stoff zum Zanken ein.Einst fieng beym AbendtischeIhr Zorn zu donnern an,Und still, wie stumme Fische,Blieb ihr geplagter Mann;Ließ ihrer frechen ZungeDen Zügel – gab ihr nach,Bis sie vom WassersprungeMit blauen Lefzen sprach.Da warf der Mann sein MesserTief in den Tisch, und rißDas Weib an ein Gewässer.Hier, sprach er: Thue dießWas du zu thun beschlossen.Hier springe mir hinab. –Hier sah sie, furchtbegossen,Ins grause Wassergrab.Sie hieng an seinen ArmenUnd fühlte Todesquaal;Er aber, ohn Erbarmen,Er tauchte siebenmalSie unter mit dem Kopfe,Bis sie die Luft verlor:Und hub sie drauf beym ZopfeStark aus der Fluth empor.Das Mittel half geschwinde;Sie seufzte leichenblaß:Ach! Männchen, sey gelinde,Ach! liebes Männchen, laßMich diesesmal nur leben,Und ende meine Pein,Ich will mich gern bestreben,Recht lämmerfromm zu seyn.Der Mann ließ sich bedingen,Das Weib ward zahm gemacht,Und an kein WasserspringenWard künftig mehr gedacht.Sie lebten, sanft wie Tauben,Von keinem Zank gequält,Und alle Welt wirds glaubenWeil es ein Weib erzählt.