Die Erde hat gebebt und ihr geborstner GrundDie Königin am Meer verschlungen,Und schwärzre Trübsal noch droht unsrem armen RundVon schwärmender Propheten Zungen: Wie aus bemoostem Schutt der Uhu, wann die NachtIn furchtbarn Schatten ihn verstecket,Auf stille Dächer fliegt, selbst melancholisch wacht,Und heulend müde Städte wecket. Auf Schwanenfedern horcht die Wollust und erschrickt;Ein Schauer bebt durch ihre Glieder.Der sorgenvolle Geiz, auch schlafend unerquickt,Bebt heut und wuchert morgen wieder. Propheten wimmeln stets in trüber Zeit hervor:Der leichte Pöbel glaubt, er zittert,Wie dürres Laub im Herbst, und wie das schwache RohrDer Flügel eines Wests erschüttert. Ihr Musen, die ihr einst, im Frühling meiner Zeit,Mich mit Ambrosia genähret,Als ihr, in eurem Hayn voll heilger Dunkelheit,Die deutsche Leyer mich gelehret! Zufrieden dank ich euch, daß immer gleiche LustIn meiner Seelen helle scheinet,Und euer stiller Freund nicht, an der Thorheit Brust,Nach Phantasien lacht und weinet. O laßt, zu aller Zeit, mein Antlitz heiter seyn,Nicht bloß in sonnenvollen Tagen,Wann mich die Freude sucht, und Saitenspiel und WeinDie Wolken vor mir her verjagen: Nicht bloß im dunklen Busch und wo die NachtigallBald singend über mir verweilet,Bald an der Quelle seufzt, die reiner, als Crystall,Geschwätzig über Kiesel eilet. Es müss´ auf meiner Stirn, wann schon die Erde bebt,Der göttliche Gedanke schimmern,Daß Tugend glücklich ist und meine Seele lebt,Auch unter ganzer Welten Trümmern!
Ich sahe mit betrachtendem Gemütejüngst einen Kirschbaum, welcher blühte,in kühler Nacht beim Mondenschein;ich glaubt, es könne nichts von größerer Weiße sein.Es schien, als wär ein Schnee gefallen;ein jeder, auch der kleinste Ast,trug gleichsam eine rechte Lastvon zierlich weißen runden Ballen.Es ist kein Schwan so weiß, da nämlich jedes Blatt,- indem daselbst des Mondes sanftes Lichtselbst durch die zarten Blätter bricht -sogar den Schatten weiß und sonder Schwärze hat.Unmöglich, dacht ich, kann auf Erdenwas Weißres aufgefunden werden.Indem ich nun bald hin, bald herim Schatten dieses Baumes gehe,sah ich von ungefährdurch alle Blumen in die Höheund ward noch einen weißern Schein,der tausendmal so weiß, der tausendmal so klar,fast halb darob erstaunt, gewahr.Der Blüte Schnee schien schwarz zu seinbei diesem weißen Glanz. Es fiel mir ins Gesichtvon einem hellen Stern ein weißes Licht,das mir recht in die Seele strahlte.Wie sehr ich mich an Gott im Irdischen ergötze,dacht ich, hat er dennoch weit größre Schätze.Die größte Schönheit dieser Erdenkann mit der himmlischen doch nicht verglichen werden.