Ein Werwolf eines Nachts entwichvon Weib und Kind und sich begaban eines Dorfschullehrers Grabund bat ihn: "Bitte, beuge mich!"Der Dorfschulmeister stieg hinaufauf seines Blechschilds Messingknaufund sprach zum Wolf, der seine Pfotengeduldig kreuzte vor dem Toten:"Der Werwolf", sprach der gute Mann, des Werwolfs, Genetiv sodann,dem Wemwolf, Dativ wie mans nennt.den Wenwolf, – damit hats ein End."Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,er rollte seine Augenbälle."Indessen", bat er, "füge dochzur Einzahl auch die Mehrzahl noch!"Der Dorfschulmeister aber mußtegestehn, daß er von ihr nichts wußte.Zwar Wölfe gäbe es in großer Schar,doch "Wer" gäbe es nur im Singular.Der Wolf erhob sich tränenblind –er hatte ja noch Weib und Kind!!Doch da er kein Gelehrter eben,schied er dankend und ergeben.
Vorn ein Wall von schwarzen Hügeln…Doch astralhaft über ihnenbleiche Wände, mondbeschienen,wie aus Flor von Geisterflügeln…Schau ich hier zum Bild gewobenErdendumpfheit, Himmelstrachten?Rings das Unten noch voll Nachten…doch von Seelenlicht das Droben…
Palmström steht an einem Teicheund entfaltet groß ein rotes Taschentuch:Auf dem Tuch ist eine Eichedargestellt, sowie ein Mensch mit einem Buch.Palmström wagt nicht, sich hineinzuschneuzen, -er gehört zu jenen Käuzen,die oft unvermittelt-nacktEhrfurcht vor dem Schönen packt.Zärtlich faltet er zusammen,was er eben erst entbreitet.Und kein Fühlender wird ihn verdammen,weil er ungeschneuzt entschreitet
Ich hatte mich im Hochgebirg verstiegen.Die Felsenwelt um mich, sie war wohl schön;doch konnt ich keinen Ausgang mir ersiegen,noch einen Aufgang nach den lichten Höhn.Da traf ich Dich, in ärgster Not: den Andern!Mit Dir vereint, gewann ich frischen Mut.Von neuem hob ich an, mit Dir, zu wandern,und siehe da: Das Schicksal war uns gut.Wir fanden einen Pfad, der klar und einsamempor sich zog, bis, wo ein Tempel stand.Der Steig war steil, doch wagten wir´s gemeinsam ...Und heut noch helfen wir uns, Hand in Hand.Mag sein, wir stehn an unsres Lebens Endenoch unterm Ziel, – genug, der Weg ist klar!Daß wir uns trafen, war die große Wende.Aus zwei Verirrten ward ein wissend Paar.
O gib mir Freuden, nicht mit dem verstrickt,was ich als niedres Ich in mir empfinde,gib solche Freuden mir zum Angebindewie Geist sie Geist, der Seele Seele schickt.O nicht mehr dieser schalen Freuden Pein,die doch erkauft nur sind von fremden – Leiden!Schenk Herzen mir, die sich für dich entscheiden,so wird auch meines wahrhaft fröhlich sein.
Bedenke Freund, was wir zusammen sprachen,War´s wert, daß wir den Bann des Schweigens brachen,Um solche Nichtigkeiten auszutauschen?So schwätzen wohl zwei Vögel miteinander,Derweil in unablässigem GewanderDes Stromes strenge Wogen meerwärts rauschen.Erwacht in dir nicht ein Gefühl der Leere,Erwägst du, wie so auftut Jahre, JahreNichts als Geschwätz aus dir sich und dem andern,Indessen nach der Gottheit Schoß und MeereDer Geistesweisheit sternenspiegelklareGewässer ruhlos und gewaltig wandern?
Es ist vielleicht das letzte Mal,Daß Deine Hand in meiner ruht…So nah dein Blut an meinem Blut…O wüßtest Du von meiner Qual!Du aber lächelst hell und gutMit Deiner Augen stillem Strahl…Du Wandrer weißt nicht, wie es tutEs ist vielleicht das letzte Mal!
Die zur Wahrheit wandern, wandern allein, keiner kann dem andern Wegbruder sein. Eine Spanne gehn wir, scheint es, im Chor ... bis zuletzt sich, sehn wir, jeder verlor. Selbst der Liebste ringet irgendwo fern; doch wer´s ganz vollbringet, siegt sich zum Stern, schafft, sein selbst Durchchrister, Neugottesgrund – und ihn grüßt Geschwister Ewiger Bund.
Palmström legt des Nachts sein Chronometer,um sein lästig Ticken nicht zu hören,in ein Glas mit Opium oder Äther.Morgens ist die Uhr dann ganz »runter«.Ihren Geist von neuem zu beschwören,wäscht er sie mit schwarzem Mokka munter.
Geschlossenen Auges laß mich gehn,mein Schicksal,bis der Tag vorüber,der trüb und trübersich umzieht.Nicht sehn,nicht hören!Wie die Maske siehtaus leeren Löchernund den Wogenschalldie Muschel fängt,nur so noch laß mein Leben sein,indesdie Seele tief in Schlummer liegen mag,bis sie ein beßrer Tagzu neuem Blühendrängt.