Sieh, nun ist Nacht!Der Großstadt lautes ReichDurchwandert ungehörtDer dunkle Fluß.Sein stilles AntlitzWeiß um tausend Sterne.Und deine Seele, Menschenkind? ...Bist du nicht Spiel und SpiegelIrrer Funken,Die gestern wurden,Morgen zu vergehn, –VerlorstIn deiner kleinen Lust und PeinDu nicht das Firmament,Darin du wohnst, –Hast du nicht selber dichVergessen,Mensch,Und weiß dein Antlitz dochUm Ewigkeit?
Unhemmbar rinnt und reißt der Strom der Zeit,in dem wir gleich verstreuten Blumen schwimmen,unhemmbar braust und fegt der Sturm der Zeit,wir riefen kaum, verweht sind unsre Stimmen.Ein kurzer Augenaufschlag ist der Mensch,den ewige Kraft auf ihre Werke tut,ein Blinzeln – der Geschlechter lange Reihn,ein Blick – des Erdballs Werdnis und Verglut.
NeuigkeitenEs müßte Zeitungen geben,die immer das mitteilen,was nicht ist:Keine Cholera!Kein Krieg!Keine Revolution!Keine Mißernte!Die tägliche Freudeüber die Abwesenheit großer Übelwürde zweifellosdie Menschen fröhlicher machen.
Und so verblaßte goldner TagNach wonnigem Verweilen;Und über allem Leben lagEin Hauch von Abwärts-EilenIn Grab und Tod.Bis voll unendlich süßer MachtSich Stern auf Stern entzündeteUnd am Gewölb der hohen NachtDen Zirkel weiter ründeteZum Morgenrot.
Es kommen zu Palmström heutedie wirklich praktischen Leute,die wirklich auf allen zehn Zehenim wirklichen Leben stehen.Sie klopfen ihm auf den Rückenund sind in sehr vielen Stücken -so sagen sie - ganz die Seinen.Doch wer, der mit beiden Beinenim wirklichen Leben stände,der wüsste doch und befände,wie viel, so gut auch der Wille,rein idealistische Grille.Sie schütteln besorgt die Köpfeund drehn ihm vom Rock die Knöpfeund hoffen zu postulieren:er wird auch einer der Ihren,ein Glanzstück erlesenster Sorte,ein Bürger mit einem Worte.
Ich liebe die graden Alleen mit ihrer stolzen Flucht. Ich meine sie münden zu sehen in blauer Himmelsbucht. Ich bin sie im Flug zu Ende und land´ in der Ewigkeit. Wie eine leise Legende verklingt in mir die Zeit. Mein Flügel atmet Weiten, die Menschenkraft nicht kennt: Groß aus Unendlichkeiten flammt furchtbar das Firmament.
Wer alles ernst nimmt, was Menschen sagen,Darf sich nicht über Menschen beklagen.Alles Reden ist meist nur Gered.Weiß man erst, was dahintersteht,Läßt man´s klappern wie die Mühlen am BachUnd geht stillfein in sein eigen Gemach.
Dinge gehen vor im Mond,die das Kalb selbst nicht gewohnt.Tulemond und Mondaminliegen heulend auf den Knien.Heulend fletschen sie die Zähneauf der schwefligen Hyäne.Aus den Kratern aber steigtSchweigen, das sie überschweigt.Dinge gehen vor im Mond,die das Kalb selbst nicht gewohnt.Tulemond und Mondaminliegen heulend auf den Knien…
Also ihr lebt noch, alle, alle, ihr,am Bach ihr Weiden und am Hang ihr Birken,und fangt von neuem an, euch auszuwirken,und wart so lang nur Schlummernde, gleich – mir.Siehe, du Blume hier, du Vogel dort,sieh, wie auch ich von neuem mich erhebe…Voll innern Jubels treib ich Wort auf Wort…Siehe, auch ich, ich schien nur tot. Ich lebe!
Nun wollen wir uns still die Hände gebenund vorwärts gehen, fromm, fast ohne Zagen,und dieses größte Lebenswagnis wagen:Zwei miteinander ganz verschlungne Leben. Und wollen unermüdlich weiter webenan den für uns nun völlig neuen Tagenund jeden Abend, jeden Morgen fragen,ob wir auch ganz Ein Ringen und Ein Streben. Auch ganz ein unersättlich Langen, Dürsten,im Maß des Körperlichen, das uns eigen,uns immer geistiger emporzufürsten:Daß wir wie Eines Pfeiles Schaft am Schlusse,ineinsverflochten und in Einem Schusse,ein neues Reich höhrer Geburt ersteigen.