Das Leben ist ein Instrument,Von Gott uns in die Hand gegeben;Von ihm zur Wahrheit und VerstandGanz rein gestimmt, nur HarmonienFür Geist und Herz daraus zu ziehen,Das überließ er uns´rer Hand.
Und daß schon hier, im Reich der Sinne,Die junge Paradieseswelt beginne,Ward unserm Geist ein Wesen zugestellt,Aus Geist und Sinnlichkeit geboren:Die Phantasie ward auserkoren,Zu öffnen uns die reiche Wunderwelt.
Nicht des Beifalls arme Gaben,Gottes Blick und dein GefühlTragen dein Gemüt erhabenÜber dieses Weltgewühl.Sei´s daß dir das Lob verstumme:Lob verweht und Weihrauch stäubt;Nur das Gute, nur die SummeDeiner beßren Taten bleibt.
Wo eine Tugend an der Brust der andern,Und wo der Gram ans Herz der Liebe fällt,Da laß uns heiliger vorüberwandern,Da feiert eine Engelwelt.Sei hochbeseligt oder leide:Das Herz bedarf ein zweites Herz;Geteilte Freud´ ist doppelt Freude,Geteilter Schmerz, ist halber Schmerz.
Aus unsern HerzenWächst, was wir säen, uns wieder zu;Da pflanzt die Wahrheit ihre Ruh´,Da fühlt die Torheit ihre Schmerzen,Da sät das Laster seine Pein.Oh, da verblühet jeder Morgen,Den leere Abende bereun.Da hüllt die Tugend sich verborgenIn ihre stille Pflanzung ein,Die ihr kein Erdensturm verweht.
Die Freude fällt uns in die Hände; Die bloße Kunst nur, sich zu freu´n Die will geübt, errungen sein! Wenn sie auch jeder Narr verstände, Dann wär sie für Weise nicht; Die Freud´entflieht berauschten Tagen Mit weggewandtem Angesicht. Sie fliehet, weil wir nach ihr jagen, Der Tor erlebt sie, fühlt sie nicht.Sie liebt die stiller´n Seelenlagen,Hebt Wehmuth selbst zu sich hinaufUnd sucht uns in bewölkten TagenIn unser´m eig´nen Herzen auf.
Fiel ein Herz im DrangeZwischen Reiz und Pflicht:Mensch, o richte nicht!Weißt du, welchem Zwange,Welchem UnglückstagSolch ein Herz erlag?
Auf dem Berge, dort oben, da wehet der Wind,Da sitzet Mariechen und wieget ihr Kind;Sie wiegt es mit ihrer schneeweißen Hand,Den Blick in die Ferne hinaus gewandt.In die Ferne hinüber schweift all ihr Sinn;Ihr Lieber, ihr Treuer, der ging dahin!Sonst ging er, sonst kam er; nun kommt er nicht mehr!Nun ist´s um Mariechen so todt und so leer!In den Busen da fallen die Thränen hinein;Da trinket ein Kindlein sie saugend mit ein.Es schmeichelt der Mutter die kindliche Hand;Ihr Blick ist hinaus in die Ferne gewandt.Auch, wie sausend wehet der Wind so kalt!Mariechen, dein Liebster ging aus in den Wald;Ihm reichten die tanzenden Elfen die Hand;Er folgte der lockenden Schaar, und verschwand.Auf den Bergen dort oben, da wehet der Wind;Da sitzet Mariechen und wieget ihr Kind,Und schaut in die Nacht hin, mit weinendem Blick.Dahin ist ihr Liebster, und kehrt nicht zurück.-