So ist es, wars und wird es sein:Gebt Freiheit! rufen die Partein,Mit was für Farben sie sich schmücken;Das heißt: gebt uns das Reich allein,Daß wir die andern unterdrücken!So ist es, wars und wird es sein!
Ach wer hat es nicht erfahren,Daß ein Ton, ein Blick, ein Duft,Was vergessen war seit JahrenPlötzlich vor die Seele ruft.Also kommt in dieser süßenFrühlingszeit von Wald und Flußsolch Erinnern oft und Grüßen,Daß ich tief erschrecken muß.Weisen, die gelockt den Knaben,Dämmern auf in meinem Ohr;Dunkle Sehnsucht längst begraben,Zuckt wie Blitz in mir empor.Und wenn hoch die Sterne scheinen,Geht im Traum durch meinen SinnWirkend, mit verhaltnem Weinen,Die verlorne Liebe hin.
Wenn hinabgeglüht die Sonne,steht der Mond schon überm Tal,und den Abglanz ihrer Wonnegießt er aus im feuchten Strahl.Also bleibt im tiefsten Herzenvon versunkenem großen Glücktröstlich für die Nacht der Schmerzenuns ein Widerschein zurück.
Ich bin ein altes KrokodilUnd sah schon die Osirisfeier;Bei Tage sonn ich mich im Nil,Bei Nacht am Strande leg ich Eier. Ich weiß mit listgem WehgekreischMir stets die Mahlzeit zu erwürken;Gewöhnlich freß ich MohrenfleischUnd sonntags manchmal einen Türken. Und wenn im gelben Mondlicht ringsDer Strand liegt und die Felsenbrüche,Tanz ich vor einer alten Sphinx,Und lausch auf ihrer Weisheit Sprüche. Die Klauen in den Sand gepflanzt,Tiefsinnig spricht sie: Tochter Thebens,Friß nur, was du verdauen kannst!Das ist das Rätsel deines Lebens.
Die Nacht ist klar, die Nacht ist kühl,Am Himmel schießen die Sterne -Du hast mich einst so lieb gehabtUnd mich geküßt so gerne.Du hast mich einst so lieb gehabt,Wo blieb dein heiß Gefühl? -Am Himmel schießen die Sterne,Die Nacht ist klar und kühl.
LiebesglückO wie so leicht in seligen GenüssenSich mir die Stunden jetzt dahinbewegen!Ins Auge schau´ ich dir, bist du zugegen,Und von dir träum´ ich, wenn wir scheiden müssen.Oft zügeln wir die Sehnsucht mit Entschlüssen,Doch will sich stets ein neu Verlangen regen,Und wenn wir kaum verständ´ger Rede pflegen,Zerschmilzt sie wieder uns und wird zu Küssen.Der erste weckt Begier nach tausend neuen,Es folgt auf Liebeszeichen Liebeszeichen,Und jedes scheint uns höher zu erfreuen.Nun erst begreif´ ich ganz den Lenz, den reichen,Wenn er nicht endet, Rosen auszustreuen,Die alle schön sind und sich alle gleichen.
Mein Herz ist wie die dunkle NachtSüße Ruh, süßer Taumel im Gras, Von des Krautes Arome umhaucht, Tiefe Flut, tief tief trunkne Flut, Wenn die Wolk am Azure verraucht, Wenn aufs müde, schwimmende Haupt Süsses Lachen gaukelt herab, Liebe Stimme säuselt und träuft Wie die Lindenblüt auf ein Grab. Wenn im Busen die Toten dann, Jede Leiche sich streckt und regt, Leise, leise den Odem zieht, Die geschlossne Wimper bewegt, Tote Lieb, tote Lust, tote Zeit, All die Schätze, im Schutt verwühlt, Sich berühren mit schüchternem Klang Gleich dem Glöckchen, vom Winde umspielt. Stunden, flüchtger ihr als der Kuß Eines Strahls auf den trauernden See, Als des ziehenden Vogels Lied, Das mir nieder perlt aus der Höh, Als des schillernden Käfers Blitz, Wenn den Sonnenpfad er durcheilt, Als der heisse Druck einer Hand, Die zum letzten Male verweilt. Dennoch, Himmel, immer mir nur Dieses eine mir: für das Lied Jedes freien Vogels im Blau Eine Seele, die mit ihm zieht, Nur für jeden kärglichen Strahl Meinen farbig schillernden Saum, Jeder warmen Hand meinen Druck, Und für jedes Glück meinen Traum.
Wenn sich zwei Herzen scheiden,Die sich dereinst geliebt,Das ist ein großes Leiden,Wie´s größres nimmer gibt.Es klingt das Wort so traurig gar:Fahrwohl, fahrwohl auf immerdar!Wenn sich zwei Herzen scheiden,Die sich dereinst geliebt.Als ich zuerst empfunden,Daß Liebe brechen mag,Mir war´s, als sei verschwundenDie Sonn´ am hellen Tag.Mir klang´s im Ohre wunderbar:Fahrwohl, fahrwohl auf immerdar!Da ich zuerst empfunden,Daß Liebe brechen mag.Mein Frühling ging zur Rüste,Ich weiß es wohl, warum;Die Lippe, die mich küßte,Ist worden kühl und stumm.Das eine Wort nur sprach sie klar:Fahrwohl, fahrwohl auf immerdar!Mein Frühling ging zur Rüste,Ich weiß es wohl, warum.
Komm herein, o Nacht, und kühleDiese Gluten, diesen Schmerz!Aus dem Wirrsal der GefühleWie errett´ ich nur mein Herz?Wo wir einst so glücklich waren,Hab´ ich wieder sie geseh´n -Und auf´s neue, wie vor Jahren,Ist´s um mein Ruh´ gescheh´n.
Daß holde Jugend nur zur Liebe tauge,Ich weiß es wohl, und daß mein Lenz entschwand;Doch sehn´ ich mich nach einem treuen Auge,Doch sehn´ ich mich nach einer weißen Hand.Nach einem Auge, das mit hellem ScheineAufleuchte, wenn mein Tiefstes ich enthüllt, Und das in jenen bängsten Stunden weine,Wo meines sich nicht mehr mit Thränen füllt;Nach einer Hand, die hier und dort am WegeMir einen Zweig noch pflücke, herbstesfarb,Die mir zum Rasten weich die Kissen lege,Und mir die Wimpern schließe, wenn ich starb.