Der schnellste Reiter ist der Tod,Er überreitet des Morgenroth,Des Wetters rasches Blitzen;Sein Roß ist fahl und ungeschirrt,Die Senne schwirrt, der Pfeil erklirrtUnd muß im Herzen sitzen.Durch Stadt und Dorf, über Berg und Thal,Im Morgenroth, im Abendstrahl,Geht´s fort in wildem Jagen;Und wo er floh im Ungestüm,Da schallen Glocken hinter ihmUnd Grabeslieder klagen.Er tritt herein in den Prunkpalast,Da wird so blaß der stolze Gast,Und läßt von Wein und Buhle.Er tritt zum lustigen Hochzeitsschmaus,Ein Windstoß löscht die Kerzen aus,Bleich lehnt die Braut im Stuhle.Dem Schöffen blickt er in´s Gesicht,Der just das weiße Stäblein bricht,Da sinkt´s ihm aus de Händen;Ein Mägdlein windet Blüth´ und Klee,Er tritt heran – ihr wird so weh –Wer mag den Strauß vollenden?Drum sei nicht stolz, o Menschenkind!Du bist dem Tod wie Spreu im Wind,Und magst du Kronen tragen.Der Sand verrinnt, die Stunde schlägt,Und eh´ ein Hauch dies Blatt bewegt,Kann auch die deine schlagen.
O wo ist, wo ist das Glück zu Hause,Daß ich´s endlich finden mag und greifen,Und mit starker Fessel an mich binden!O wo ist, wo ist das Glück zu Hause!»Wo des Mondes Sichel schwimmt im Wasser,Wo das Echo schläft am hohlen Felsen,Wo der Fuß des bunten RegenbogensAuf dem Rasen steht, da geh´ es suchen!«
Es ist in leere NüchternheitDie ganze Welt versunken,Und keine Zunge redet mehrVom heil´gen Geiste trunken.Die groß geschaut und groß gebaut,Die schlummern in den Särgen,Auf ihren Gräbern kriechen wirAls ein Geschlecht von Zwergen.Ich aber sage euch: führwahr,Es wird nicht anders werden,Bis ihr den Blick nicht himmelwärtsErhebt vom Staub der Erden,Bis ihr dem Geist der Liebe nicht,Dem großen Überwinder,Demütig euer Herz erschließtUnd werdet wie die Kinder.
Es ist das Glück ein flüchtig Ding,Und war´s zu allen Tagen;Und jagtest du um der Erde Ring,Du möchtest es nicht erjagen.Leg´ dich lieber ins Gras voll DuftUnd singe deine Lieder;Plötzlich vielleicht aus blauer LuftFällt es auf dich hernieder.Aber dann pack´ es und halt´ es festUnd plaudre nicht viel dazwischen;Wenn du zu lang´ es warten läßt,Möcht´ es dir wieder entwischen.
Es gibt wohl manches, was entzücket,Es gibt wohl vieles, was gefällt,Der Mai, der sich mit Blumen schmücket,Die güldne Sonn´ im blauen Zelt.Doch weiß ich eins, das schafft mehr Wonne,Als jeder Glanz der Morgensonne,Als Rosenblüt´ und Lilienreis;Das ist, getreu im tiefsten SinneZu tragen eine fromme Minne,Davon nur Gott im Himmel weiß.
Das ist der Liebe eigen,Mit Worten muß sie schweigen;Sie spricht mit süßen ZeichenVon Dingen ohne Gleichen.Es sagt die Hand am Herzen:Hier innen trag´ ich Schmerzen,Und möchte doch dies LeidenUm alle Welt nicht meiden.Im Auge spricht die Thräne:Wie ich nach dir mich sehne!Mein Wollen, Denken, Sinnen,Es will in deins verrinnen.Es spricht der Lippe Zücken:O laß dich an mich drücken,Auf daß im FeuerhaucheSich Seel´ in Seele tauche!So weht aus stummen ZeichenSich Botschaft sonder Gleichen;Von Herz zu Herzen geht sie,Doch nur, wer liebt, versteht sie.
Herr, den ich tief im Herzen trage,Sei du mit mir!Du Gnadenhort in Glück und Klage,Sei du mit mir!Behüte mich am Born der FreudeVor Übermut!Und wenn ich an mir selbst verzage,Sei du mit mir!Dein Segen ist wie Tau den Reben,Schwach bin ich sonst;Doch daß ich kühn das Höchste wage,Sei du mit mir!O du mein Trost, du meine Stärke,Mein Sonnenlicht!Bis an das Ende meiner TageVerlaß mich nicht!
Das ist die köstlichste der Gaben,Die Gott dem Menschenherzen gibt,Die eitle Selbstsucht zu begraben,Indem die Seele glüht und liebt.O, süß Empfangen, sel´ges Geben!O, schönes Ineinanderweben!Hier heißt Gewinn, was sonst Verlust;Je mehr du schenkst, je froher scheinst du,Je mehr du nimmst, je sel´ger weinst du –O, gib das Herz aus deiner Brust!
Ich bin ein altes KrokodilUnd sah schon die Osirisfeier;Bei Tage sonn ich mich im Nil,Bei Nacht am Strande leg ich Eier. Ich weiß mit listgem WehgekreischMir stets die Mahlzeit zu erwürken;Gewöhnlich freß ich MohrenfleischUnd sonntags manchmal einen Türken. Und wenn im gelben Mondlicht ringsDer Strand liegt und die Felsenbrüche,Tanz ich vor einer alten Sphinx,Und lausch auf ihrer Weisheit Sprüche. Die Klauen in den Sand gepflanzt,Tiefsinnig spricht sie: Tochter Thebens,Friß nur, was du verdauen kannst!Das ist das Rätsel deines Lebens.
So ist es, wars und wird es sein:Gebt Freiheit! rufen die Partein,Mit was für Farben sie sich schmücken;Das heißt: gebt uns das Reich allein,Daß wir die andern unterdrücken!So ist es, wars und wird es sein!