Will die Seele dir verzagen
In der Leiden Übermaß,
Wehre deinem Mund die Klagen
Und bewahre dich vor Haß.

Lies des Kummers tiefe Zeichen
Auf so manchem Angesicht,
Deinem Leid wird manches gleichen
Und das einz´ge ist es nicht.

Nein, der Menschen Thränen quillen
Rings soweit die Sonne scheint
Und nur der kann Thränen stillen,
Welcher bitter selbst geweint.

Trage drum mit stiller Stärke
All´ das Leiden, das dich kränkt,
In der Liebe heil´gem Werke
Ward es dir von Gott geschenkt.

Ernst von Wildenbruch

Zusätzliche Informationen

»Lieder und Balladen«, Berlin, G. Grote´sche Verlagsbuchhandlung, 1900
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