Jesus, gib gesunde Augen,die was taugen,rühre meine Augen an;denn das ist die größte Plage,wenn am Tageman das Licht nicht sehen kann.
Liebe Brüder! es reift unsere Kunst vielleicht,Da, dem Jünglinge gleich, lange sie schon gegärt,Bald zur Stille, der Schönheit;Sein nur fromm, wie der Grieche war!Liebt die Götter und denkt freundlich der Sterblichen!Hasset den Rausch, wie den Frost! lehrt, und beschreibet nicht!Fragt die große Natur um Rat.
Wenn dann vorbei des Frühlings Blüte schwindet,So ist der Sommer da, der um das Jahr sich windet.Und wie der Bach das Tal hinuntergleitet,So ist der Berge Pracht darum verbreitet.Daß sich das Feld mit Pracht am meisten zeiget,Ist, wie der Tag, der sich zum Abend neiget;Wie so das Jahr verweilt, so sind des Sommers StundenUnd Bilder der Natur dem Menschen oft verschwunden.
Wenn auf Gefilden neues Entzücken keimtUnd sich die Ansicht wieder verschönt und sichAn Bergen, wo die Bäume grünen,Hellere Lüfte, Gewölke zeigen,O! welche Freude haben die Menschen! froh Gehn an Gestaden Einsame, Ruh´ und Lust Und Wonne der Gesundheit blühet, Freundliches Lachen ist auch nicht ferne.
Eile, o zaudernde Zeit, sie ans Ungereimte zu führen!Anders belehrst du sie nie, wie verständig sie sind.Eile, verderbe sie ganz und führe ans furchtbare Nichts sie!Anders bekehrst du sie nie, wie verdorben sie sind.Diese Toren belehren sich nicht, wenn ihnen nicht schwindelt.Diese bekehren sich nie, wenn sie Verwesung nicht sehn.
Nur einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,Daß williger mein Herz, vom süßenSpiele gesättigt, dann mir sterbe. Die Seele, der im Leben ihr göttlich RechtNicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht;Doch ist mir einst das Heil´ge, das amHerzen mir liegt, das Gedicht, gelungen, Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt!Zufrieden bin ich, wenn auch mein SaitenspielMich nicht hinabgeleitet; EinmalLebt´ ich, wie Götter, und mehr bedarf´s nicht.
Trauert nicht!Denn heilig ist mein End´ und schön, – o Lust,Lust, die den Neugeborenen umfängt,Wenn droben er die neuen Pfade wandelt,Dich ahnd´ ich, wie der Schiffer, wenn er nahDem Blütenwald der Mutterinsel kommt,Schon atmet liebender die Brust. Und seinGealtert Angesicht verklärt ErinnerungDer ersten goldnen Jugendwonne wieder!Und, o Vergessenheit! Versöhnerin! –Voll Segens ist die Seele mir, ihr Lieben!
Wenn ungesehn und nun vorüber sind die Bilder Der Jahreszeit, so kommt des Winters Dauer, Das Feld ist leer, die Ansicht scheinet milder, Und Stürme wehn umher und Regenschauer.Als wie ein Ruhetag, so ist des Jahres Ende Wie einer Frage Ton, das dieser sich vollende, Alsdann erscheint des Frühlings neues Werden, So glänzet die Natur mit ihrer Pracht auf Erden.
Das Feld ist kahl, auf ferner Höhe glänzet Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen, Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.Der Erde Stund ist sichtbar von dem Himmel Den ganzen Tag, in heller Nacht umgeben, Wenn hoch erscheint von Sternen das Gewimmel, Und geistiger das weit gedehnte Leben.
Als von des Friedens heilgen Talen,Wo sich die Liebe Kränze wand,Hinüber zu den GöttermahlenDes goldnen Alters Zauber schwand,Als nun des Schicksals ehrne Rechte,Die große Meisterin, die Not,Dem übermächtigen GeschlechteDen langen, bittern Kampf gebot, Da sprang er aus der Mutter Wiege,Da fand er sie, die schöne SpurZu seiner Tugend schwerem Siege,Der Sohn der heiligen Natur;Der hohen Geister höchste Gabe,Der Tugend Löwenkraft begannIm Siege, den ein GötterknabeDen Ungeheuern abgewann. Es kann die Lust der goldnen ErnteIm Sonnenbrande nur gedeihn;Und nur in seinem Blute lernteDer Kämpfer, frei und stolz zu sein;Triumph! Die Paradiese schwanden,Wie Flammen aus der Wolke Schoß,Wie Sonnen aus dem Chaos, wandenAus Stürmen sich Heroen los. Der Not ist jede Lust entsprossen,Und unter Schmerzen nur gedeihtDas Liebste, was mein Herz genossen,Der holde Reiz der Menschlichkeit;So stieg, in tiefer Flut erzogen,Wohin kein sterblich Auge sah,Stillächelnd aus den schwarzen WogenIn stolzer Blüte Cypria. Durch Not vereiniget, beschwurenVom Jugendtraume süß berauschtDen Todesbund die Dioskuren,Und Schwert und Lanze ward getauscht;In ihres Herzens Jubel eiltenSie, wie ein Adlerpaar, zum Streit,Wie Löwen ihre Beute, teiltenDie Liebenden Unsterblichkeit. – Die Klagen lehrt die Not verachten,Beschämt und ruhmlos läßt sie nichtDie Kraft der Jünglinge verschmachten,Gibt Mut der Brust, dem Geiste Licht;Der Greise Faust verjüngt sie wieder;Sie kömmt, wie Gottes Blitz, heran,Und trümmert Felsenberge nieder,Und wallt auf Riesen ihre Bahn. Mit ihrem heilgen Wetterschlage,Mit Unerbittlichkeit vollbringtDie Not an Einem großen Tage,Was kaum Jahrhunderten gelingt;Und wenn in ihren UngewitternSelbst ein Elysium vergeht,Und Welten ihrem Donner zittern –Was groß und göttlich ist, besteht. – O du, Gespielin der Kolossen,O weise, zürnende Natur,Was je ein Riesenherz beschlossen,Es keimt´ in deiner Schule nur.Wohl ist Arkadien entflohen;Des Lebens beßre Frucht gedeihtDurch sie, die Mutter der Heroen,Die eherne Notwendigkeit. – Für meines Lebens goldnen MorgenSei Dank, o Pepromene, dir!Ein Saitenspiel und süße SorgenUnd Träum und Tränen gabst du mir;Die Flammen und die Stürme schontenMein jugendlich Elysium,Und Ruh und stille Liebe throntenIn meines Herzens Heiligtum. Es reife von des Mittags Flamme,Es reife nun vom Kampf und SchmerzDie Blüt am grenzenlosen Stamme,Wie Sprosse Gottes, dieses Herz!Beflügelt von dem Sturm, erschwingeMein Geist des Lebens höchste Lust,Der Tugend Siegeslust verjüngeBei kargem Glücke mir die Brust! Im Heiligsten der Stürme falleZusammen meine Kerkerwand,Und herrlicher und freier walleMein Geist ins unbekannte Land!Hier blutet oft der Adler Schwinge;Auch drüben warte Kampf und Schmerz!Bis an der Sonnen letzte ringe,Genährt vom Siege, dieses Herz.