Wenn, o Mädchen, wenn dein BlutReger dir am Herzen wühlte;Wenn dies Herz von meiner GlutNur die leise Wärme fühlte.Wenn dein schöner HerzensdankMeiner Liebe Gruß empfinge;Und dir willig, ohne Zwang,Kuß auf Kuß vom Munde ginge:O dann würde meine BrustIhre Flamme nicht mehr fassen,Alles könnt´ ich dann mit Lust,Leib und Leben könnt´ ich lassen.Gegengunst erhöhet Gunst,Gegenliebe nähret Liebe,Und entflammt zur Feuersbrunst,Was sonst Aschenfünkchen bliebe.
Es gibt der Esel, welche wollen,Daß Nachtigallen hin und herDes Müllers Säcke tragen sollen.Ob recht, fällt mir zu sagen schwer.Das weiß ich: Nachtigallen wollenNicht, daß die Esel singen sollen.
Auf, Maienlüftchen, aus den Blumenbeeten! Wo deine Küsse Florens Töchter röten;Wo du so liebetraulich allen heuchelst,Und Duft entschmeichelst.Erhebe dich, mit allem süßen Raube,Nach jener dämmernden Holunderlaube!Dort lauschet Lina. Laß sie deines süßenGeruchs genießen!Mir hat das Glück noch keinen Kuß bescheret.Dir aber, Liebchen, wird ja nichts verwehret.Nimm drei für einen! Komm zurück! Nur EinerDavon sei meiner!
Denn die Geister hoher Weisen schwebenNicht in Nacht sich hüllend aus dem LebenIn die Wohnung der Vergessenheit.Ihre Weisheit waltet fort hier oben;Ihrer Weisheit Götterwerke lobenDie Entschwebten bis in Ewigkeit.Preis und Dank für ehrenwerte Taten;Preis und Dank für das, was sie geraten,Was sie wohl geordnet, wohl bestellt;Für die Fackel, die sie hoch gehalten,Die des Irrtums Chaos zu gestaltenWandelloser Wahrheit aufgehellt.
Du Göttlicher, wie geht es zu,Daß deine Lieder so behagen?Wir quälen uns zu ganzen Tagen,Zu ganzen Nächten sonder Ruh;Wir setzen Vers für Vers wie du,Und wenn wir gute Leute fragen,So ist kein Schimpf auf uns zu sagen;Und dennoch wollen unsre Schuh Uns nicht wie dich zum Ruhme tragen;O Mann, wir müssen dich drum fragen;Denn du nur kannst uns lehren, du!Der Dichter:Weht´s euch der Genius nicht zu,So weiß ich wahrlich nicht zu sagen.
Der Winter hat mit kalter HandDie Pappel abgelaubt,Und hat das grüne MaigewandDer armen Flur geraubt;Hat Blümchen, blau und rot und weiß,Begraben unter Schnee und Eis.Doch, liebe Blümchen, hoffet nichtVon mir ein Sterbelied.Ich weiß ein holdes Angesicht,Worauf ihr alle blüht.Blau ist des Augensternes Rund,Die Stirne weiß, und rot der Mund.Was kümmert mich die Nachtigall,Im aufgeblühten Hain?Mein Liebchen trillert hundertmalSo süß und silberrein;Ihr Atem ist, wie Frühlingsluft,Erfüllt mit Hyazinthenduft.Voll für den Mund, und würzereich,Und allerfrischend ist,Der purpurroten Erdbeer´ gleich,Der Kuß, den sie mir küßt. –O Mai, was frag´ ich viel nach dir?Der Frühling lebt und webt in ihr.
Amors Pfeil hat Widerspitzen.Wen er traf, der laß´ ihn sitzen,Und erduld´ ein wenig Schmerz!Wer geprüften Rat verachtet,Und ihn auszureißen trachtet,Der zerfleischt sein ganzes Herz.
Wie um ihren Stab die RebeBrünstig ihre Ranke strickt,Wie der Efeu sein GewebeAn der Ulme Busen drückt; Wie ein Taubenpaar sich schnäbeltUnd auf ausgeforschtem Nest,Von der Liebe Rausch umnebelt,Haschen sich und würgen läßt: Dürft´ ich so dich rund umfangen!Dürftest du, Geliebte mich! -Dürften so zusammenhangenUnsre Lippen ewiglich! Dann verschmäht ich alle Mahle,Wie ich sie auf Erden sah,Dann sogar im GöttersaaleNektar und Ambrosia. Sterben wollt´ ich im Genusse,Wie ihn deine Lippe beut,Sterben in dem langen KusseWollustvoller Trunkenheit.
Eia! Wie so wach und froh,Froh und wach sind meine Sinnen!O vor welcher Sonne flohMeines Lebens Nacht von hinnen?Wie so holden Gruß entbotMir das neue Morgenroth!Aus Aurorens goldnem ThorSchweben Himmelsphantasieen.Überall vernimmt mein OhrNeue Wonnemelodien.Nie gefühlte FrühlingsluftWeht mich an mit Balsamduft.Bin ich dem Olymp so nah?Kost´ ich schon der Götter Mahle?Speiset mich Ambrosia?Tränket mich die Nektarschale?Reicht die junge Hebe garMir den Wein des Lebens dar?Liebe, deine WunderkraftHat mein Leben neu geboren,Hat zum Glück der GötterschaftMich hienieden schon erkoren.Ohne Wandel! Ewig so!Ewig jung und ewig froh!