Du stehst vor mir, ein stolzes Weib,
In hoher, unnahbarer Pracht,
Als wüßte nichts dein holder Leib
Vom Zauber süßer Liebesmacht.

Die Lippen weigern Wort und Gruß,
Die Lippen, deren weiche Glut
Zu mancher Stund´ im Flammenkuß
Auf meinen freudig jüngst geruht.

Nicht sekmnkst du scheu der Augen Licht,
Wenn ich im Zufall dir genaht,
Dein marmorbleiches Angesicht,
Nicht bebt es, führt uns gleicher Pfad,

So ferne heut´, da gestern noch
Der Tag uns sah voll Seligkeit –
Doch ob du fremd warst, bleibst du doch
Mein eigen ganz für alle Zeit.

Und mag dein Herz vergessen ganz,
Was es an meinem schnöd verbrach:
Dir folgt in neuer Sonne Glanz
Der alten Liebe Schatten nach!

Gottfried Wandner
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