Ich bin der Herr, du bist der Knecht!
So gilt´s nach freiem Herrenrecht –
Und muckst du noch und willst du trutzen,
So werd´ ich dir den Kamm schon stutzen –
Du wirst gesperrt nach meinem Recht,
Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –

Für mich des Überflusses Horn,
Für dich die Peitsche und der Sporn –
Für mich die Polster und die Kissen,
Für dich des Lebens Bitternissen –
So ist es gut, so ist es recht,
Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –

Für mich Wein, Weiber und Gesang,
Für dich die Arbeit und der Zwang,
Die Hörigkeit bis fort zum Grabe,
Damit ich alles, alles habe. –
So ist es gut, so ist es recht,
Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –

Ja, ich bin Herr und du bist Knecht! –
Was faselst du von Menschenrecht,
Die blöde, alberne Tirade?
Du, der nur lebt von meiner Gnade,
Von meinem angestammten Recht,
Denn ich bin Herr und du bist Knecht! –

So war´s und muß es immer sein,
Darum, du Sklav´, ergib dich drein –
Die ganze Welt zeigt dir die Spuren
Von Herren- und von Knechtsnaturen. –
Ich bin zum Herren auserseh´n,
Du kannst als Knecht nur fortbesteh´n. –

Heinrich Kämpchen

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deutscher Heimat-, Arbeiterdichter, Bergarbeiter, Streikführer
* 1847
† 1912
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