Eine Fichte ragt im Garten
Träumerisch am alten Tor;
In der Äste Dunkel rankt sich
Heimlich wilder Wein empor.

Keinem Auge ist er sichtbar,
Kleidet ihn des Sommers Grün:
In der Herbstluft fängt die Fichte
An wie Moses´ Busch zu glühn.

Aus den Ästen hoch zum Wipfel
Eine Purpurflamme schlägt,
Eine helle Freudenfackel.
Brennt die Krone windbewegt.

So loht aus der Seele Dunkel,
Wenn die rechte Stunde kam,
Keiner weiß, von wem entzündet,
Die Begeisterung wundersam.

Jakob Bosshart

Zusätzliche Informationen

»Gedichte«, Zürich: Grethlein & Co., 1924
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