Nun zeigt ein Brief, daß ich zu langeNicht sonderlich zu dir gewesen bin.Ich nahm das Gute als Gewohnheit hin.Und ich vergaß, was ich verlange.Verzeih mir. - Ich weiß, daß frommeGedanken rauh gebettet werden müssen.Ich danke jetzt. - Wenn ich nach Hause komme,Will ich dich so wie vor zehn Jahren küssen.
Dunkel war´s, der Mond schien helle, Schnee lag auf der grünen Flur, als ein Auto blitzeschnelle langsam um die Ecke fuhr. Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft, als ein totgeschossner Hase auf der Sandbank Schlittschuh lief. Auf einer roten Bank, die blau angestrichen war, saß ein blondgelockter Jüngling mit kohlrabenschwarzem Haar. Neben ihm ´ne alte Schrulle, die kaum erst sechzehn war. Diese aß ´ne Butterstulle, die mit Schmalz bestrichen war. Droben auf dem Apfelbaume, der sehr süße Birnen trug, hing des Frühlings letzte Pflaume und an Nüssen noch genug. Eine Kuh, die saß im Schwalbennest mit sieben jungen Ziegen, die feierten ihr Jubelfest und fingen an zu fliegen. Der Esel zog Pantoffel an, ist übers Haus geflogen, und wenn das nicht die Wahrheit ist, so ist es doch gelogen.
»Abenteurer, wo willst du hin?«Quer in die Gefahren,Wo ich vor tausend JahrenIm Traume gewesen bin.Ich will mich treiben lassenIn Welten, die nur ein Fremder sieht.Ich möchte erkämpfen, erfassen,Erleben, was anders geschieht.Ein Glück ist niemals erreicht.Mich lockt ein fernstes Gefunkel,Mich lockt ein raunendes DunkelIns nebelhafte Vielleicht.Was ich zuvor besessen,Was ich zuvor gewußt,Das will ich verlieren, vergessen. –Ich reise durch meine eigene Brust.
Freude soll nimmer schweigen, Freude soll offen sich zeigen, Freude soll lachen, glänzen und singen. Freude soll danken ein Leben lang. Freude soll dir die Seele durchschauern. Freude soll weiterschwingen Freude soll dauern ein Leben lang.
Wir Freunde auf einen Faden gereiht,es kam nicht so, wie wir wollten,denn unsere Kette riß mit der Zeit,und wir rollten.Von allen Winden zerstreut und gehetzt,verschlissen und verwittert,meinten wir schon: wir würden zuletztsterben total verbittert.Doch unser Trauern lernte Geduldund lächelt nun ruhig ins Neue.Wir glauben an unsere eigene Schuldund an die Vergeltung von Treue.
Sich interessant machen(Für einen großen Backfisch.)Du kannst doch schweigen? Du bist doch kein KindMehr! – Die Lederbände im BücherspindHaben, wenn du die umgeschlagenen Deckel hältstHinten eine kleine Höhlung im Rücken.Dort hinein mußt du weichen Käse drücken.Außerdem kannst du KäsepfropfenTief zwischen die Sofapolster stopfen.Lasse ruhig eine Woche verstreichen.Dann mußt du immer traurig herumschleichen.Bis die Eltern nach der Ursache fragen.Dann tu erst, als wolltest du ausweichen,Und zuletzt mußt du so stammeln und sagen:"Ich weiß nicht, – ich rieche überall Leichen –."Deine Eltern werden furchtbar erschreckenUnd überall rumschnüffeln nach Leichengestank,Und dich mit Schokolade ins Bett stecken.Und zum Arzt sage dann: "Ich bin seelenkrank."Nur laß dich ja nicht zum Lachen verleiten.Deine Eltern – wie Eltern so sind –Werden bald überall verbreiten:Du wärst so ein merkwürdiges, interessantes Kind.
Wie freute sich dieser idiotische Knabe,Als ich ihn einmal besucht habe!Er dankte mit zitternder Hand.Denn seine Anstalt ist fernes und weites,Ist abgeschlossenes, niemals befreites,Verwunschenes Land.Und ist dort alles aufs beste erwogenUnd alles mit Güte durchdacht.Es wird der Sonne Strahl vor der NachtDoch abgebogen.Nun fragt mein Fragen: Warum ihr seid,Die ihr nicht wacht und auch nicht schlaft?Und wen das tausendfache Leid,Das mit euch geht, wohl lohnt und straft?
Für die Mode, nicht dagegen Sei der Mensch! – Denn sie erfreut, Wenn sie sich auch oft verwegen Vor dem größten Kitsch nicht scheut.Ob sie etwas kürzer, länger, Enger oder anders macht, Bin ich immer gern ihr Sänger, Weil sie keck ins Leben lacht.Durch das Weltall sei´s gejodelt Allen Schneidern zum Gewinn: Mode lebt und Leben modelt, Und so haben beide Sinn.
Es äugt ein Wunsch aus mir nach der Uhr.Der lauscht auf BriefträgerschritteUnd murmelt unaufhörlich nurDie Worte "bitte, bitte".Sich schämend richtet sein GebetDie Ohren nach der Klingel.Ein Brief soll läuten. Darauf steht:"An Herrn Joachim Ringel –"Ha! Klingelt schon! Und kommt ein Brief. –Nicht der, den ich wollte lesen.Einschlafende Hoffnung atmet tief,Träumt ab, was niemals gewesen.