Verfließet, vielgeliebte Lieder,Zum Meer der Vergessenheit!Kein Knabe sing´ entzückt euch wieder,Kein Mädchen in der Blütenzeit.Ihr sanget nur von meiner Lieben;Nun spricht sie meiner Treue Hohn.Ihr wart ins Wasser eingeschrieben;So fließt denn auch mit ihm davon.
Sie haben wegen der Trunkenheit Sie haben wegen der Trunkenheit Vielfältig uns verklagt Und haben von unsrer Trunkenheit Lange nicht genug gesagt. Gewöhnlich der Betrunkenheit Erliegt man, bis es tagt; Doch hat mich meine Betrunkenheit In der Nacht umhergejagt. Es ist die Liebestrunkenheit, Die mich erbärmlich plagt, Von Tag zu Nacht, von Nacht zu Tag In meinem Herzen zagt, Dem Herzen, das in Trunkenheit Der Lieder schwillt und ragt, Daß keine nüchterne Trunkenheit, Sich gleich zu heben wagt. Daß keine nüchterne Trunkenheit Ob´s nachtet oder tagt, Die göttlichste Betrunkenheit, Die mich entzückt und plagt.
Ich denke dein, wenn mir der Sonne SchimmerVom Meere strahlt;Ich denke dein, wenn sich des Mondes FlimmerIn Quellen malt.Ich sehe dich, wenn auf dem fernen WegeDer Staub sich hebt;In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen StegeDer Wandrer bebt.Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem RauschenDie Welle steigt.Im stillen Hain, da geh ich oft zu lauschen,Wenn alles schweigt.Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne,Du bist mir nah!Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne,O wärst du da!
Alles wird durch Wasser erhalten!Ozean, gönn uns dein ewiges Walten.Wenn du nicht in Wolken sendetest,Nicht reiche Bäche spendetest,Hin und her nicht Flüsse wendetest,Die Ströme nicht vollendetest,Was wären Gebirge, was Ebnen und Welt?Du bist´s der das frischeste Leben erhält.
Wenn ich scheid aus diesem ElendUnd laß hinter mir ein Testament,So wird daraus nur ein ZankUnd weiß mir´s niemand keinen Dank.Alles verzehrt vor meinem End,Das macht ein richtig Testament.
Über meines Liebchens ÄugelnStehn verwundert alle Leute;Ich, der Wissende, dagegenWeiß recht gut, was das bedeute.Denn es heißt: ich liebe diesenUnd nicht etwa den und jenen.Lasset nur, ihr guten Leute,Euer Wundern, euer Sehnen!Ja, mit ungeheuren MächtenBlicket sie wohl in die Runde;Doch sie sucht nur zu verkündenIhm die nächste süße Stunde.
Kleine Blumen, kleine BlätterStreuen mir mit leichter HandGute junge FrühlingsgötterTändelnd auf ein luftig Band.Zephir, nimms auf deine Flügel,Schlings um meiner Liebsten Kleid;Und so tritt sie vor den SpiegelAll in ihrer Munterkeit.Sieht mit Rosen sich umgeben,Selbst wie eine Rose jung.Einen Blick, geliebtes Leben!Und ich bin belohnt genug.Fühle, was dies Herz empfindet,Reiche frei mir deine Hand,Und das Band, das uns verbindet,Sei kein schwaches Rosenband!
Bleibe, bleibe bei mir,Holder Fremdling, süße Liebe,Holde, süße Liebe,Und verlasse die Seele nicht!Ach, wie anders, wie schönLebt der Himmel, lebt die Erde,Ach, wie fühl ich, wie fühl ichDieses Leben zum ersten Mal!
Raphael. Die Sonne tönt nach alter WeiseIn Brudersphären Wettgesang,Und ihre vorgeschriebne ReiseVollendet sie mit Donnergang.Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,Wenn keiner sie ergründen mag;Die unbegreiflich hohen WerkeSind herrlich wie am ersten Tag.Gabriel. Und schnell und unbegreiflich schnelleDreht sich umher der Erde Pracht;Es wechselt ParadieseshelleMit tiefer, schauervoller Nacht;Es schäumt das Meer in breiten FlüssenAm tiefen Grund der Felsen auf,Und Fels und Meer wird fortgerissenIn ewig schnellem Sphärenlauf.Michael. Und Stürme brausen um die Wette,Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer,Und bilden wütend eine KetteDer tiefsten Wirkung ringsumher.Da flammt ein blitzendes VerheerenDem Pfade vor des Donnerschlags;Doch deine Boten, Herr, verehrenDas sanfte Wandeln deines Tags.Zu drei. Der Anblick gibt den Engeln Stärke,Da keiner Dich ergründen mag,Und alle Deine hohen WerkeSind herrlich wie am ersten Tag.
Wenn im Unendlichen dasselbeSich wiederholend ewig fließt,Das tausendfältige GewölbeSich kräftig ineinander schließt,Strömt Lebenslust aus allen Dingen,Dem kleinsten wie dem größten Stern,Und alles Drängen, alles RingenIst ewige Ruh in Gott dem Herrn.