Denkst du des Schlosses noch auf stiller Höh?Das Horn lockt nächtlich dort, als ob´s dich riefe,Am Abgrund grast das Reh,Es rauscht der Wald verwirrend aus der Tiefe –O stille! Wecke nicht! Es war, als schliefeDa drunten ein unnennbar Weh. –Kennst du den Garten? – Wenn sich Lenz erneut,Geht dort ein Fräulein auf den kühlen GängenStill durch die EinsamkeitUnd weckt den leisen Strom von Zauberklängen,Als ob die Blumen und die Bäume sängen,Von der alten schönen Zeit. Ihr Wipfel und ihr Brunnen, rauscht nur zu!Wohin du auch in wilder Flucht magst dringen:Du findest nirgends Ruh!Erreichen wird dich das geheime Singen,In dieses Sees wunderbaren RingenGehn wir doch unter, ich und du! –
Nacht ist wie ein stilles Meer,Lust und Leid und LiebesklagenKommen so verworren herIn dem linden Wellenschlagen.Wünsche wie die Wolken sind,Schiffen durch die stillen Räume,Wer erkennt im lauten Wind,Ob’s Gedanken oder Träume?Schließ ich nun auch Herz und Mund,Die so gern den Sternen klagen;Leise doch im HerzensgrundBleibt das linde Wellenschlagen.
Es wandelt, was wir schauen Es wandelt, was wir schauen, Tag sinkt ins Abendrot, Die Lust hat eignes Grauen, Und alles hat den Tod.Ins Leben schleicht das Leiden Sich heimlich wie ein Dieb, Wir alle müssen scheiden Von allem, was uns lieb.Was gäb´ es doch auf Erden, Wer hielt´ den Jammer aus, Wer möcht´ geboren werden, Hielt´st Du nicht droben Haus!Du bist´s, der, was wir bauen, Mild über uns zerbricht, Daß wir den Himmel schauen – Darum so klag´ ich nicht.
Der Herbstwind schüttelt die Linde,Wie geht die Welt so geschwinde!Halte dein Kindlein warm.Der Sommer ist hingefahren,Da wir zusammen waren -Ach, die sich lieben, wie arm!Wie arm, die sich lieben und scheiden!Das haben erfahren wir beiden,Mir graut vor dem stillen Haus.Dein Tüchlein noch läßt du wehen,Ich kann´s vor Tränen kaum sehen,Schau´ still in die Gasse hinaus.Die Gassen schauen noch nächtig,Es rasselt der Wagen bedächtig -Nun plötzlich rascher der TrottDurch´s Tor in die Stille der FelderDa grüßen so mutig die Wälder,Lieb´ Töchterlein, fahre mit Gott!
So oder so Die handeln und die dichten, Das ist der Lebenslauf, Der eine macht Geschichten,Der andre schreibt sie auf.Und der will beide richten; So schreibt und treibt sichs fort, Der Herr wird alles schlichten, Verloren ist kein Wort.
Im hohen Gras der Knabe schlief,Da hört´ er´s unten singen, Es war, als ob die Liebste rief, Das Herz, wollt ihm zerspringen. Und über ihm ein Netze wirrt Der Blumen leises Schwanken, Durch das die Seele schmachtend irrt In lieblichen Gedanken. So süße Zauberei ist los, Und wunderbare Lieder Geh´n durch der Erde Frühlingsschoß, Die lassen ihn nicht wieder.
Mich brennt´s in meinen Reiseschuh´nFort mit der Zeit zu schreiten,Was sollen wir agieren nun,Vor soviel klugen Leuten.Es hebt das Dach sich von dem HausUnd die Kulissen rührenUnd strecken sich zum Himmel ausStrom Wälder musizieren.Da geh´n die einen müde fortDie andern nah´n behende.Das alte Stück, man spielt´s so fortUnd kriegt es nie zu Ende.Und keiner kennt den letzten AktVon allen die da spielenNur der da droben kennt den TaktWeiß wo das hin soll zielen.
Gott, inbrünstig möcht ich beten,Doch der Erde Bilder tretenImmer zwischen dich und mich,Und die Seele muß mit GrauenWie in einen Abgrund schauen,Strenger Gott, ich fürchte dich! Ach, so brich auch meine Ketten!Alle Menschen zu erretten,Gingst du ja in bittern Tod.Irrend an der Hölle Toren,Ach, wie bald bin ich verloren,Hilfst du nicht in meiner Not!
Im Osten graut´s, der Nebel fällt,Wer weiß, wie bald sich´s rühret!Doch schwer im Schlaf ruht noch die Welt,Von allem nichts verspüret.Nur eine frühe Lerche steigt,Es hat ihr was geträumetVom Lichte, wenn noch alles schweigt,Das kaum die Höhen säumet.
Was du gestern frisch gesungen,Ist doch heute schon verklungenUnd beim letzten Klange schreitAlle Welt nach Neuigkeit.War ein Held, der legt´ verwegenEinstmals seinen blut´gen DegenAls wie Gottes schwere HandÜber das erschrockne Land.Mußt´s doch blühn und rauschen lassenUnd den toten Löwen fassenKnaben nun nach Jungen-ArtUngestraft an Mähn´ und Bart.So viel Gipfel als da funkelnSah´n wir abendlich verdunkeln,Und es hat die alte NachtAlles wieder gleich gemacht.Wie im Turm der Uhr GewichteRucket fort die Weltgeschichte,Und der Zeiger schweigend kreist,Keiner rät, wohin er weist.Aber wenn die eh´rnen ZungenNun zum letztenmal erklungen,Auf den Turm der Herr sich stellt,Um zu richten diese Welt.Und der Herr hat nichts vergessen,Was geschehen, wird er messenNach dem Maß der Ewigkeit —O wie klein ist doch die Zeit!