Es saß ein Mann gefangenAuf einem hohen Turm,Die Wetterfähnlein klangenGar seltsam in den Sturm.Und draußen hört´ er ringenVerworr´ner Ströme Gang,Dazwischen Vöglein singen,Und heller Waffen Klang.Ein Liedlein scholl gar lustig:Heisa, so lang Gott will!Und wilder Menge Tosen,Dann wieder totenstill.So tausend Stimmen irren,Wie Wind´ im Meere geh´n,Sich teilen und verwirren,Er konnte nichts versteh´n.Doch spürt´ er, wer ihn grüße,Mit Schaudern und mit Lust,Es rührt ihm wie ein RieseDas Leben an die Brust.
Wo ruhig sich und wilderUnstete Wellen teilen,Des Lebens schöne BilderUnd Kläng verworren eilen,Wo ist der sichre Halt? –So ferne, was wir sollen,So dunkel, was wir wollen,Faßt alle die Gewalt.
S´ war doch wie ein leises Singenin dem Garten heute Nacht,wie wenn laue Lüfte gingen:"Süße Glöcklein, nun erwacht,denn die warme Zeit wir bringen,eh´s noch jemand hat gedacht." - s´ war kein Singen, s´ war ein Küssen,rührt die stillen Glöcklein sacht,dass sie alle tönen müssenvon der künft´gen bunten Pracht.Ach, sie konnten´s nicht erwarten,aber weiß vom letzten Schnee War noch immer Feld und Garten,und sie sanken um vor Weh.So schon manche Dichter strecktenSangesmüde sich hinab,und der Frühling, den sie weckten,rauschet über ihrem Grab.
Über Wipfel und SaatenIn den Glanz hinein –Wer mag sie erraten,Wer holte sie ein?Gedanken sich wiegen,Die Nacht ist verschwiegen,Gedanken sind frei. Errät es nur eine,wer an sie gedacht,Beim Rauschen der Haine,Wenn niemand mehr wacht,Als die Wolken, die fliegen –Mein Lieb ist verschwiegenUnd schön wie die Nacht.
Abendlich schon rauscht der WaltAus den tiefen Gründen,Droben wird der Herr nun baldAn die Sterne zünden,Wie so stille in den Schlünden,Abendlich nur rauscht der Wald.Alles geht zu seiner Ruh,Wald und Welt versausen,Schauernd hört der Wandrer zu,Sehnt sich recht nach Hause,Hier in Waldes grüner KlauseHerz, geh endlich auch zur Ruh!
O Täler weit, o Höhen,O schöner, grüner Wald,Du meiner Lust und WehenAndächt´ger Aufenthalt.Da draußen, stets betrogen,Saust die geschäft´ge Welt;Schlag noch einmal die Bogen,Um mich, du grünes Zelt.Wenn es beginnt zu tagen,Die Erde dampft und blinkt,Die Vögel lustig schlagen,Daß dir dein Herz erklingt:Da mag vergehn, verwehenDas trübe Erdenleid,Da sollst du auferstehenIn junger Herrlichkeit!Da steht im Wald geschriebenEin stilles, ernstes WortVom rechten Tun und LiebenUnd was des Menschen Hort.Ich habe treu gelesenDie Worte schlicht und wahr.Und durch mein ganzes WesenWard´s unaussprechlich klar.Bald werd ich dich verlassen,Fremd in der Fremde gehn,Auf buntbewegten GassenDes Lebens Schauspiel sehn;Und mitten in dem LebenWird deines Ernsts GewaltMich Einsamen erheben,So wird mein Herz nicht kalt.
Verschneit liegt rings die ganze Welt,Ich hab nichts, was mich freuet,Verlassen steht der Baum im Feld,Hat längst sein Laub verstreuet.Der Wind nur geht bei stiller NachtUnd rüttelt an dem Baume,Da rührt er seine Wipfel sachtUnd redet wie im Traume.Er träumt von künft´ger Frühlingszeit,Von Grün und Quellenrauschen,Wo er im neuen BlütenkleidZu Gottes Lob wird rauschen.
Wenn die Wogen unten toben,Menschenwitz zu schanden wird,Weist mit feur´gen Zügen drobenHeimwärts dich der Wogen Hirt.Sollst nach keinem andern fragen,Nicht zurückschau´n nach dem Land,Faß das Steuer, laß das Zagen:Aufgerollt hat Gottes HandDiese Wogen zum BefahrenUnd die Sterne, dich zu wahren!
Es zog eine Hochzeit den Berg entlang,Ich hörte die Vögel schlagen,Da blitzen viel Reiter, das Waldhorn klang,Das war ein lustiges Jagen!Und eh ichs gedacht, war alles verhallt,Die Nacht bedeckte die Runde,Nur von den Bergen noch rauschet der WaldUnd mich schauert im Herzengrunde.
Nacht ist wie ein stilles Meer,Lust und Leid und LiebesklagenKommen so verworren herIn dem linden Wellenschlagen.Wünsche wie die Wolken sind,Schiffen durch die stillen Räume,Wer erkennt im lauten Wind,Ob’s Gedanken oder Träume?Schließ ich nun auch Herz und Mund,Die so gern den Sternen klagen;Leise doch im HerzensgrundBleibt das linde Wellenschlagen.