Viel Essen macht viel breiterUnd hilft zum Himmel nicht;Es kracht die Himmelsleiter,Kommt so ein schwerer Wicht.Das Trinken ist gescheiter,Das schmeckt schon nach Idee,Da braucht man keine Leiter,Das geht gleich in die Höh´.Viel Reden ist manierlich:"Wohlauf?" - Ein wenig flau. -"Das Wetter ist spazierlich."Was macht die liebe Frau? -"Ich danke" - und so weiter,Und breiter als ein See.Das Singen ist gescheiter,Das geht gleich in die Höh.Die Fisch und MusikantenDie trinken beide frisch,Die Wein, die andern Wasser –Drum hat der dumme FischStatt Flügel FlederwischeUnd liegt elend im See –Doch wir sind keine Fische,Das geht gleich in die Höh.Ja, Trinken frisch und SingenDas bricht durch alles Weh,Das sind zwei gute Schwingen,Gemeine Welt, ade!Du Erd´ mit deinem Plunder,Ihr Fische samt der See,´s geht alles, alles unter,Wir aber in die Höh!
Es saß ein Mann gefangenAuf einem hohen Turm,Die Wetterfähnlein klangenGar seltsam in den Sturm.Und draußen hört´ er ringenVerworr´ner Ströme Gang,Dazwischen Vöglein singen,Und heller Waffen Klang.Ein Liedlein scholl gar lustig:Heisa, so lang Gott will!Und wilder Menge Tosen,Dann wieder totenstill.So tausend Stimmen irren,Wie Wind´ im Meere geh´n,Sich teilen und verwirren,Er konnte nichts versteh´n.Doch spürt´ er, wer ihn grüße,Mit Schaudern und mit Lust,Es rührt ihm wie ein RieseDas Leben an die Brust.
Ich irr´ in Thal und HainenBei kühler Abendstund´,Ach, weinen möcht´ ich, weinen,So recht aus Herzensgrund.Und alter Zeiten GrüßenKam da, im Thal erwacht,Gleichwie von fernen FlüssenDas Rauschen durch die Nacht.Die Sonne ging hinunter,Da säuselt´ kaum die Welt,Ich blieb noch lange munterAllein im stillen Feld.
Übern Garten durch die Lüfte Hört ich Wandervögel ziehn, Das bedeutet Frühlingsdüfte, Unten fängts schon an zu blühn. Jauchzen möcht ich, möchte weinen, Ist mir´s doch, als könnt´s nicht sein! Alte Wunder wieder scheinen Mit dem Mondesglanz herein. Und der Mond, die Sterne sagen´s, Und in Träumen rauscht´s der Hain, Und die Nachtigallen schlagen´s: Sie ist deine, sie ist dein!
Die Welt ruht still im Hafen,Mein Liebchen, Gute Nacht!Wann Wald und Berge schlafen,Treu´ Liebe einsam wacht.Ich bin so wach und lustig,Die Seele ist so licht,Und eh´ ich liebt´, da wußt´ ichvon solcher Freude nicht.Ich fühl mich so befreietVom eitlen Trieb und Streit,Nichts mehr das Herz zerstreuetIn seiner Fröhlichkeit.Mir ist, als müßt ich singenSo recht aus tiefer LustVon wunderbaren Dingen,Was niemand sonst bewußt.O könnt´ ich alles sagen!O wär ich recht geschickt!So muß ich still ertragen,Was mich so hoch beglückt.
Eingeschlafen auf der LauerOben ist der alte Ritter;Drüber gehen Regenschauer,Und der Wald rauscht durch das Gitter.Eingewachsen Bart und Haare,Und versteinert Brust und Krause,Sitzt er viele hundert JahreOben in der stillen Klause.Draußen ist es still und friedlich,Alle sind ins Tal gezogen,Waldesvögel einsam singenIn den leeren Fensterbogen.Eine Hochzeit fährt da untenAuf dem Rhein im Sonnenscheine,Musikanten spielen munter,Und die schöne Braut die weinet.
Was du gestern frisch gesungen,Ist doch heute schon verklungenUnd beim letzten Klange schreitAlle Welt nach Neuigkeit.War ein Held, der legt´ verwegenEinstmals seinen blut´gen DegenAls wie Gottes schwere HandÜber das erschrockne Land.Mußt´s doch blühn und rauschen lassenUnd den toten Löwen fassenKnaben nun nach Jungen-ArtUngestraft an Mähn´ und Bart.So viel Gipfel als da funkelnSah´n wir abendlich verdunkeln,Und es hat die alte NachtAlles wieder gleich gemacht.Wie im Turm der Uhr GewichteRucket fort die Weltgeschichte,Und der Zeiger schweigend kreist,Keiner rät, wohin er weist.Aber wenn die eh´rnen ZungenNun zum letztenmal erklungen,Auf den Turm der Herr sich stellt,Um zu richten diese Welt.Und der Herr hat nichts vergessen,Was geschehen, wird er messenNach dem Maß der Ewigkeit —O wie klein ist doch die Zeit!
Seh ich dich wieder, du geliebter Baum, In dessen junge Triebe Ich einst in jenes Frühlings schönstem Traum Den Namen schnitt von meiner ersten Liebe? Wie anders ist seitdem der Äste Bug, Verwachsen und verschwunden Im härtren Stamm der vielgeliebte Zug, Wie ihre Liebe und die schönen Stunden! Auch ich seitdem wuchs stille fort, wie du, Und nichts an mir wollt weilen, Doch meine Wunde wuchs – und wuchs nicht zu, Und wird wohl niemals mehr hienieden heilen.