Geh´ ich einsam durch die schwarzen Gassen,Schweigt die Stadt, als wär sie unbewohnt,Aus der Ferne rauschen nur die Wasser,Und am Himmel zieht der bleiche Mond.Bleib ich lang vor jenem Hause stehen,Drin das liebe, liebe Liebchen wohnt,Weiß nicht, daß sein Treuer ferne ziehet,Stumm und harmvoll, wie der bleiche Mond.Breit ich lange sehnend meine ArmeNach dem lieben, lieben Liebchen aus,Und nun sprech ich: Lebet wohl, ihr Gassen!Lebe wohl, du stilles, stilles Haus!Und du Kämmerlein im Haus dort oben,Nach dem oft das warme Herze schwoll,Und du Fensterlein, draus Liebchen schaute,Und du Türe, draus sie ging, leb wohl!Geh ich bang nun nach den alten Mauern,Schauend rückwärts oft mit nassem Blick,Schließt der Wächter hinter mir die Tore,Weiß nicht, daß mein Herze noch zurück.
Könnt´ ich einmal wieder singen,Wär´ ich wiederum gesund,Aber noch will´s Herz zerspringen,Und im Trauern schweigt der Mund.Kaum, daß die so leise KlageAus dem vollen Busen drang,Wie an einem WintertageOft schon halb ein Vogel sang.Wie aus Wolken eng verschlossenHalb oft dringt ein Sonnenblick,Bald von Regen übergossen,Wiederkehrt in sich zurück,Also hellte mein GemüteAch nur kurz ein lichter Traum,Und vom aufgeweckten LiedeHallten diese Töne kaum.
Poesie ist tiefes Schmerzen,Und es kommt das echte LiedEinzig aus dem Menschenherzen,Das ein tiefes Leid durchglüht.Doch die höchsten PoesieenSchweigen wie der höchste Schmerz;Nur wie Geisterschatten ziehenStumm sie durchs gebrochne Herz.
Wie in Gold die Wälder prangen,Rosen gleich die Bäum´ erblühn!Erde will wie Himmel glühn,Eh sie starr liegt und vergangen.Der verklärten Erden WonneFüllt mit Licht auch meine Brust,Und das Herz hüpft auf in Lust,Wie ein Vöglein in der Sonne.Solche Lust, Herz, währt nicht lange,Herz, das ist nur ein ErglühnVor dem gänzlichen VerblühnUnterm Hügel kalt und bange.
Wißt ihr, wo sind die Myriaden,Die waren, seit die Erde steht?Hat sie ein Gott zu sich geladen?Hat eine Windsbraut sie verweht?Ich kann nicht fordern noch ein Leben,Ein Paradies noch nach dem Tod.Was hab ich dieser Welt gegeben?Nichts gegen das, was sie mir bot.Ich kann nur stehn in stummer WehmutUnd, wenn mein Geist vom Leib sich trennt,Erwarten nur in tiefer Demut,Ob Gott ihn noch als Geist erkennt.
Im Feuer zu verbrennen,Ist eine schwere Pein,Doch kann ich eine nennen,Die schmerzlicher mag sein.Die Pein ist´s, das Verderben,Das Los, so manchem fällt:Langsam dahinzusterbenim Froste dieser Welt…
Was wär´ die Erde ohne Frauen?Das fühlt das Herz, ist´s Auge blind.Ein Garten wär´ sie anzuschauen,In welchem keine Blumen sind;Wär´ wie ein Tag, der ohne Sonne,Wie eine Nacht ohn´ Sternenlicht,Hätt´ nie gefühlt der Liebe Wonne,Geglaubt auch wohl an Engel nicht!Dann hätte wohl auch Gottes LiebeKein fühlend Herz auf sie gestellt;Denn wie langweilig, kalt und trübeWär´ ohne Frauen dann die Welt!Preis jeder Stunde, wo gegebenGott dieser Welt ein weiblich KindZu lichtem, warmen Frauenleben,Und wenn es noch so viele sind!
Einst hat man das Haar frisiert,Hat´s gepudert und geschmiert,Daß es stattlich glänze,Steif die Stirn begrenze.Nun läßt schlicht man wohl das Haar,doch dafür wird wunderbarDas Gehirn frisieret,Meisterlich dressieret.Auf dem Kopfe die Frisur,Ist sie wohl ganz Unnatur,Scheint mir doch passabel,Nicht so miserabelAls jetzt im Gehirn der Zopf,Als jetzt die Frisur im Kopf,Puder und PomadeIm Gehirn! – Gott Gnade!
Trifft ein Leid ein Herz voll Kummer,Wird das minder aufgeschreckt,Als wenn Leid aus seinem SchlummerEin Herz, das in Lust ist, weckt.Da im Leben mich verlassenSchmerz kaum einen Augenblick,Kann ich mich, kommt neuer, fassen, –So ist Unglück oft ein Glück.