Ist mir oft der Wunsch gekommen Abzuschütteln diese Glieder, Dieses Herz voll Sturm und Wunden – Seid mir theuer, bittre Stunden, Aber kehret niemals wieder! Kannst du zwischen Zeilen lesen, Steht es flammend dir geschrieben: Nur der Wahnsinn flucht dem Leben, Nur den Thoren macht es beben – Wers begriffen, wird es lieben.
Wellenschäume,Wolkensäume,Wünsche, Träume,Im Entfalten,Im Zerfließen festgehalten;Manch ErlebtesLängst Entschwebtes,Mit GestaltenLeicht Verwebtes,Wie sie kommen, wie sie fliehn– Launekinder, Phantasien,Bilder im Vorüberziehn,Liebespoesien!
Leb wohl, ich will dich nimmer sehn,Will nichts mehr von dir wissen,Ob Thränen mir im Auge stehn,Ich hab den Schmerz verbissen.Als wie ein Vogel flattert fort,Als wie ein Blatt im Lenz verdorrt,Als wie ein Lenz vergeht,Sei unser Traum verweht!Es ist vorbei, es thut kein gut,Wir passen nicht zusammen,In gleichem Takte springt das BlutUnd prasseln unsre Flammen.Wir liebten uns, es war ein Wahn,Wir beteten uns selber an.Geheimnis, tief und groß,Zieht an und läßt nicht los!Wir konnten auf der Herzen GrundUns schauen und erlauschen –Wir könnten schließen neuen BundUnd Lieb in Freundschaft tauschen,Geschwisterlich zusammengehn,Uns friedlich in die Augen sehn,Doch nein! Leb wohl, leb wohl!– So flieht sich gleicher Pol.
Liebesglück und Liebesschmerz –Die Minute macht zum Sklaven,O des Gottes Pfeile trafenMein gestählt gewappnet Herz.Trage Ketten, golden süß,Aber immer sind es Ketten,Goldne Ketten, süße Ketten,Aber Ketten sinds gewiß.In des Lebens BlütenzeitTief verletzt und schwer gebunden,Und in Fesseln und in WundenDennoch diese Seligkeit?
Es gilt ein Mann zu sein, ein Fürst des Lebens!Steck dir ein Ziel, verwirf den Traum!Die tausend Wünsche loderten vergebens,Und herrschen kannst du nur im Raum.Der Jüngling flieht – Jugend grüne weiter!In Thaten wohnet Poesie.Sei der Humor dein schützender Begleiter!Verlasse dieser Gott dich nie!Verzage nicht in Ungemach und Sorgen,Kampf ist die Loosung bis zum Tod.Hast du nicht Freunde treu für Heut und Morgen,Die Vieles wenden, was dir droht?Es holt der Geist vom Geiste sich Genesung,An treuer Brust ruht aus die Brust,Nur die Verlassenheit ist auch VerwesungJedweder Kraft, jedweder Lust.Die Liebe aber, die du kennst, die Liebe,Gibt sie nicht allen Wesen Schwung?Wenn sie ein Dämon aus dem Busen triebe,Dir fehlte die Beseligung.
Nun hab ichs endlich überstanden, Ich fühle mich so frei und froh,Weil ich aus den verruchten BandenMit einer kühnen That entfloh;Ich hab auf ewig sie verschworenDie schmähliche Vergangenheit.Von heute bin ich neu geboren.Und morgen kommt die bessre Zeit.Schon hat das Glück mir hergesendetAus seiner Sonnen einen Strahl,Ich jauchze, denn sie ist geendet,Die tausendfache Seelenqual.Dich, goldne Freiheit, hab ich wieder,Mir schickt die Freude ihren Gruß,Und zu mir selber kehr ich wieder Und meinem heitern Genius.
Wer keinen Freund gefunden,Und immer stand allein,Der hat auch nie empfunden rechtDas Glück, ein Mensch zu sein.Wer keinen Freund gefunden,Der ist vielleicht ein – Christ;Der ist vielleicht ein Schurke traun!Wenn er kein Esel ist.Vielleicht ein UnglücksvogelMag der Verkannte sein,Doch der ist auch der Einzige,Dem ich es kann verzeihn.
Frühling, bist du wiedergekommen?Lieblicher Lenz, du lachendes Kind!Kommst du auf dem Fluß geschwommen?Oder kommst du mit dem Wind?Unter den weichen singenden Wellen,Aus den Wassern melodisch klar,Über die Hügel, die waldig schwellen,Luget dein kluges Augenpaar.Schaue ich nur in dein sonniges Auge,Küsse ich nur deinen wonnigen Mund,Trink ich von deinem blühenden Hauche,Wird auch mein winterlich Herze gesund!
Was kleidet die Wiesen, was schmücket die Wälder, Was sprenget die Fesseln dem keuchenden Bach?Was führet die Thiere zurück in die Felder Und wehet den Klang aller Lieder wach?Es ist der Frühling, es ist die Sonne, Drum freue sich laut ein jegliches Herz,Und in der großen unsterblichen Wonne Verstumme der eitle, der menschliche Schmerz!