Noch einen Blick voll Liebessegen, Noch einen Kuß, bevor wir gehn! Als lichten Schatz auf dunkeln Wegen, Als Zehrung bis zum Wiedersehen. Ob wir auch enger uns umfassen, Die Arme schlingen wie ein Band: Es gilt zu scheiden und zu lassen, Und nicht zu ketten Hand in Hand. So wandle denn die Bahn der Schmerzen, Und weine nicht und denke mein; Leb wohl, leb wohl! Reiß Herz vom Herzen! Die Liebe wird dein Engel sein. Sie schütze dich auf deinen Wegen, Daß ich dich fröhlich wiederseh´- Noch einen Blick voll Liebessegen, Noch einen Kuß, und nun ade!
Wie lang ach! warst du in der Ferne! Zog auch mein liebend Herz mit dir, Du standest nur, gleich einem Sterne, In meinen Träumen über mir. Doch, deucht mir, warst du bei mir immer, Seh´ ich dir jetzt ins Angesicht – Weil ganz der alten Liebe Schimmer Aus deinem treuen Auge bricht. Und hältst du mich so lind umfangen Mit unverlernter Zärtlichkeit – Ist mir, als wären wir gegangen So Hand in Hand die ganze Zeit. Vergessen ist nun alles Scheiden, Daß wir einst fern, wir glauben´s kaum: Beisammen sind wir stets, wir beiden, Und nur die Trennung war ein Traum.
Im Banne deiner Augenverweilte ich manche Stunde,doch hast du nie geschauetin meiner Seele Grund.Nie hast du dich gebeugetüber meines Herzens Weh,Dein Bild darin zu sehenwie in tiefer dunkler See.Nie hat an meinem BusenDein liebes Haupt gelauscht,wie heimlich in der Tiefedie Liebe klingt und rauscht.Die Perle ruht im Meere,der Edelstein im Schacht -kehr ein, du heißgeliebte,in meines Busens Nacht!Ihm ist von allen tiefenan Reichtum keine gleich -in meinem Herzen, dann liegt dirvon Liebe ein König Reich.
Wer Liebe trägt in tiefer Brust,der ist eine sel´ger Mann –er ist es sich so klar bewußt,daß nichts ihn schrecken kann.Was auch an seinem Busen schlägt,er geht mit frohem Schritt –wer seinen Himmel in sich trägt,der fürchtet die Hölle nit.
O sel´ger Tag! O sel´ge Lust!Mein bist du! Wie ein junger Held,So lieg´ ich stolz an deiner Brust,Als läg´ ich an der Brust der Welt.Stumm darf ich ruh´n an deinem Mund,Bis ich versinke ganz in dir;Das Meer der Lust ist ohne GrundUnd schlägt zusammen über mir.
Wie ich dich liebe,Soll ich dir sagen?Wie ich dich liebe,Kannst du mich fragen?O du mein Alles,Das ich nicht lasse!Einz´ger GedankeDen ich noch fasse!Weil ich die liebe,Kann ich´s nicht sagen;Kann ich nur stumm dieSeligkeit tragen.Schau mir in´s AugeLaß´ dich umfassen –Wirst mir die Antwort,Liebster, erlassen.Wie das im HerzenWonniglich wühlet,Daß kann nur sagenWer es nicht fühlet.