Im Sommer such ein Liebchen DirIn Garten und Gefield!Da sind die Tage lang genug,Da sind die Nächte mild.Im Winter muß der süße BundSchon fest geschlossen sein,So darfst nicht lange stehn im SchneeBei kaltem Mondenschein.
Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn,Der Knecht wär selber ein Ritter gern.Er hat ihn erstochen im dunklen HainUnd den Leib versenket im tiefen Rhein. Hat angelegt die Rüstung blank,Auf des Herren Roß sich geschwungen frank.Und als er sprengen will über die Brück,Da stutzet das Roß und bäumt sich zurück.Und als er die güldnen Sporen ihm gab,Da schleudert´s ihn wild in den Strom hinab.Mit Arm, mit Fuß er rudert und ringt,Der schwere Panzer ihn niederzwingt.
Saatengrün, Veilchenduft,Lerchenwirbel, Amselschlag,Sonnenregen, linde Luft!Wenn ich solche Worte singe,Braucht es dann noch große Dinge,Dich zu preisen, Frühlingstag!
An jedem Abend geh´ ich ausHinauf den Wiesensteg.Sie schaut aus ihrem Gartenhaus,Es stehet hart am Weg.Wir haben uns noch nie bestellt,Es ist nur so der Lauf der Welt.Ich weiß nicht, wie es so geschah,Seit lange küß´ ich sie,Ich bitte nicht, sie sagt nicht: ja!Doch sagt sie: nein! auch nie.Wenn Lippe gern auf Lippe ruht,Wir hindern´s nicht, uns dünkt es gut.Das Lüftchen mit der Rose spielt,Es fragt nicht: hast mich lieb?Das Röschen sich am Taue kühlt,Es sagt nicht lange: gib!Ich liebe sie, sie liebet mich,Doch keines sagt: ich liebe dich!
Man kann im Wünschen sich vergessen,Man wünschet leicht zum Überfluß,Wir aber wünschen nicht vermessen,Wir wünschen, was man wünschen muß.Denn soll der Mensch im Leibe leben,So brauchet er sein täglich Brot,Und soll er sich zum Geist erheben,So ist ihm seine Freiheit not.
Als Kaiser Rotbart lobesamzum heil´gen Land gezogen kam,da mußt er mit dem frommen Heerdurch ein Gebirge wüst und leer.Daselbst erhub sich große Not,viel Steine gab´s und wenig Brot,und mancher deutsche Reitersmannhat dort den Trunk sich abgetan;den Pferden war´s so schwer im Magen,fast mußte der Reiter die Mähre tragen.Nun war ein Herr aus Schwabenland,von hohem Wuchs und starker Hand,des Rößlein war so krank und schwach,er zog es nur am Zaume nach;er hätt´ es nimmer aufgegeben,und kostet´s ihn das eigne Leben.So blieb er bald ein gutes Stückhinter dem Heereszug zurück;da sprengten plötzlich in die Querfünfzig türkische Ritter daher.Die huben an auf ihn zu schießen,nach ihm zu werfen mit den Spießen.Der wackre Schwabe forcht sich nit,ging seines Weges Schritt vor Schritt,ließ sich den Schild mit Pfeilen spickenund tät nur spöttisch um sich blicken,bis einer, dem die Zeit zu lang,auf ihn den krummen Säbel schwang.Da wallt dem Deutschen auch sein Blut,er trifft des Türken Pferd so gut,er haut ihm ab mit einem Streichdie beiden Vorderfüß´ zugleich.Als er das Tier zu Fall gebracht,da faßt er erst sein Schwert mit Macht,er schwingt es auf des Reiters Kopf,haut durch bis auf den Sattelknopf,haut auch den Sattel noch zu Stückenund tief noch in des Pferdes Rücken;zur Rechten sieht man wie zur Linken,einen halben Türken heruntersinken.Da packt die andern kalter Graus;sie fliehen in alle Welt hinaus,und jedem ist´s, als würd´ ihm mittendurch Kopf und Leib hindurchgeschnitten.Drauf kam des Wegs ´ne Christenschar,die auch zurückgeblieben war;die sahen nun mit gutem Bedacht,was Arbeit unser Held gemacht.Von denen hat´s der Kaiser vernommen.Der ließ den Schwaben vor sich kommen;er sprach: "Sag an, mein Ritter wert!Wer hat dich solche Streich´ gelehrt?"Der Held bedacht sich nicht zu lang:"Die Streiche sind bei uns im Schwang;sie sind bekannt im ganzen Reiche,man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.
Es stand in alten Zeiten ein Schloß, so hoch und hehr,Weit glänzt´ es über die Lande bis an das blaue Meer,Und rings von duft´gen Gärten ein blütenreicher Kranz,Drin sprangen frische Brunnen in Regenbogenglanz. Dort saß ein stolzer König, an Land und Siegen reich,Er saß auf seinem Throne so finster und so bleich;Denn was er sinnt, ist Schrecken, und was er blickt, ist Wut,Und was er spricht, ist Geißel, und was er schreibt, ist Blut.Einst zog nach diesem Schlosse ein edles Sängerpaar,Der ein´ in goldnen Locken, der andre grau von Haar;Der Alte mit der Harfe, der saß auf schmuckem Roß,Es schritt ihm frisch zur Seite der blühende Genoß.Der Alte sprach zum Jungen: "Nun sei bereit, mein Sohn!Denk unsrer tiefsten Lieder, stimm an den vollsten Ton!Nimm alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz!Es gilt uns heut, zu rühren des Königs steinern Herz."Schon stehn die beiden Sänger im hohen Säulensaal,Und auf dem Throne sitzen der König und sein Gemahl;Der König furchtbar prächtig, wie blut´ger Nordlichtschein,Die Königin süß und milde, als blickte Vollmond drein.Da schlug der Greis die Saiten, er schlug sie wundervoll,Daß reicher, immer reicher der Klang zum Ohre schwoll,Dann strömte himmlisch helle des Jünglings Stimme vor,Des Alten Sang dazwischen wie dumpfer Geisterchor.Sie singen von Lenz und Liebe, von sel´ger goldner Zeit,Von Freiheit, Männerwürde, von Treu und Heiligkeit;Sie singen von allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt,Sie singen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt.Die Höflingsschar im Kreise verlernet jeden Spott,Des Königs trotz´ge Krieger, sie beugen sich vor Gott,Die Königin, zerflossen in Wehmut und in Lust,Sie wirft den Sängern nieder die Rose von ihrer Brust."Ihr habt mein Volk verführet; verlockt ihr nun mein Weib?"Der König schreit es wütend, er bebt am ganzen Leib,Er wirft sein Schwert, das blitzend des Jünglings Brust durchdringt,Draus statt der goldnen Lieder ein Blutstrahl hoch aufspringt.Und wie vom Sturm zerstoben ist all der Hörer Schwarm.Der Jüngling hat verröchelt in seines Meisters Arm,Der schlägt um ihn den Mantel und setzt ihn auf das Roß,Er bind´t ihn aufrecht feste, verläßt mit ihm das Schloß.Doch vor dem hohen Tore, da hält der Sängergreis,Da faßt er seine Harfe, sie, aller Harfen Preis,An einer Marmorsäule, da hat er sie zerschellt,Dann ruft er, daß es schaurig durch Schloß und Gärten gellt:"Weh euch, ihr stolzen Hallen! Nie töne süßer KlangDurch eure Räume wieder, nie Saite noch Gesang,Nein! Seufzer nur und Stöhnen und scheuer Sklavenschritt,Bis euch zu Schutt und Moder der Rachegeist zertritt!Weh euch, ihr duft´gen Gärten im holden Maienlicht!Euch zeig ich dieses Toten entstelltes Angesicht,Daß ihr darob verdorret, daß jeder Quell versiegt,Daß ihr in künft´gen Tagen versteint, verödet liegt.Weh dir, verruchter Mörder! du Fluch des Sängertums!Umsonst sei all dein Ringen nach Kränzen blut´gen Ruhms!Dein Name sei vergessen, in ew´ge Nacht getaucht,Sei wie ein letztes Röcheln in leere Luft verhaucht!"Der Alte hat´s gerufen, der Himmel hat´s gehört.Die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerstört,Noch eine hohe Säule zeugt von verschwundner Pracht,Auch diese, schon geborsten, kann stürzen über Nacht.Und rings statt duft´ger Gärten ein ödes Heideland,Kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand,Des Königs Namen meldet kein Lied, kein Heldenbuch;Versunken und vergessen! Das ist des Sängers Fluch.
Frühling ists, ich laß es gelten,Und mich freuts, ich muß gestehen,Daß man kann spazieren gehen,Ohne just sich zu erkälten.Störche kommen an und Schwalben,Nicht zu frühe! nicht zu frühe!Blühe nur, mein Bäumchen, blühe!Meinethalben, meinethalben!Ja! ich fühl ein wenig Wonne,Denn die Lerche singt erträglich,Philomele nicht alltäglich,Nicht so übel scheint die Sonne.Daß es keinen überrasche,Mich im grünen Feld zu sehen!Nicht verschmäh ichs auszugehen,Kleistens ›Frühling‹ in der Tasche!
Auf den Wald und auf die Wiese, Mit dem ersten Morgengrau, Träuft ein Quell vom Paradiese, Leiser, frischer Maientau; Was den Mai zum Heiligtume Jeder süßen Wonne schafft, Schmelz der Blätter, Glanz der Blume, Würz und Duft, ist seine Kraft. Wenn den Tau die Muschel trinket, Wird in ihr ein Perlenstrauß; Wenn er in den Eichstamm sinket, Werden Honigbienen draus; Wenn der Vogel auf dem Reise Kaum damit den Schnabel netzt, Lernet er die helle Weise, Die den ernsten Wald ergetzt. Mit dem Tau der Maienglocken Wascht die Jungfrau ihr Gesicht, Badet sie die goldnen Locken, Und sie glänzt von Himmelslicht; Selbst ein Auge, rot geweinet, Labt sich mit den Tropfen gern,Bis ihm freundlich niederscheinet, Taugetränkt, der Morgenstern. Sink denn auch auf mich hernieder, Balsam du für jeden Schmerz! Netz auch mir die Augenlider! Tränke mir mein dürstend Herz! Gib mir Jugend, Sangeswonne, Himmlischer Gebilde Schau, Stärke mir den Blick zur Sonne, Leiser, frischer Maientau!
"Hast du das Schloß gesehen,Das hohe Schloß am Meer?Golden und rosig wehenDie Wolken drüber her.Es möchte sich niederneigenIn die spiegelklare Flut;Es möchte streben und steigenIn der Abendwolken Glut.""Wohl hab ich es gesehen,Das hohe Schloß am Meer,Und den Mond darüber stehen,Und Nebel weit umher.""Der Wind und des Meeres WallenGaben sie frischen Klang?Vernahmst du aus hohen HallenSaiten und Festgesang?""Die Winde, die Wogen alleLagen in tiefer Ruh´,Einem Klagelied aus der HalleHört´ ich mit Thränen zu.Sahest du oben gehenDen König und sein Gemahl?Der roten Mäntel Wehen,Der goldnen Kronen Strahl?Führten sie nicht mit WonneEine schöne Jungfrau dar,Herrlich wie eine Sonne,Strahlend im goldnen Haar?""Wohl sah ich die Eltern beide,Ohne der Kronen Licht,Im schwarzen Trauerkleide;Die Jungfrau sah ich nicht."