Jeden Morgen in meinem Gartenöffnen neue Blüten sich dem Tag.Überall ein heimliches Erwarten, das nun länger nicht mehr zögern magDie Lenzgestalt der Natur ist doch wunderschön,wenn der Dornbusch blüht und die Erdemit Gras und Blumen prangert.
Ist gar ein holder Knabe er!Als ob er´s Bild der Liebe wär´.Sieht freundlich aus und weiß und rot,Hat große Lust am Butterbrot,Hat blaue Augen, gelbes Haar,Und Schelm im Nacken immerdar,Hat Arm´ und Beine rund und voll!Und alles, wie man´s haben soll.Nur eines fehlt dir, lieber Knabe!Eins nur: daß ich dich noch nicht habe.
Die Römer, die, vor vielen hundert Jahren,Das erste Volk der Erde waren,Doch wenigstens sich dünkten, es zu sein;Die großen Schreiber ihrer TatenUnd Dichter auch und große Redner hatten,Und Weise groß und klein;Die stolz auf ihrer Helden Scharen,Auf ihre Regulos und Scipione waren,Und Ursach hatten, es zu sein;Die fingen endlich an und aßen Ochsenbraten,Frisierten sich und tranken fleißig Wein -Da war´s geschehn um ihre Heldentaten,Um ihrer Dichter edle Reih´n,Um ihre Redner, ihre Schreiber;Da wurden´s große dicke Leiber,Und Memoirs- und Zeitungsschreiber,Und ihre Seelen wurden klein;Da kamen Oper und Kastraten,Und Ehebruch und Advokaten,Und nistelten sich ein.Oh, die verdammten Ochenbraten!Oh, der verdammte Wein!
Er liegt und schläft an meinem Herzen,mein guter Schutzgeist sang ihn ein;und ich kann fröhlich sein und scherzen,kann jeder Blum´ und jedes Blatts mich freu´n.Nachtigall, Nachtigall, ach!Sing mir den Amor nicht wach!
Es stand ein Sternlein am Himmel,Ein Sternlein guter Art;Das thät so lieblich scheinen,So lieblich und so zart.Ich wußte seine StelleAm Himmel, wo es stand;Trat Abends vor die SchwelleUnd suchte bis ich´s fand.Und blieb dann lange stehen,Hat große Freud in mir;Das Sternlein anzusehen,Und dankte Gott dafür.Das Sternlein ist verschwunden,Ich suche hin und her;Wo ich es sonst gefunden,Und find es nun nicht mehr.
´s ist Krieg! ´s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,und rede du darein!´s ist Krieg – und ich begehrenicht schuld daran zu sein.Was sollt´ ich machen, wenn im Schlaf mit Grämenund blutig, bleich und blaß,die Geister der Erschlagnen zu mir kämenund vor mir weinten – was?Wenn wackre Männer sich die Ehre suchten,verstümmelt und halb totim Staub sich vor mir wälzten und mir fluchtenin ihrer Todesnot?Wenn tausend Väter, Mütter, Bräute,so glücklich vor dem Krieg,nun alle elend, alle arme Leute,wehklagten über mich?Wenn Hunger, böse Seuch´ und ihre NötenFreund, Freund und Feind ins Grabversammelten und mir zu Ehren krähtenvon einer Leich herab?Was hülf´ mir Kron und Land und Gold und Ehre?Die könnten mich nicht freu´n!´s ist leider Krieg – und ich begehrenicht schuld daran zu sein.
Ich sehe oft um Mitternacht,wenn ich mein Werk getanund niemand mehr im Hause wacht,die Stern´ am Himmel an.Sie gehn da, hin und her zerstreut,als Lämmer auf der Flur;in Rudeln auch und aufgereihtwie Perlen an der Schnur;und funkeln alle weit und breit,und funkeln rein und schön;ich seh die große Herrlichkeitund kann mich satt nicht sehn,dann saget unterm Himmelszeltmein Herz mir in der Brust:"Es gibt was Bess´res in der Welt,als all ihr Schmerz und Lust."Ich werf mich auf mein Lager hinund liege lange wachund suche es in meinem Sinnund sehne mich darnach.
Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön! So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.
Meine Mutter sagt´ mir:"Deine Lippen gab dirZum Sprechen, Tochter, die Natur,Und zum Sprechen brauch´ sie nur."Warum sind sie so rot?Oh, ich könnt´ auch mit weißen Lippen sprechen,Und warum gebotMeine Mutter: nur zum Sprechen?Wer zeigt mir armen Mädchen an,Was mein Mund mehr als sprechen kann?
Sieben kleine Meisensaßen auf dem Ast.Sieben kleine Meisenhielten kurze Rast.Sieben kleine Meisengaben sich Bericht,Sieben kleine Meisen.Ich verstand sie nicht.Sieben kleine Meisenflogen wieder fortin die blaue Weite.Und ich blieb am Ort.Liebe sieben Meisenkommt doch wieder her,liebe sieben Meisenund erzählt mir mehr!