Meine Ohren horchen in die Nacht,Wie der Regen seinen Tanzschritt macht.Ruhe, eine der uralten Ammen,Singt ihr Lied mit Dunkelheit zusammen,Und der Regen tanzt auf flinken Füßen.Alle handeln wie die Herzen müssen,Alle wandeln frisch und unverfroren.Nur die Liebe wird mit Angst geboren,Nur der Sehnsucht ruhen nie die Ohren.
Der Abendhimmel leuchtet wie ein Blumenstrauß;Wie rosige Wicken und rosa Klee sehen die Wolken aus.Den Strauß umschließen die grünen Bäume und Wiesen,Und leicht schwebt über der goldenen HelleDes Mondes Sichel wie eine silberne Libelle.Die Menschen aber gehen versunken tief drinnen im Strauß,wie die Käfer trunken, und finden nicht mehr heraus.
Nachtfalterkommen verlorenWie Gedanken ausdem Dunkel geboren,Sie müssen dem Tagaus dem Wege gehenUnd kommen zum Fensterum hellzusehen.Und in die Nachstilleversunken,Flattern sie zuckendund trunken,Sie haben nie Sonne,nie Honig genossen,Die Blumen allesind ihnen verschlossen.Nur wo bei Lampendie Sehnsucht wacht,Verliebte sich grämenin schlafloser NachtDa stürzen sie in das Licht,sich zu wärmen,Das Licht,das Tränen bescheintund Härmen:Die Falter der Nacht,die Sonne nie kennen,Sie müssen an den Lampender Sehnsucht verbrennen.
Die Welt hat kein Gesicht von greifbarer Gestalt.Vor einem Kind malt sie sich stolz und wie ein Held,Vor einem Greise ohne Durst, wie tausendjährig Holz so alt,Den Dummen quält die Welt stets kopfgestellt.Dem Kühlen und dem Stummen ist sie kalt versteint,Die Schwachen fühlen sie als Tränensack, der greint.Dem Trotzigen ist sie voll Mühlen, gegen die er ficht,Dem Gütigen stets wohlgemeint voll Schwergewicht,Dem Richter ist sie ewiges Weltgericht.Ein unwirklich und tief Gedicht ist sie dem Dichter,Verliebten lieblos oder voller Liebe;Der Welt Gesicht sind aller Welt Gesichter.
Wunschlose SeligkeitStrömt deine Nähe über mich.Der Alltag wird zur Sonntagszeit,Unsterblich schlingt das Leben sichUm uns. Und MenschengöttlichkeitFühl´ ich bei dir durch dich.Was einst gewesen, weiß ich kaum.Die enge Welt wird weiter Raum.Und Holz wird Eisen, Eisen HolzUnd Stolz wird Demut, Demut Stolz.Gar wunderbare WeisenSingt dann bei seinem KreisenMein Blut im Paradies für mich.Es haben alle Wünsche Ruh´, –Ich weiß nicht mehr, wer bist dann du.Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich.
Es hingen, wie duftende Hände von Frauen,Blaß die Akazienblüten im Blauen;Sie streuten uns süße Betäubung aus,Die Füße fanden nicht mehr nach Haus.Wir suchten im Gras nach tiefgrünen Ecken,Wollten berauscht das Auge verstecken;Kein Versteck war uns dunkel genug,Weil´s Auge Feuer ins Dunkel trug.Es hingen an Gittern die Rosen wie Tropfen,Wie Herzen, die schmachtend an Gitter klopfen;Vor Rosen fanden wir kaum das Haus,Rosen brannten das Auge aus.Und wär´ ich erblindet, wär´ dies geschehen,Ich müßte immer und ewig dich sehen,Denn keine Blindheit macht dunkel genug,Weil ich im Auge wie Feuer dich trug.
Ich möchte mir Freuden wie aus roten Steinbrüchen brechen,Möchte Brücken schlagen tief in die Wolken hinein;Möchte mit Bergen sprechen wie Glocken in hohen Türmen,Wie Laubbäume ragen und mit den Frühlingen stürmenUnd wie ein dunkler Strom der Ufer Schattenwelt tragen.Fiel gern als Abenddunkel in alle Gassen hinein,Drinnen Burschen die Mädchen suchen und fassen.Möchte rollend das Blut aller Verliebten seinUnd von Liebe und Sehnsucht niemals verlassen.
Jetzt ist es Herbst,Die Welt ward weit,Die Berge öffnen ihre ArmeUnd reichen dir Unendlichkeit.Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,Die Bäume sehen in den Staub,Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.Jetzt ist es Herbst,das Herz ward weit.Das Herz, das viel gewandert ist,Das sich vergnügt mit Lust und List,Das Herz muß gleich den Bäumen lauschenUnd Blicke mit dem Staube tauschen.Es hat geküßt, ahnt seine Frist,Das Laub fällt hin, das Herz vergißt.
Maimond schwebt über dem FlußUnd liegt mir glatt vor dem Fuß.Das Wasser rückt nicht von der StelleUnd lugt nur hinauf in die Helle.Ich schau übers Flußbett hinüber –Ein Lied schlägt die Brücke herüber.Es lacht eine NachtigallEine Brücke aus Freude und Schall.Es regt sich der Nachtwind im Laub –Es fiel ein Gedanke zum Staub –Maimond aus vergangenen JahrenLiegt streichelnd auf alternden Haaren.Maimond zog mich hin mit VerzückenSacht über die singende Brücken,Und jünger wurde mein Gang,Solange die Nachtigall sang.
Als siehst Du in ein Buch hinein,Und des blassen Papieres heller ScheinLiegt Dir im Gesicht, und bleich wie SteinWird Deine Stirn von des Buches Licht.So gehst Du im Herbst den Weg, den hellen.Die Bäume stehen wie wächserne Zellen,Durchsichtig wie Körbe, lose geflochten,Vom Licht durchflackert an allen Stellen;Sie sind gleich Kerzen mit langen Dochten.Und bleich beschienen von fremden Schmerzen,Geht jeder unter den Bäumen hin,Bleich, als trägt er die Last von Eisen und Erzen,Und liest erblaßt des Lebens Sinn.