Grau verwirrt der leere Wald.Mit tausend blauglühenden Ätheraugen,Hoch durch schwarzen Fichtenbehang,Irren Heere blauer gigantischer Blüten.Von fremden Dolden,Niemand hat je sie belauscht,Blüht jeder Morgen im GraseEisiger Samen.Graue Frauen,Die lautlos im Reigen kamen,Sind lautlos gegangen.Der Bleichen JuwelenStrahlende FädenIrisgrün, irisgolden,Hangen an allen Zweigen.In nackten Kronen singenWachszarte Ströme der Sonne.Um bloße Säulen,Auf weißen Schwingen kreistEinäugig ein Aar,Das Schweigen.
Die Nacht macht alle Bäume gleich,Sie stehen wie die dunklen MauernVon einem unterirdischen ReichUnd wie Gestalten, die am Wege kauern.Doch ihre Frühlingsgeister halten mit dir Schritt.Sie senden Blütenrauch im Dunkeln herUnd gehen abwechselnd am Wege mit,Und sie verlassen dich nur schwer.Nie sind der Frühlingsnacht die Wege leer.
O Regen sag´ du kommst so hoch daher,Ist droben auch der Tag spurlos und leer?Du fällst zum Fluß und schwimmst zum Meer,Glaubst, du enteilst dem Leid und suchst Genuß?O wüßten alle nur, was doch ein jeder wissen muß:Die Tage lassen keine Spur, so wenig wieDer Regen auf dem Fluß, —Die Liebe nur…
Da die Nacht mit Laternen noch draußen stand,Der Schlaf und der Träume glitzernder FächerUm Haus und Himmel ausgespannt,Da sang an mein Bett weit über die Dächer,Da sang vor der Stund´, eh´ mit bläulicher HandDer Morgen sich unter den Sternen durchfand,Eine Amsel aus Finster und Fernen.Eh´ noch den Laternen das Licht verflackt,Hat schon die Amsel die Sehnsucht gepackt.Sie sang, von Inbrunst aufgeweckt,Mit dem Herz, das ihr heiß in der Kehle steckt.Sie sang von Lieb´, die sich aufgemachtUnd durch die schlafenden Mauern lacht.
Nun sind wir draußen in der grünen StilleUnd gehen sonder Wille für uns hin.Nur Blätter sprechen laut um uns mit Sausen.Es jagt vor uns des Morgenwindes Brausen,Und Baum und Blätter wollen mit ihm fliehn.Er ist ein Reiter, einer von den Kühnen,Und Schatten winken hinter ihm im Grünen.Vom Haselstrauch und Eichenlaub umgebenSind stille Winkel, wo kein Lufthauch geht;Wo man sich taub hinlegt vom lauten Leben,Und wo das Gras voll Sommerwärme steht.Die Meisen zirpen und die Gräser raunenUnd warten auf den Tag und seine Launen.Man starrt mit ihnen in den Morgenrauch den blauenUnd küßt und könnte überm Küssen gern ergrauen.
Ach, nur die Lieder unserer Stunden,Leg ich als den Entgelt dir hinFür deine Lieb´, der täglich wiederIch neue Lieder schuldig bin.Ich bin der Reichste von den Reichen,So lang es deinem Blut gefälltUnd kann die Schuld doch nie begleichen,Und bin der Ärmste von der Welt,Wenn mal mein Tag kein Lied enthält.
Die Sehnsucht peitscht mit scharfem Dorn,Sie reitet mich wildUnd gibt mir den Sporn,Und ob mein Herz streitet,Sie macht mir die Hände zu Hufen aus HornUnd rennt mit mir durch die Wände.Die Sehnsucht, sie ist wie Salz im Meer,Die Zunge wird mir bitter,Und Durst klebt schwerIn Gaumen und Brust.Und wie der Schaum auf Wellen lebt,So mir die Sehnsucht am Munde schwebt.Wie Wellen, die sich erdrücken müssen,Erdrücken sich meine verlassenen LippenIn Sehnsucht nach deinen Küssen.
O Grille, sing,Die Nacht ist lang.Ich weiß nicht, ob ich leben darfBis an das End von deinem Sang.Die Fenster stehen aufgemacht.Ich weiß nicht, ob ich schauen darfBis an das End von dieser Nacht.O Grille, sing, sing unbedacht,Die Lust geht hin,Und Leid erwacht.Und Lust im Leid, -Mehr bringt sie nicht, die lange Nacht.
Die Welt hat kein Gesicht von greifbarer Gestalt.Vor einem Kind malt sie sich stolz und wie ein Held,Vor einem Greise ohne Durst, wie tausendjährig Holz so alt,Den Dummen quält die Welt stets kopfgestellt.Dem Kühlen und dem Stummen ist sie kalt versteint,Die Schwachen fühlen sie als Tränensack, der greint.Dem Trotzigen ist sie voll Mühlen, gegen die er ficht,Dem Gütigen stets wohlgemeint voll Schwergewicht,Dem Richter ist sie ewiges Weltgericht.Ein unwirklich und tief Gedicht ist sie dem Dichter,Verliebten lieblos oder voller Liebe;Der Welt Gesicht sind aller Welt Gesichter.
Die Schmetterlinge ziehen durch den GartenWie Blumen, die von ihren Stengeln fliehen,Und Rosen, wie mein Herz erhitzt und schwer,Gaben im Duft die volle Seele her.Sie locken süß an allen heißen Wegen,Die Sonne aber trägt mein Feuer dir entgegen.