Jetzt ist es Herbst,Die Welt ward weit,Die Berge öffnen ihre ArmeUnd reichen dir Unendlichkeit.Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,Die Bäume sehen in den Staub,Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.Jetzt ist es Herbst,das Herz ward weit.Das Herz, das viel gewandert ist,Das sich vergnügt mit Lust und List,Das Herz muß gleich den Bäumen lauschenUnd Blicke mit dem Staube tauschen.Es hat geküßt, ahnt seine Frist,Das Laub fällt hin, das Herz vergißt.
Maimond schwebt über dem FlußUnd liegt mir glatt vor dem Fuß.Das Wasser rückt nicht von der StelleUnd lugt nur hinauf in die Helle.Ich schau übers Flußbett hinüber –Ein Lied schlägt die Brücke herüber.Es lacht eine NachtigallEine Brücke aus Freude und Schall.Es regt sich der Nachtwind im Laub –Es fiel ein Gedanke zum Staub –Maimond aus vergangenen JahrenLiegt streichelnd auf alternden Haaren.Maimond zog mich hin mit VerzückenSacht über die singende Brücken,Und jünger wurde mein Gang,Solange die Nachtigall sang.
Sommermonde machen Stroh aus Erde,Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde,Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden,Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen.Blumen nahen sich mit großen Köpfen und scharlachen,Blau und grün und gelb ist das Gartenbeet, hell zum Greifen,Als ob grell mit Pfauenschweifen ein Komet vorüberweht.Und mein Blut, das atemlos bei den sieben Farbenstreifen stille steht,Fragt sich: wenn die Blum´, Baum und Felder sich verschieben,Ob zwei Menschen, wenn die Welt vergeht,Zweie, die sich lieben, nicht von allen Wundern übrig blieben.
Da die Nacht mit Laternen noch draußen stand,Der Schlaf und der Träume glitzernder FächerUm Haus und Himmel ausgespannt,Da sang an mein Bett weit über die Dächer,Da sang vor der Stund´, eh´ mit bläulicher HandDer Morgen sich unter den Sternen durchfand,Eine Amsel aus Finster und Fernen.Eh´ noch den Laternen das Licht verflackt,Hat schon die Amsel die Sehnsucht gepackt.Sie sang, von Inbrunst aufgeweckt,Mit dem Herz, das ihr heiß in der Kehle steckt.Sie sang von Lieb´, die sich aufgemachtUnd durch die schlafenden Mauern lacht.
Noch ist kein Blatt am Baum,Noch keine weiße Blüte hingestellt,Kein Halm sein Spiel im Wind noch hat.Gelb, wie ein irdener Krug, liegt jeder Acker in dem Raum.Die Lerche aber steigt und fällt,Ein kleiner Fink im Schlehdorn geigt,Und eine Amsel in dem finstern kahlen BaumAufschluchzend Zwiesprach mit der Leere hält.Das ewig ungeduldige Herz ist längst vor jeder Blüte wach,Erzählt und ruft den Abendnebeln nach,Und seine Sehnsucht laut der Liebe Nest aus nichts aufbaut.
Da draußen regnet es weit und breit.Es regnet graugraue Verlassenheit.Es plaudern tausend flüsternde Zungen.Es regnet tausend Erinnerungen.Der Regen Geschichten ums Fenster rauscht.Die Seele gern dem Regen lauscht.Der Regen hält dich im Haus gefangen.Die Seele ist hinter ihm hergegangen.Die Insichgekehrte ist still erwacht,Im Regen sie weiteste Wege macht.Du sitzt mit stummem Gesicht am Fenster,Empfängst den Besuch der Regengespenster.
Grau verwirrt der leere Wald.Mit tausend blauglühenden Ätheraugen,Hoch durch schwarzen Fichtenbehang,Irren Heere blauer gigantischer Blüten.Von fremden Dolden,Niemand hat je sie belauscht,Blüht jeder Morgen im GraseEisiger Samen.Graue Frauen,Die lautlos im Reigen kamen,Sind lautlos gegangen.Der Bleichen JuwelenStrahlende FädenIrisgrün, irisgolden,Hangen an allen Zweigen.In nackten Kronen singenWachszarte Ströme der Sonne.Um bloße Säulen,Auf weißen Schwingen kreistEinäugig ein Aar,Das Schweigen.
Über den leeren mächtigen BäumenHängen die schmächtigen Sterne,Umdrängen den Mond im Kreise.Sehnsüchte leben auch in den prächtigen Himmelsräumen,Und auch Gestirne kommen aus ihrem Geleise.Keine Sonne, kein Stern kann sich der Sehnsucht erwehren,Alle Leben leiden und lachen auf gleiche Weise.Leben heißt Sehnsucht verehren;Niemals der Tod, die Geliebte allein kann dir Ruhe bescheren.
Die blühenden blauen Konraden,Sie fielen mit den Ähren;Das Korn liegt still in SchwadenIm Sonnenschein, im schweren.Kaum ein paar kurze WochenSind die Felder glühend zu sehen;Gleich muß die Sense dann pochen,Und Stoppeln bleiben kalt stehen.Wenn Augenblicke erwarmen,Fühlst ihren Atem kaum wehen,Da entsinken sie schon unsern Armen –Die Luft ist voll Kommen und Gehen.
Bin heut im erstarrten Garten gewesen,Wo ich in Deinem Auge einst Lieder gelesen;Wo die Biene den Tropfen Seligkeit sog,Und wie ein Stückchen Himmel der Schmetterling flog.Wo der Mond aufstieg wie der Liebe Lob,Wie ein Herz das sich von der Erde hob,Und wo jetzt die Wurzeln der Blumen verwesen,Hab ich in toten Blättern noch Lieder gelesen.