Geht, ihr meine Tränen, gehtund erweichet der ihr Herze,die wie eine Klippe steht,unbewegt von meinem Schmerze,die das, was mein Herze bricht,sieht und wills doch sehen nicht!Fliegt, ihr meine Seufzer ihr,nehmet eure Kraft zusammen!Blaset, wie ihr tut bei mir,auf bei ihr die Liebesflammen,dass sie, wenn sie sieht auf mich,lichter lohe brenn´ als ich!Meine Boten, so fahrt hin,schafft mir Rat, so viel ihr könnet,und vergnüget meinen Sinn,der sich selbsten kaum besinnet!Bringt nicht ihr mir ihre Gunst,so ist alle Kunst umsunst.
In allen meinen Tatenlaß ich den Höchsten raten,der alles kann und hat,er muß zu allen Dingen,soll´s anders wohl gelingen,selbst geben Rat und Tat.
Ein getreues Hertze wissen /hat deß höchsten Schatzes Preiß.Der ist seelig zu begrüssen /der ein treues Hertze weiß.Mir ist wol bey höchstem Schmertze /denn ich weiß ein treues Hertze. Läufft das Glücke gleich zu zeitenanders als man will und meynt /ein getreues Hertz´ hilfft streiten /wieder alles / was ist feind.Mir ist wol bey höchstem Schmertze /denn ich weiß ein treues Hertze. Sein vergnügen steht alleinein deß andern Redligkeit.Hält deß andern Noth für seine.Weicht nicht auch bey böser Zeit.Mir ist wol bey höchstem Schmertze /denn ich weiß ein treues Hertze. Gunst die kehrt sich nach dem Glücke.Geld und Reichthum das zersteubt.Schönheit läst uns bald zu rücke.Ein getreues Hertze bleibt.Mir ist wol bey höchstem Schmertze /denn ich weiß ein treues Hertze. Eins ist da seyn / und geschieden.Ein getreues Hertze hält.Giebt sich allezeit zu frieden.Steht auff / wenn es nieder fällt.Ich bin froh bey höchstem Schmertze /denn ich weiß ein treues Hertze. Nichts ist süßers / als zwey Treue /wenn sie eines worden seyn.Diß ists / das ich mich erfreue.Und Sie giebt ihr Ja auch drein.Mir ist wol bey höchstem Schmertze /denn ich weiß ein treues Hertze. Fleming
Ihm hab ich mich ergeben,Zu sterben und zu leben,Sobald er mir gebeut;Es sei heut´ oder morgen,Dafür laß ich ihn sorgen,Er weiß allein die rechte Zeit.
Schlafe wohl, geliebtes Kind,so viel tapfre Helden sterben,ganze Völker gar verderben,und die Zeit verstiebt wie Wind;wie soll da ein Mensch bestehn ?Muß dies Ganze doch vergehn.Schlafe wohl! Wir Armen, wirbleiben, was wir immer waren:jung von Weisheit, alt von Jahren,unverständig für und für,stumm an Mund, an Augen blind,Kinder, wie wir kommen sind.
Laß dich nur nichts dauernMit Trauern!Sei stille!Wie Gott es fügt,Mein Wille.Was willst du heute sorgenAuf morgen?Der EineSteht allem für,Der gibt auch dirDas Deine.Sei nur in allem HandelOhn´ Wandel!Steh´ feste!Was Gott beschleußt,Das ist und heißtDas Beste.
Und gleichwohl kann ich anders nicht, Ich muss ihr günstig sein, Obgleich der Augen stolzes Licht Mir mißgönnt seinen Schein. Ich will, ich soll, ich soll, ich muß dich lieben, Dadurch wir beid´ uns nur betrüben, Weil mein Wunsch doch nicht gilt Und du nicht hören wilt. Wie manchen Tag, wie manche Nacht, Wie manche liebe Zeit Hab ich mit Klagen durchgebracht, Und du verlachst mein Leid! Du weißt, du hörst, du hörst, du siehst die Schmerzen, Und nimmst der´ keinen doch zu Herzen, So daß ich zweifle fast, Ob du ein Herze hast. Bist du denn harter Stein und Stahl Die man doch zwingen kann? Feld, Wiesen, Wälder, Berg und Tal Sehn meine Wehmut an. Die Vögel seufzen, was ich klage. Der hohle Busch ruft, was ich sage. Du nur, du Stolze du, Hältst Ohr und Augen zu. Ach denke, denke, was du tust. Ich kann nicht anders sein. Ich hab an meinem Leiden Lust, Du hassest meine Pein. Kann ich denn keine Huld erlangen, So laß mich die Gunst nur empfangen Und wolle doch mit mir, Daß ich stracks sterbe hier.
Nirgends hin als auf den Mund:Da sinkt´s in des Herzens Grund;Nicht zu frei, nicht zu gezwungen,Nicht mit gar zu fauler Zungen.Nicht zuwenig, nicht zuviel:Beides wird sonst Kinderspiel;Nicht zu laut und nicht zu leise:Bei dem Maß ist rechte Weise.Nicht zu nahe, nicht zu weit:Dies macht Kummer, jenes Leid;Nicht zu trocken, nicht zu feuchte,Wie Adonis Venus reichte.Nicht zu harte, nicht zu weich,Bald zugleich, bald nicht zugleich,Nicht zu langsam, nicht zu schnelle,Nicht ohn Unterschied der Stelle.Halb gebissen, halb gehaucht,halb die Lippen eingetaucht,Nicht ohn Unterschied der Zeiten,Mehr alleine denn bei Leuten.Küsse nun ein jedermann,Wie er weiß, will, soll und kann!Ich nur und die Liebste wissen,Wie wir uns recht sollen küssen.
Sei dennoch unverzagt, gib dennoch unverloren,Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,Vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren,Nimm dein Verhängnis an, lass alles unbereut.Tu, was getan muß sein, eh man dir´s gebeut.Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein GlückeIst sich ein jeder selbst. Schau alle Sachen an,Dies alles ist in dir. Laß deinen eitlen Wahn,Und eh du vorwärts gehst, so geh in dich zurücke.Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,Dem ist die weite Welt und alles untertan.