1Als ich dich kaum gesehn,mußt es mein Herz gestehn,ich könnt dir nimmermehrvorübergehn.Fällt nun der Sternenscheinnachts in mein Kämmerlein,lieg ich und schlafe nichtund denke dein.Ist doch die Seele meinso ganz geworden dein,zittert in deiner Hand,tu ihr kein Leid!2Einen Brief soll ich schreibenmeinem Schatz in der Fern;sie hat mich gebeten,sie hätt´s gar zu gern.Da lauf ich zum Krämer,kauf Tint und Papierund schneid mir ein´ Federund sitz nun dahier.Als wir noch mitsammenuns lustig gemacht,da haben wir nimmerans Schreiben gedacht.Was hilft mir nun Federund Tint und Papier!Du weißt, die Gedankensind allzeit bei dir.
Noch wandert er; doch hinter ihmschon liegen längst die blauen Berge;kurz ist der Weg, der noch zu gehn,und tief am Ufer harrt der Ferge*. Doch blinket schon das Abendrotund glühet durch das Laub der Buchen;so muß er denn auch heute nochwie sonst am Wege Herberg suchen.Die liegt in grünen Ranken ganzund ganz vom Abendschein umglommen;am Tore steht ein blondes Kindund lacht ihn an und sagt Willkommen.Seitab am Ofen ist der Platz;schon kommt der Wirt mit blankem Kruge.Das ist ein Wein! – So trank er ihnvor Jahren einst in vollem Zuge.Und endlich schaut der Mond hereinvon draußen durch die dunklen Zweige;es wird so still; der alte Mannschlürft träumerisch die letzte Neige.Und bei des bleichen Sternes Scheingedenkt er ferner Sommertage,nur halb ein lauschend Ohr geneigt,ob jemand klopf´ und nach ihm frage.(*Fährmann)
Ans Haff nun fliegt die Möwe,Und Dämmrung bricht herein;Über die feuchten WattenSpiegelt der Abendschein Graues Geflügel huschetNeben dem Wasser her;Wie Träume liegen die InselnIm Nebel auf dem Meer. Ich höre des gärenden SchlammesGeheimnisvollen Ton,Einsames Vogelrufen –So war es immer schon. Noch einmal schauert leiseUnd schweiget dann der Wind;Vernehmlich werden die Stimmen,Die über der Tiefe sind.
Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußtUnd leise mehr und mehr von meiner Brust;Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,Doch fühl´ ich wohl, ich muß dich gehen lassen.So laß mich denn, bevor du weit von mirIns Leben gehst, noch einmal danken dir;Und magst du nie, was rettungslos vergangen,In schlummerlosen Nächten heimverlangen.Hier steh´ ich nun und schaue bang zurück;Vorüberrinnt auch dieser Augenblick,Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,Wir werden keine mehr zusammenleben.
Das ist die Drossel, die da schlägt,Der Frühling, der mein Herz bewegt;Ich fühle, die sich hold bezeigen,Die Geister aus der Erde steigen.Das Leben fließet wie ein Traum –Mir ist wie Blume, Blatt und Baum.
Blühende Myrte –Ich hoffte süße Frucht von dir zu pflücken;Die Blüte fiel, nun seh ich, daß ich irrte.Schnell welkende Winden –Die Spur von meinen Kinderfüßen sucht ichAn eurem Zaun, doch konnt ich sie nicht finden.Muskathyazinthen –Ihr blühtet einst in Urgroßmutters Garten;Das war ein Platz, weltfern, weit, weit dahinten.Dunkle Zypressen –Die Welt ist gar zu lustig:Es wird doch alles vergessen.
Hier an der BergeshaldeVerstummet ganz der Wind;Die Zweige hängen nieder;Darunter sitzt das Kind.Sie sitzt im Thymiane,Sie sitzt in lauter Duft;Die blauen Fliegen summenUnd blitzen durch die Luft.Es steht der Wald so schweigend,Sie schaut so klug darein;Um ihre braunen LockenHinfließt der Sonnenschein.Der Kuckuck lacht von ferne,Es geht mir durch den Sinn:Sie hat die goldnen AugenDer Waldeskönigin.
Mitunter weicht von meiner Brust,Was sie bedrückt seit deinem Sterben;Es drängt mich, wie in Jugendlust,Noch einmal um das Glück zu werben.Doch frag´ ich dann: was ist das Glück?So kann ich keine Antwort geben,Als die, daß du mir kämst zurück,Um so wie einst mit mir zu leben.Dann seh´ ich jenen Morgenschein,Da wir dich hin zur Gruft getragen;Und lautlos schlafen die Wünsche ein,Und nicht mehr will ich das Glück erjagen.
Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,Doch blieben meine Arme leer;Der Stimme Zauber, der du sonstNie widerstandest, galt nicht mehr.Was jetzt dein Leben füllen wird,Wohin du gehst, wohin du irrst,Ich weiß es nicht; ich weiß allein,Daß du mir nie mehr lächeln wirst.Doch kommt erst jene stille Zeit,Wo uns das Leben läßt allein,Dann wird, wie in der Jugend einst,Nur meine Liebe bei dir sein.Dann wird, was jetzt geschehen mag,Wie Schatten dir vorübergehn,Und nur die Zeit, die nun dahin,Die uns gehörte, wird bestehn.Und wenn dein letztes Kissen einstBeglänzt ein Abendsonnenstrahl,Es ist die Sonne jenes Tags,Da ich dich küßte zum erstenmal.
Wenn einsam du im Kämmerlein gesessen,wenn dich der Schlummer floh die lange Nacht,dann hast du oft, so sprichst du, mein gedacht;doch, wenn die Sonne kommen unterdessen,wenn dir die Welt und jeglich Aug gelacht,hast du auch dann wohl jemals mein gedacht?