Wenn einsam du im Kämmerlein gesessen,wenn dich der Schlummer floh die lange Nacht,dann hast du oft, so sprichst du, mein gedacht;doch, wenn die Sonne kommen unterdessen,wenn dir die Welt und jeglich Aug gelacht,hast du auch dann wohl jemals mein gedacht?
Meine Mutter hat´s gewollt,Den andern ich nehmen sollt;Was ich zuvor besessen,Mein Herz sollt es vergessen;Das hat es nicht gewollt.Meine Mutter klag ich an,Sie hat nicht wohlgetan;Was sonst in Ehren stünde,Nun ist es worden Sünde.Was fang ich an?Für all mein Stolz und FreudGewonnen hab ich Leid.Ach, wär das das nicht geschehen,Ach, könnt ich betteln gehenÜber die braune Heid.
Wieder einmal ausgeflogen,Wieder einmal heimgekehrt;Fand ich doch die alten FreundeUnd die Herzen unversehrt.Wird uns wieder wohl vereinenFrischer Ost und frischer West?Auch die losesten der VögelTragen allgemach zu Nest.Immer schwerer wird das Päckchen,Kaum noch trägt es sich allein;Und in immer engre FesselnSchlinget uns die Heimat eln.Und an seines Hauses SchwelleWird ein jeder festgebannt;Aber Liebesfäden spinnenHeimlich sich von Land zu Land.
Schon ins Land der PyramidenFlohn die Störche übers Meer;Schwalbenflug ist längst geschieden,Auch die Lerche singt nicht mehr.Seufzend in geheimer KlageStreift der Wind das letzte Grün;Und die süßen Sommertage,Ach, sie sind dahin, dahin!Nebel hat den Wald verschlungen,Der dein stillstes Glück gesehn;Ganz in Duft und DämmerungenWill die schöne Welt vergehn.Nur noch einmal bricht die SonneUnaufhaltsam durch den Duft,Und ein Strahl der alten WonneRieselt über Tal und Kluft.Und es leuchten Wald und Heide,Daß man sicher glauben mag,Hinter allem WinterleideLieg´ ein ferner Frühlingstag.
Du schläfst – so will ich leise flehen: O schlafe sanft! und leise will ich gehen, Daß dich nicht störe meiner Tritte Gang, Daß du nicht hörest meiner Stimme Klang.
Heute, nur heute Bin ich so schön;Morgen, ach morgenMuß alles vergehn!Nur diese StundeBist du noch mein;Sterben, ach sterbenSoll ich allein.
Doch du bist fern, und meine Jugend mußVon dir vereinzelt in sich selbst verlodern;Ich kann dir nicht, wie meine Brust begehrt,Das Höchste geben und das Höchste fordern.Kaum darf ich hoffen, daß die späte ZeitNoch unsre welken Hände mög vereinen,Damit wir das verlorne JugendglückVereinigt, doch vergebens dann beweinen.
Mitunter weicht von meiner Brust,Was sie bedrückt seit deinem Sterben;Es drängt mich, wie in Jugendlust,Noch einmal um das Glück zu werben.Doch frag´ ich dann: was ist das Glück?So kann ich keine Antwort geben,Als die, daß du mir kämst zurück,Um so wie einst mit mir zu leben.Dann seh´ ich jenen Morgenschein,Da wir dich hin zur Gruft getragen;Und lautlos schlafen die Wünsche ein,Und nicht mehr will ich das Glück erjagen.
Nun sei mir heimlich zart und lieb;Setz deinen Fuß auf meinen nun!Mir sagt es: Ich verließ die Welt,Um ganz auf dir allein zu ruhn;Und dir: o ließe mich die Welt,Und könnt ich friedlich und allein,Wie deines leichten Fußes jetzt,So deines Lebens Träger sein!
Die Zeit ist hin; du löst dich unbewußtUnd leise mehr und mehr von meiner Brust;Ich suche dich mit sanftem Druck zu fassen,Doch fühl´ ich wohl, ich muß dich gehen lassen.So laß mich denn, bevor du weit von mirIns Leben gehst, noch einmal danken dir;Und magst du nie, was rettungslos vergangen,In schlummerlosen Nächten heimverlangen.Hier steh´ ich nun und schaue bang zurück;Vorüberrinnt auch dieser Augenblick,Und wieviel Stunden dir und mir gegeben,Wir werden keine mehr zusammenleben.