Das Mädchen mit den hellen Augen,Die wollte keines Liebste sein;Sie sprang und ließ die Zöpfe fliegen,Die Freier schauten hinterdrein. Die Freier standen ganz von ferneIn blanken Röcken lobesam."Frau Mutter, ach, so sprecht ein WörtchenUnd macht das liebe Kindlein zahm!" Die Mutter schlug die Händ´ zusammen,Die Mutter rief: "Du töricht Kind,Greif zu, greif zu! Die Jahre kommen,Die Freier gehen gar geschwind!" Sie aber ließ die Zöpfe fliegenUnd lachte alle Weisheit aus;Da sprang durch die erschrocknen FreierEin toller Knabe in das Haus. Und wie sie bog das wilde Köpfchen,Und wie ihr Füßchen schlug den Grund,Er schloß sie fest in seine ArmeUnd küßte ihren roten Mund. Die Freier standen ganz von ferne,Die Mutter rief vor Staunen schier:"Gott schütz dich vor dem ungeschlachten,Ohn Maßen groben Kavalier!
Du bissest die zarten Lippen wund,Das Blut ist danach geflossen;Du hast es gewollt, ich weiß es wohl,Weil einst mein Mund sie verschlossen.Entfärben ließt du dein blondes HaarIn Sonnenbrand und Regen;Du hast es gewollt, weil meine HandLiebkosend darauf gelegen.Du stehst am Herd in Flammen und Rauch,Daß die feinen Hände dir sprangen;Du hast es gewoll, ich weiß es wohl,Weil mein Auge daran gehangen.
Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,ich nahm es so im Wandern mit,auf daß es einst mir möge sagen,wie laut die Nachtigall geschlagen,wie grün der Wald, den ich durchschritt.
Wieder einmal ausgeflogen,Wieder einmal heimgekehrt;Fand ich doch die alten FreundeUnd die Herzen unversehrt.Wird uns wieder wohl vereinenFrischer Ost und frischer West?Auch die losesten der VögelTragen allgemach zu Nest.Immer schwerer wird das Päckchen,Kaum noch trägt es sich allein;Und in immer engre FesselnSchlinget uns die Heimat eln.Und an seines Hauses SchwelleWird ein jeder festgebannt;Aber Liebesfäden spinnenHeimlich sich von Land zu Land.
Du weißt es, alle, die da sterben,Und die für immer scheiden gehn,Sie müssen, wär´s auch zum Verderben,Die Wahrheit ohne Hehl gestehn,So leg´ ich´s denn in deine Hände,Was immer mir das Herz bewegt;Es ist die letzte Blumenspende,Auf ein geliebtes Grab gelegt.
Es rauscht, die gelben Blätter fliegen,Am Himmel steht ein falber Schein; Du schauerst leis und drückst dich festerIn deines Mannes Arm hinein.Was nun von Halm zu Halme wandelt,Was nach den letzten Blumen greift,Hat heimlich im VorübergehenAuch dein geliebtes Haupt gestreift.Doch reißen auch die zarten Fäden,Die warme Nacht auf Wiesen spann –Es ist der Sommer nur, der scheidet;Was geht denn uns der Sommer an?Du legst die Hand an meine StirneUnd schaust mir prüfend ins Gesicht;Aus deinen milden FrauenaugenBricht gar zu melancholisch Licht.Erlosch auch hier ein Duft, ein Schimmer,Ein Rätsel, das dich einst bewegt,Daß du in meiner Hand gefangenDie freie Mädchenhand gelegt?O schaudre nicht! Ob auch unmerklichDer schönste Sonnenschein verrann –Es ist der Sommer nur, der scheidet;Was geht denn uns der Sommer an?
Da sitzt der Kauz im UlmenbaumUnd heult und heult im Ulmenbaum.Die Welt hat für uns beide Raum!Was heult der Kauz im UlmenbaumVon Sterben und von Sterben?Und übern Weg die Nachtigall,Genüber pfeift die Nachtigall.O weh, die Lieb ist gangen all!Was pfeift so süß die NachtigallVon Liebe und von Liebe?Zur Rechten hell ein Liebeslied,Zur Linken grell ein Sterbelied!Ach, bleibt denn nichts, wenn Liebe schied,Denn nichts als nur ein SterbeliedKaum wegbreit noch hinüber?
Schon ins Land der PyramidenFlohn die Störche übers Meer;Schwalbenflug ist längst geschieden,Auch die Lerche singt nicht mehr.Seufzend in geheimer KlageStreift der Wind das letzte Grün;Und die süßen Sommertage,Ach, sie sind dahin, dahin!Nebel hat den Wald verschlungen,Der dein stillstes Glück gesehn;Ganz in Duft und DämmerungenWill die schöne Welt vergehn.Nur noch einmal bricht die SonneUnaufhaltsam durch den Duft,Und ein Strahl der alten WonneRieselt über Tal und Kluft.Und es leuchten Wald und Heide,Daß man sicher glauben mag,Hinter allem WinterleideLieg´ ein ferner Frühlingstag.
Ein Punkt nur ist es, kaum ein Schmerz,Nur ein Gefühl, empfunden eben;Und dennoch spricht es stets darein,Und dennoch stört es dich zu leben.Wenn du es andern klagen willst,so kannst du´s nicht in Worte fassen.Du sagst dir selber: »Es ist nichts!«Und dennoch will es dich nicht lassen.So seltsam fremd wird dir die Welt,Und leis verläßt dich alles Hoffen,Bis du es endlich, endlich weißt,Daß dich des Todes Pfeil getroffen.