Über die Heide hallet mein Schritt;dumpf aus der Erde wandert es mit.Herbst ist gekommen, Frühling ist weit –gab es denn einmal selige Zeit?Brauende Nebel geistern umher;schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.Wär´ ich hier nur nicht gegangen im Mai!Leben und Liebe – wie flog es vorbei!
Was ich gefehlt, des einen bin ich frei;Gefangen gab ich niemals die Vernunft,Auch um die lockendste Verheißung nicht;Was übrig ist, – ich harre in Geduld.Auch bleib der Priester meinem Sarge fern;Zwar sind es Worte, die der Wind verweht,Doch will es sich nicht schicken, daß ProtestGepredigt werde dem, was ich gewesen,Indem ich ruh´ im Bann des ew´gen Schweigens.
Ans Haff nun fliegt die Möwe,Und Dämmrung bricht herein;Über die feuchten WattenSpiegelt der Abendschein Graues Geflügel huschetNeben dem Wasser her;Wie Träume liegen die InselnIm Nebel auf dem Meer. Ich höre des gärenden SchlammesGeheimnisvollen Ton,Einsames Vogelrufen –So war es immer schon. Noch einmal schauert leiseUnd schweiget dann der Wind;Vernehmlich werden die Stimmen,Die über der Tiefe sind.
Wir haben nicht das Glück genossenIn irdischer Gelassenheit,In Qualen ist´s emporgeschossen,Wir wußten nichts von Seligkeit. Verzehrend kam´s in Sturm und Drange;Ein Weh nur war es, keine Lust!Es bleichte deine zarte WangeUnd brach den Atem meiner Brust. Es schlang uns ein in wilde Fluten,Es riß uns in den jähen Schlund;Zerschmettert fast und im VerblutenLag endlich trunken Mund auf Mund. Des Lebens Flamme war gesunken;Des Lebens Feuerquell verrauscht,Bis wir auf´s neu den GötterfunkenUmfangend, selig eingetauscht.
Mitunter weicht von meiner Brust,Was sie bedrückt seit deinem Sterben;Es drängt mich, wie in Jugendlust,Noch einmal um das Glück zu werben.Doch frag´ ich dann: was ist das Glück?So kann ich keine Antwort geben,Als die, daß du mir kämst zurück,Um so wie einst mit mir zu leben.Dann seh´ ich jenen Morgenschein,Da wir dich hin zur Gruft getragen;Und lautlos schlafen die Wünsche ein,Und nicht mehr will ich das Glück erjagen.
Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,Doch blieben meine Arme leer;Der Stimme Zauber, der du sonstNie widerstandest, galt nicht mehr.Was jetzt dein Leben füllen wird,Wohin du gehst, wohin du irrst,Ich weiß es nicht; ich weiß allein,Daß du mir nie mehr lächeln wirst.Doch kommt erst jene stille Zeit,Wo uns das Leben läßt allein,Dann wird, wie in der Jugend einst,Nur meine Liebe bei dir sein.Dann wird, was jetzt geschehen mag,Wie Schatten dir vorübergehn,Und nur die Zeit, die nun dahin,Die uns gehörte, wird bestehn.Und wenn dein letztes Kissen einstBeglänzt ein Abendsonnenstrahl,Es ist die Sonne jenes Tags,Da ich dich küßte zum erstenmal.
Du gehst an meiner Seite hinUnd achtest meiner nicht;Nun schmerzt mich deine weiße Hand,Dein süßes Angesicht.O sprich wie sonst ein liebes Wort,Ein einzig Wort mir zu!Die Wunden bluten heimlich fort,Auch du hast keine Ruh.Der Mund, der jetzt zu meiner QualSich stumm vor mir verschließt,Ich hab ihn ja so tausendmal,Viel tausendmal geküßt.Was einst so überselig war,Bricht nun das Herz entzwei;Das Aug´, das meine Seele trank,Sieht fremd an mir vorbei.
Am Weihnachtsonntag kam er zu mir,In Jack´ und Schurzfell, und roch nach BierUnd sprach zwei Stunden zu meiner QualVon Zinsen und von Kapital;Ein Kerl, vor dem mich Gott bewahr!Hat keinen Festtag im ganzen Jahr
Da sitzt der Kauz im UlmenbaumUnd heult und heult im Ulmenbaum.Die Welt hat für uns beide Raum!Was heult der Kauz im UlmenbaumVon Sterben und von Sterben?Und übern Weg die Nachtigall,Genüber pfeift die Nachtigall.O weh, die Lieb ist gangen all!Was pfeift so süß die NachtigallVon Liebe und von Liebe?Zur Rechten hell ein Liebeslied,Zur Linken grell ein Sterbelied!Ach, bleibt denn nichts, wenn Liebe schied,Denn nichts als nur ein SterbeliedKaum wegbreit noch hinüber?
Hör mir nicht auf solch Geschwätze,Liebes Herz, daß wir PoetenSchon genug der Liebeslieder,Ja zuviel gedichtet hätten.Ach, es sind so kläglich wenig,Denn ich zählte sie im stillen,Kaum genug, dein NadelbüchleinSchicklich damit anzufüllen.Lieder, die von Liebe reimen,Kommen Tag für Tage wieder;Doch wir zwei Verliebte sprechen:Das sind keine Liebeslieder.