Mich wurmt es, wenn ich nur dran denke. –Es saß zu München in der SchenkeEin Protz mit dunkelroter NaseBeim elften oder zwölften Glase.Da schlich sich kümmerlich heranEin armer, alter Bettelmann,Zog vor dem Protzen seinen HutUnd fleht: Gnä Herr, ach sein S´ so gut!Der Protz jedoch, fuchsteufelswild,Statt was zu geben, flucht und schilt:Gehst raus, du alter Lump, du schlechter!Nix möcht´ er, als grad saufen möcht´ er!
In Tours, zu Bischof Martins Zeit,Gab´s Krüppel viel und Bettelleut.Darunter auch ein Ehepaar,Was glücklich und zufrieden war.Er, sonst gesund, war blind und stumm;Sie sehend, aber lahm und krummAn jedem Glied, bis auf die ZungeUnd eine unverletzte Lunge.Das paßte schön. Sie reitet ihnUnd, selbstverständlich, leitet ihnAls ein geduldig Satteltier,Sie obenauf, er unter ihr,Ganz einfach mit geringer Müh,Bloß durch die Worte Hott und Hü,Bald so, bald so, vor allen DingenDahin, wo grad die Leute gingen.Fast jeder, der´s noch nicht gesehn,Bleibt unwillkürlich stille stehn,Ruft: "Lieber Gott, was ist denn das?"Greift in den Sack, gibt ihnen wasUnd denkt noch lange gern und heiterAn dieses Roß und diesen Reiter.So hätten denn gewiß die zweiDurch fortgesetzte Bettelei,Vereint in solcherlei Gestalt,Auch ferner ihren Unterhalt,Ja, ein Vermögen sich erworben,Wär´ Bischof Martin nicht gestorben.Als dieser nun gestorben war,Legt man ihn auf die TotenbahrUnd tät´ ihn unter WeheklagenFein langsam nach dem Dome tragenZu seiner wohlverdienten Ruh.Und sieh, ein Wunder trug sich zu.Da, wo der Zug vorüberkam,Wer irgend blind, wer irgend lahm,Der fühlte sich sogleich genesen,Als ob er niemals krank gewesen.Oh, wie erschrak die lahme Frau!Von weitem schon sah sie´s genau,Weil sie hoch oben, wie gewohnt,Auf des Gemahles Rücken thront."Lauf", rief sie, "laufe schnell von hinnen,Damit wir noch beizeit entrinnen."Er läuft, er stößt an einen Stein,Er fällt und bricht beinah ein Bein.Die Prozession ist auch schon da.Sie zieht vorbei. Der Blinde sah,Die Lahme, ebenfalls kuriert,Kann gehn, als wie mit Öl geschmiert,Und beide sind wie neugeborenUnd kratzen sich verdutzt die Ohren.Jetzt fragt es sich: Was aber nun?Wer leben will, der muß was tun.Denn wer kein Geld sein eigen nenntUnd hat zum Betteln kein TalentUnd hält zum Stehlen sich zu feinUnd mag auch nicht im Kloster sein,Der ist fürwahr nicht zu beneiden.Das überlegten sich die beiden.Sie, sehr begabt, wird eine fescheGesuchte Plätterin der Wäsche.Er, mehr beschränkt, nahm eine AxtUnd spaltet Klötze, daß es knackst,Von morgens früh bis in die Nacht.Das hat Sankt Martin gut gemacht.
Du warst noch so ein kleines MädchenVon acht, neun Jahren ungefähr, Da fragtest du mich vertraut und wichtig:Wo kommen die kleinen Kinder her?Als ich nach Jahren dich besuchte,Da warst du schon über den Fall belehrt,Du hattest die alte vertrauliche FrageHübsch praktisch gelöst und aufgeklärt.Und wieder ist die Zeit vergangen.Hohl ist der Zahn und ernst der Sinn.Nun kommt die zweite wichtige Frage:Wo gehen die alten Leute hin?Madam, ich habe mal vernommen,Ich weiß nicht mehr so recht von wem:Die praktische Lösung dieser FrageSei eigentlich recht unbequem.
Ich wußte, sie ist in der Küchen,Ich bin ihr leise nachgeschlichen.Ich wollt´ ihr ew´ge Treue schwörenUnd fragen, willst du mir gehören?Auf einmal aber stutzte ich.Sie kramte zwischen dem Gewürze;Dann schneuzte sie und putzte sichDie Nase mit der Schürze.
Das Messer blitzt, die Schweine schrein,Man muß sie halt benutzen,Denn jeder denkt: »Wozu das Schwein,Wenn wir es nicht verputzen?«Und jeder schmunzelt, jeder nagtNach Art der Kannibalen,Bis man dereinst »Pfui Teufel!« sagtZum Schinken aus Westfalen.
Es grünte allenthalben.Der Frühling wurde wach.Bald flogen auch die Schwalbenhell zwitschernd um das Dach.Sie sangen unermüdlichund bauten außerdemam Giebel rund und niedlichihr Nest aus feuchtem Lehm.Und als sie eine Wochesich redlich abgequälthat nur am Eingangslocheein Stückchen noch gefehlt.Da nahm der Spatz, der Schlingel,die Wohnung in Besitz.Jetzt hängt ein Strohgeklüngelhervor aus ihrem Schlitz.Nicht schön ist dies Gebarenund wenig ehrenwertvon einem, der seit Jahrenmit Menschen viel verkehrt.
Sei es freundlich, sei es böse,Meist genügend klar und scharfKlingt des Mundes WortgetöseFür den täglichen Bedarf.Doch die Höchstgefühle heischenIhren ganz besondern Klang;Dann sagt grunzen oder kreischenMehr als Rede und Gesang.
Ein eigner Kerl war Krischan Bolte,Er tat nicht gerne was er sollte.Als Kind schon ist er so gewesen.Religion, Rechtschreiben und LesenFielen für ihn nicht ins Gewicht:Er sollte zur Schule und wollte nicht.Später kam er zu Meister Pfriem.Der zeigte ihm redlich und sagte ihm,Jedoch umsonst, was seine Pflicht:Er sollte schustern und wollte nicht.Er wollte sich nun mal nicht quälen,Deshalb verfiel er auf das Stehlen.Man faßt ihn, stellt ihn vor Gericht:Er sollte bekennen und wollte nicht.Trotzdem verdammt man ihn zum Tode.Er aber blieb nach seiner ModeEin widerspenstiger Bösewicht:Er sollte hängen und wollte nicht.
Zur Arbeit ist kein Bub geschaffen,Das Lernen findet er nicht schön;Er möchte träumen, möchte gaffenUnd Vogelnester suchen gehn.Er liebt es, lang im Bett zu liegen.Und wie es halt im Leben geht:Grad zu den frühen MorgenzügenKommt man am leichtesten zu spät.
Wo du bist und wo ich sei,Ferneweg und nahebei;Überall und auch indessenWerd´ ich deiner nicht vergessen;Dein gedenk´ ich, still erfreut,Selbsten in der Einsamkeit;Ja, im dicksten PublikumSchwebt mein Geist um dich herum.