Die Selbstkritik hat viel für sich. Gesetzt den Fall, ich tadle mich, So hab´ ich erstens den Gewinn, Daß ich so hübsch bescheiden bin; Zum zweiten denken sich die Leut, Der Mann ist lauter Redlichkeit; Auch schnapp´ ich drittens diesen Bissen Vorweg den andern Kritiküssen; Und viertens hoff´ ich außerdem Auf Widerspruch, der mir genehm. So kommt es denn zuletzt heraus, Daß ich ein ganz famoses Haus.
Ein Künstler auf dem hohen Seil,der alt geworden mittlerweil,stieg eines Tages vom Gerüstund sprach: Nun will ich unten bleibenund nur noch Hausgymnastik treiben,was zur Verdauung nötig ist.Da riefen alle: Oh, wie schad!Der Meister scheint doch allnachgradzu schwach und steif zum Seilbesteigen!Ha! denkt er, dies wird sich zeigen!Und richtig, eh der Markt geschlossen,treibt er aufs neu die alten Possen,hoch in der Luft, und zwar mit Glück,bis auf ein kleines Mißgeschick.Er fiel herab in großer Eileund knickte sich die Wirbelsäule.Der alte Narr! Jetzt bleibt er krumm!So äußert sich das Publikum.
Das Messer blitzt, die Schweine schrein,Man muß sie halt benutzen,Denn jeder denkt: »Wozu das Schwein,Wenn wir es nicht verputzen?«Und jeder schmunzelt, jeder nagtNach Art der Kannibalen,Bis man dereinst »Pfui Teufel!« sagtZum Schinken aus Westfalen.
Es saß der fromme Meister Mit Weib und Kind bei Tisch. Ach, seine Lebensgeister Sind nicht wie sonst so frisch. Er sitzt mit krummem Nacken Vor seinem Leibgericht, Er hält sich beide Backen, Worin es heftig sticht. Das brennt wie heiße Kohlen. Au, schreit er, au, verdammt! Der Teufel soll sie holen, Die Zähne allesamt! Doch gleich, wie es in Nöten Wohl öfter schon geschah, Begann er laut zu beten: Hilf, Apollonia! Kaum, daß aus voller Seele Er diesen Spruch getan, Fällt aus des Mundes Höhle Ihm plötzlich jeder Zahn.Und schmerzlos, Dank dem Himmel, Schmaust er, wie ´s sonst der Brauch, Nur war es mehr Gemümmel, Und lispeln tät er auch. Pohsit! Wie klingt so niedlich Des Meisters Säuselton. Er trank, entschlummert friedlich, Und horch, da schnarcht er schon.
Laß doch das ew´ge Fragen,Verehrter alter Freund.Ich will von selbst schon sagen,Was mir vonnöten scheint.Du sagst vielleicht dagegen:Man fragt doch wohl einmal.Gewiß! Nur allerwegenIst mir´s nicht ganz egal.Bei deinem FragestellenHat eines mich frappiert:Du fragst so gern nach Fällen,Wobei ich mich blamiert.
Ich wußte, sie ist in der Küchen,Ich bin ihr leise nachgeschlichen.Ich wollt´ ihr ew´ge Treue schwörenUnd fragen, willst du mir gehören?Auf einmal aber stutzte ich.Sie kramte zwischen dem Gewürze;Dann schneuzte sie und putzte sichDie Nase mit der Schürze.
Wer Bildung hat, der ist empört,Wenn er so schrecklich fluchen hört.Dies "Nasowolltich", dies "Parblö",Dies ewige "Ojemineh",Dies "Eipotztausendnocheinmal",Ist das nicht eine Ohrenqual?Und gar "Daßdichdasmäusleinbeiß",Da wird mir´s immer kalt und heiß.Wie oft wohl sag ich: Es ist häßlich,Ist unanständig, roh und gräßlich.Ich bitt und flehe: Laßt es sein,Denn es ist sündlich. Aber nein,Vergebens ring ich meine Hände,Die Flucherei nimmt doch kein Ende.
Sag, wie wär es, alter Schragen,Wenn du mal die Brille putztest,Um ein wenig nachzuschlagen,wie du deine Zeit benutztest.Oft wohl hätten dich so gerneWeiche Arme warm gebettet;Doch du standest kühl von ferne,Unbewegt wie angekettet.Oft wohl kam´s daß du die schöneZeit vergrimmtest und vergrolltest,Nur weil diese oder jeneNicht gewollt, so wie du wolltest.Demnach hast du dich vergebensMeistenteils herumgetrieben;Denn die Summe unsres LebensSind die Stunden, wo wir lieben.
Ein Töpfchen stand im DunkelnAn stillverborgener Stelle.Ha, rief es, wie wollt ich funkeln,Käm ich nur mal ins Helle.Ihm geht es wie vielen Narren.Säß einer auch hinten im Winkel,So hat er doch seinen SparrenUnd seinen aparten Dünkel.
Wie liegt die Welt so frisch und tauigvor mir im Morgensonnenschein.Entzückt vom hohen Hügel schau ichins frühlingsgrüne Tal hinein.Mit allen Kreaturen bin ichin schönster Seelenharmonie.Wir sind verwandt, ich fühl es innig,und eben darum lieb ich sie.Und wird auch mal der Himmel grauer:Wer voll Vertraun die Welt besieht,den freut es, wenn ein Regenschauermit Sturm und Blitz vorüberzieht.